19.04.2023

Musikkassetten sind Kult!

Wer hätte das gedacht - Die Kompaktkassette ist zurück. Was steckt hinter dem Trend ?

Are Music Lovers Bored Of Vinyl And Moving On To Cassette Tapes?

Warum verkaufen sich Musikkassetten wieder so gut?

Wer hätte das gedacht: es gibt noch immer Fans der alten Kassetten (das sind analoge Audio-Bänder in einem kompakten Format). In den 80s war die Kompaktkassette eines der meistgenutzten Audio-Medien neben der Schallplatte. Eine Marktbericht aus England zeigt nun, dass die Kompaktkassette lebt. 2018 ging es erstmals steil bergauf mit den Tapes. Der Verkauf war damals von 2017 auf 2018 um weit über 100% gestiegen. Damals wurden laut der Official Charts Company immerhin 50.000 bespiele Kassetten verkauft, das war der höchste Wert seit 2004. Über derartige Werte würden sich heute keine Musikmanager mehr freuen: Längst sind die Verkaufszahlen (auch in Deutschland) sechsstellig.

Dabei spielt der klassische Einzelhandel keine Rolle, dort sind die Musikkassetten aus dem Sortiment verschwunden. Die meisten Tapes wurden über die Webseiten der jeweiligen Künstler verkauft. Eine der erfolgreichsten Kompaktkassette-Veröffentlichungen der letzten Jahre war übrigens der Soundtrack zu "Bohemian Rhapsody", dem Film über die Band Queen.

Die Wiedergeburt des nervigen Bandsalats?

Die Musikkassette verbindet ja einige Nachteile. Eine recht überschaubare Spielzeit kommt in einer relativ großen Hülle daher. Zudem ist ein Tape kein Speicher, der einen schnellen Zugriff auf die Daten ermöglicht. Da kommt das sogenannte "Spulen" ins Spiel. Ein manueller Vorgang, bei dem das Band an den Anfangspunkt eines Musikstücks versetzt wird. Das dauert bei einem MP3-Player den Bruchteil einer Sekunde, bei der Musikkassette gerne mal 30 Sekunden. Und jetzt kommt der Hammer: den Anfang der Songs muss man suchen! Gerne mit einem analogen Zähler - damals mit drei Stellen. Nochmal: der Nutzer muss sich den Anfangspunkt der Musikstücke notieren, um später an diese Stelle langwierig zu spulen. Usability in den 80ern.

Damit sind die Nachteile noch nicht komplett. Die Musikkassetten mögen keine Kälte oder Wärme - Magnetismus killt sie. Die Tonqualität ist bescheiden (mit Ausnahme der 1992 vorgestellten Digital Compact Cassette) und die Technik anfällig. In den 80ern nannte man das Bandsalat: verwickeltes Magnetband. Durch schnell wechselndes Vor- und Rückspulen und ungleichmäßigen Bandlauf kam es zu mechanischen Verwerfungen. In vielen Fällen bedeutete ein Bandsalat das Ende der Musikkassette.

Aber es gibt auch (kleine) Vorteile der Kompaktkassette

Im Gegensatz zu Vinyl ist die Produktion von Tapes billig und schnell realisierbar. Das war in den 80ern das große Argument für Tapes. Flohmärkte wurden mit illegalen Musikkopien geflutet. Die Musikindustrie reagiert mit dem verzweifelten Aufruf "Home Taping Is Killing Music".

Haben wir da den tatsächlichen Hintergrund für den Kompaktkassette-Hype der letzten Jahre? Denn das Tape stand, grade in den späten 80ern, für Underground und Selbstbestimmtheit. Die Kassette, mit ihren geringen Herstellungskosten und der Möglichkeit, sie selbst zu Hause zu vervielfältigen, bedeutete Freiheit. Und das insbesondere in der DDR, wo die Raubkopie noch gleich innere Opposition gegen das System bedeutete.

U2: The Edge, Adam Clayton, Larry Mullen junior & Bono

"Songs Of Surrender" erschien als Kompaktkassette

Anfang 2023 erschien "Songs Of Surrender" von U2: 40 alte Songs im neuen Gewand. Also: wie würde U2 klingen, wenn die Klassiker der Band heute aufgenommen würden?

Ganz trendy veröffentlichen U2 das neue Album auch als Kompaktkassette. Und auch hier horchen Sammler auf, denn die Tapes landen oft als ikonische Deko im Regal, zumindest öfter als im Tapedeck.

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