Was war das eigentlich mit Depeche Mode und der DDR?
Weshalb war es mit dem Fankult im Osten soviel krasser als im Westen und wie kam es schließlich zu dem Konzert 1988 in Ost-Berlin?
Im westdeutschen Radio wurde die Musik von Depeche Mode natürlich gespielt. Das hörten auch die Kids in der DDR und mochten die Briten, die auch optisch schon anders aussahen als viele andere Popstars ihrer Zeit. Depeche Mode Fans in der DDR, erkannten sich damals oft auf der Straße an der Art wie sie sich kleideten: Eine Michung aus Punk & Wave Fashion. Da war natürlich auch viel Erfindungsgeist dabei, denn damals konnte man nicht einfach alles irgendwo ordern, schon gar nicht in der DDR.
Anfang 1988 dann ein neues Phänomen: In der DDR bildeten sich sogenannte Depeche Mode Fancliquen. Wenn man damals musikbegeistert war, hatte man nur eine Chance: Man musste sich vernetzen. Es gab immer nur sehr wenige Tonträger und keine Übersicht, welche Platte es wo gab. Daher das Netzwerk: Wenn in irgendeinem Plattenladen, zwei Vinyls standen, konnte man Jemand anderen Bescheid geben. Natürlich schob man sich innerhalb dieser Fancliquen auch die Platten und Kassetten zu und überspielte sich die gegenseitig.
Ende der 80er soll es rund 70 dieser Depeche Mode Fanclubs im Osten gegeben haben. In Dresden beispielsweise gab es eine Fanclique namens New Life, benannt nach einem Song vom Album „Speak & Spell“ (1981), die illegal sogar Depeche Mode-Newsletter druckten.
Die Staatssicherheit war stellenweise überfordert mit dem großen Drang der Jugend Popkultur auch in der DDR ausleben zu wollen. Es war ihnen aber offensichtlich klar, dass sie die Kids nicht (nur) mit den Puhdys und Karat bei Stange halten konnten und so duldete man beispielsweise auch die Depeche Mode-Fancliquen.
Anderthalb Jahre vor dem Fall der Mauer dann der große Tag: Am 7. März 1988 feierte die kommunistische freie Deutsche Jugend (FdJ) ihren 42. Geburtstag. Die FdJ lud die Briten ein und Dave Gahan, Martin Gore, Andrew Fletcher & Alan Wilder kamen.
Das Konzert fand in Ost-Berlin in der Werner-Seelenbinder-Halle statt, die vier Jahre nach dem Konzert abgerissen wurde. In der Halle hatten damals 6.000 Menschen Platz. Die Tickets für Depeche Mode kosteten 15 Ostmark. Konzerttickets ließen sich damals nicht so einfach kaufen, man musste schon die richtigen Kontakte zur FdJ haben, um Tickets zu bekommen. Einige berichteten danach ihre Karten auf dem DDR-Schwarzmarkt für bis zu 800 Mark gekauft zu haben.