ABC - The Look of Love
ABC “The Look Of Love”. Per Zufall zum Welthit.
1982 ist die Popwelt recht diffus: Auf der einen Seite dominieren die Ausläufer des Punks noch immer die Charts. Bands wie The Clash oder Siouxsie And The Banshees haben nach wie vor jede Menge Fans - vor allem in England. Auf der anderen Seite sind da immer mehr junge Leute in adretten Maßanzügen, die Lust auf einen neuen Hochglanzsound haben. Sie stehen für New Wave.
Einer von ihnen ist der junge Martin Fry. Er wächst im gebeutelten Sheffield auf. Das ehemalige Zentrum der britischen Stahlindustrie ist damals längst im Niedergang begriffen. Massenarbeitslosigkeit und Armut prägen die Stadt zu Beginn der 80er Jahre. Nicht gerade ein Ort für Zuversicht und Optimismus. Aber in Sheffield bildet sich eine kreative Musikszene. Auch The Human League kommen hierher - und Joe Cocker. Martin Fry betreibt ein Fan-Magazin. Das Heft namens “Modern Drugs” entsteht in Eigenarbeit am Schwarzweiß-Drucker. Erste Ausgabe: 1979.
Dann steht ein Interview mit der Band Vice Versa auf dem Plan. Die Szene in Sheffield ist noch überschaubar. Martin Fry kennt die Vice Versa-Musiker Mark White und Stephen Singleton schon vorher.
Das Gespräch läuft gut, sehr gut sogar. Die Drei verstehen sich großartig und plötzlich machen die Musiker Martin Fry spontan ein Angebot. Mark White beschreibt es so: “Wir fanden das Interview so klasse, das wir Martin auf der Stelle fragten, ob er in unsere Band kommen will”. Tja, und das ist nichts anderes als die Geburtsstunde von: ABC!
Für den neuen, elektronischen Sound der Band hat Martin Fry schon den perfekten Producer im Kopf. Einer, der mit dem Song “Video Killed The Radio Star” schon einen amtlichen Hit gelandet: Trevor Horn.
Der Beginn der Arbeit an den ersten Songs fürs Album fällt für Martin Fry in eine schwierige Zeit: Seine Freundin hat sich von ihm getrennt. Das, was er im Überschwang der Gefühle für die Liebe seines Lebens hielt – plötzlich ein Scherbenhaufen. Und so entsteht die Idee eines Konzeptalbums über die Liebe - das “Lexicon Of Love”.
Auf speziellen Wunsch von Trevor Horn soll Martin Frys Ex sogar persönlich im Lied auftauchen. Der perfektionistische Producer will alles so authentisch wie möglich haben. “Wenn du schon solche Sachen machst, dann müssen sie auch so echt wie möglich sein”, erklärt Trevor Horn in einem Interview. Und tatsächlich, die Frau, die Martin Frys Herz gebrochen hat, ist wirklich in “The Look of Love” zu hören. Doch es wird noch wilder.
ABC arbeiten im Studio an “The Look Of Love”. Martin Fry und die Band hadern gerade mit einem Part des Songs, für den sie einfach keine gute Idee haben. Ein Gitarren- oder Saxophon-Solo kommt nicht in Frage. Da platzt völlig unerwartet ein Gast ins Studio - ein schlanker, korrekt gekleideter Mann in Maßanzug und mit fescher, modischer Popper-Fönfrisur. Zumindest sieht er auf Fotos aus dem Jahr 1982 genauso aus. Der Name des Mannes: David Bowie.
Der will eigentlich seinen Kumpel Tony Visconti besuchen, der unter anderem David Bowies “Space Oddity” produziert hat. Als David Bowie mitbekommt, dass die Jungs von ABC ein Problem mit einem ihrer Songs haben, hat er sofort eine Idee: Packt doch einen gesprochenen Text rein – so wie auf einem Anrufbeantworter.
Martin Fry versteht erst gar nicht, was er meint: Ein Anrufbeantworter? Mitten im Song? Wie soll das funktionieren? Aber dann setzen sie David Bowies Vorschlag zu: "Martin, maybe one day you'll find true love".
Ausgerechnet dieser Part wird die Stelle im Song, auf die Martin Fry bis heute am meisten angesprochen wird: “Und Martin? Hast du inzwischen die True Love gefunden?” - Naja, kein Wunder, wenn man sogar den eigenen Vornamen in den Text reinnimmt, geht’s ja kaum noch direkter und persönlicher…
Die spontane Frage im Interview, der Glücksgriff mit Trevor Horn und der unerwartet auftauchende David Bowie: So wird “The Look Of Love” durch Zufall ein Gemeinschaftswerk und zugleich der Song, mit dem ABC den ersten, großen Hit ihrer Karriere landen.
Jahr: 1982
Länge: 3:26
Album: The Lexicon of Love
Label: Neutron Records
Peters Pop Stories
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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