Michael Jackson "Dirty Diana"
Die Single fast beinahe einen “Parental Advisory Sticker” bekommen. Um Eltern
zu warnen, dass die Musik nicht für Jugendliche geeignet ist. Es kam nicht so, und Michael Jackson war enttäuscht, warum?
Die Single fast beinahe einen “Parental Advisory Sticker” bekommen. Um Eltern
zu warnen, dass die Musik nicht für Jugendliche geeignet ist. Es kam nicht so, und Michael Jackson war enttäuscht, warum?
Mary Elizabeth Gore traut ihren Ohren nicht, als sie hört, was ihre Tochter da vor sich herträllert: “I met her in a hotel lobby, Masturbating with a magazine” - (also: Ich traf sie in einer Hotel Lobby, wo sie mit einem Magazin masturbierte). Okay, ja, ich kann die Aufregung der Mutter schon nachvollziehen. Denn ihre Tochter ist damals gerade mal elf Jahre alt. Das Lied, das sie singt heißt "Nikki Darling” und stammt von Prince.
Der für die Mutter schockierende Moment wird nicht ohne Folgen bleiben. Denn Mary Elizabeth Gore ist nicht irgendwer – sie ist mächtig und einflussreich. Ihr Mann, Al Gore, wird einige Jahre später Vizepräsident der Vereinigten Staaten werden. Mary Elizabeth Gore macht sich damals Sorgen. Sie fürchtet, dass viele Eltern - genau wie sie - keine Ahnung haben, was für Musik ihre Kinder hören. Als sie ihre Empörung öffentlich macht, findet sie schnell Mitstreiterinnen, die ähnliches berichten können - zum Beispiel die Mutter einer 7-jährigen Tochter, die schockiert hört, wie die Kleine “Like a Virgin” von Madonna singt, “touched for the very first time”.
Mary Elizabeth Gore gründet das Parents Music Resource Center. Kurz darauf veröffentlicht das PMRC eine Liste, über die bald das ganze Land sprechen wird – die sogenannten “Filthy Fiftheen, die “schmutzigen Fünfzehn”. Darauf sind 15 Lieder aufgeführt, die wegen ihrer sexuellen, gewaltverherrlichenden oder okkulten Aussagen als besonders Jugendgefährdend gelten: Mit dabei sind zum Beispiel AC/DC und “Let Me Put My Love In You”, Def Leppard mit “High´n Dry” oder auch Cyndi Laupers Lied “She Bop”, in dem es ebenfalls um Masturbation geht.
Und ganz oben, als allererstes auf der Liste: Prince mit “Nikki Darling”. Die wohl berühmteste Errungenschaft, die der PMCR und Mary Elizabeth Gore durchsetzen, ist der “Parental Advisory Sticker”. Seit dem 1. November 1985 wird er auf Alben und Singles geklebt, die als besonders gefährdend für Kinder und Jugendliche gelten. In den U.S.A. bricht damals eine erbittere Diskussion über Meinungsfreiheit aus – aber: Der Sticker bleibt! Ein Mann, dessen Name damals in der Diskussion kein einziges Mal fällt: Michael Jackson. Und dass, so heißt es, soll Jackson gar nicht gefallen haben.
Michael Jackson ist damals auf dem Peak seiner Karriere. Sein Thriller-Album hatte alle nur erdenklichen Verkaufsrekorde gebrochen und unzählige Preise abgesagt. Doch er gilt damals als Saubermann – toller Sänger, begnadeter Sänger, aber eben… nett und harmlos. Das ausgerechnet sein inoffizieller Rivale Prince im Zentrum der Diskussion rund um obszöne Songs und Texte steht, soll Michael Jackson nicht gefallen haben. Denn für jemanden wie Prince ist der Warnhinweis nicht Image-schädigend, sondern eher sowas wie eine Auszeichnung.
Also plant Michael Jackson für sein nächstes Album einen Song, der auch in diese Richtung gehen soll: Dirty Diana. Text und Komposition stammen von Michael Jackson höchstpersönlich.
Es gibt eine Reihe von Parallelen zu “Nikki Darling” von Prince. So singt Prince von einer Sex-hungrigen Frau, die er in einer Hotellobby kennenlernt und mit der er eine heiße Nacht verbringt. Und in Michael Jacksons Lied geht es um ein weibliches Groupie, die jeden Mann verführt und für Ruhm alles macht. Auch die Videos weisen große Ähnlichkeiten auf: Beide zeigen Bühnenauftritte, bei denen Prince sich sehr obszön am Boden räkelt, während Michael Jackson sich am Ende des Dirty Diana-Videos dramatisch sein Hemd vom Körper reißt. Doch insgesamt bleibt “Dirty Diana” im Vergleich zu “Nikki Darling” in allen Aspekten deutlich braver. Und falls Michael Jackson es wirklich drauf angelegt haben sollte, hat es nicht geklappt: Denn am Ende klebt auf der Single kein “Parental Advisory Sticker”.
Dafür stellen Presse und Fans immer wieder eine ganz andere Frage: Wer ist denn diese Diana? Meint Michael Jackson damit seine gute Freundin Diana Ross? Oder vielleicht sogar Prinzessin Diana? Beides hat Michael Jackson stets verneint – und wie gesagt: Im Text geht es eher um einen Hardcore-Fan, eine Stalkerin – dass passt nun weder zur Prinzessin noch zur weltberühmten Sängerin.
Ob der Song nun wirklich Jacksons Image in eine andere Richtung gedreht hat? Schwer zu sagen. Sicher ist aber, dass das Lied ein großer Hit wurde und Michael Jackson damit Musikgeschichte geschrieben hat. Denn er wird mit “Dirty Diana” der erste Künstler überhaupt, der mit fünf Singleauskopplungen von einem Album die Nummer 1 der U.S.-Charts erreicht.
Bei einem Londoner Konzert, auf dem Michael Jackson Lady Diana traf, nahm er "Dirty Diana" aus Respekt vor ihr aus dem Programm. Das wäre gar nicht nötig gewesen, denn angeblich soll sie "Dirty Diana" geliebt haben. Die Gitarre für Michael Jackson spielte übrigens der 80er Kultgitarrist Steve Stevens. Er wurde insbesondere für seine Zusammenarbeit mit Billy Idol bekannt.
Jahr: 1987
Länge: 4:19
Album: Bad
Label: Epic
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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