The Pointer Sisters - Jump
The Pointer Sisters. Jump (for my love). Aller guten Schwestern sind vier.
Das Wort, das in den 50er Jahren im Hause Pointer am häufigsten zu hören war, war wohl „Nein“. Denn Elton Pointer und Sarah Pointer erzogen ihre Kinder, zwei Jungen und vier Mädchen, streng religiös. Das war auch nicht weiter verwunderlich, immerhin war Vater Elton Pointer Pastor der West Oakland Church of God in Kalifornien.
Vor allem für die Mädchen war das hart. Denn für sie waren Schmuck, Make-up, Tanzen und Kino tabu. Und was ganz besonders streng verboten war: Rockmusik! Ruth Pointer von den Pointer Sisters erinnert sich in einem Interview: „Daddy wollte uns vor dem schützen, was er ‚die Arbeit des Teufels‘ nannte.“ Die Zeiten waren hart und die Familie lebte in einfachen, ärmlichen Verhältnissen.
Doch es gab eine Sache, die die Schwestern glücklich machte und vereinte. Sie hatten alle großartige Stimmen – und singen war ihre große Leidenschaft. Das durften sie auch regelmäßig beweisen: Natürlich im Kirchenchor, wo natürlich nur Gospel gesungen wurde. Aber, klar, Kinder machen ja gerne genau das, was die Eltern ihnen verbieten. Und sobald die Eltern aus dem Haus waren, funktionierten sie alles, was sie finden konnten, zu Instrumenten um. Sie schlugen mit Löffeln auf Kuchenformen, machten einen Rhythmus und jamten zusammen. Denn die Musik, die sie Zuhause nicht hören durften, schnappten sie bei Freunden auf.
Doch damit nicht genug. Vor allem Anita Pointer und Bonnie Pointer schlichen sich regelmäßig in sogenannte Juke Joints. Das waren improvisierte Clubs, wo meistens zu Blues und Jazz-Musik getanzt und getrunken wurde.
Dann verbrachten die Kinder ihre Sommer oft bei Verwandten in Arkansas. Und hier hingen sie bei jeder Gelegenheit vor dem Radio, das Zuhause streng verboten war. Dass sie nur einen Country-Sender empfangen konnten – egal. Anita Pointer erinnerte sich, dass sie viel Musik von Hank Williams und Willie Nelson im Radio hörten.
Auch wenn der Vorsatz der Eltern, ihre Kinder von der „Teufelsmusik“ fernzuhalten, offensichtlich nicht geklappt hat, so müssen sie aber vieles andere in der Erziehung richtig gemacht haben. Denn Bonnie Pointer trifft 1969 eine für die damalige Zeit unglaublich selbstbewusste und mutige Entscheidung. Sie sagt zu ihrer Mutter: „Mama, ich möchte jemand in dieser Welt sein.“ Und erklärt ihr dann, dass sie eine Karriere als Sängerin starten will. Nicht als Hobby, sondern als Beruf. Gleich danach überzeugt sie ihre Schwester June Pointer, es ihr nachzumachen. Die zwei jungen, schwarzen Frauen gründen 1969 das Duo Pointers Au Pair.
Pointers Au Pair tingeln durch Nachtclubs und arbeiten als Backgroundsängerinnen. Schon bald hat auch Schwester Nummer drei, Anita Pointer, keine Lust mehr auf ihren Job in einem Anwaltsbüro. Sie kündigt, schließt sich den anderen beiden an – und als Trio geben sie sich einen neuen Namen: The Pointer Sisters. Doch der Traum von der großen Gesangskarriere bleibt zunächst auch nur ein Traum. Irgendwann geht ihnen das Geld aus und in ihrer Verzweiflung rufen sie ihre Mutter an und bitten um Geld, weil sie nur noch nach Hause wollen. Aufgeben ist trotzdem keine Option. Und tatsächlich ergattern sie 1971 endlich den ersehnten Plattenvertrag. Ihre erste Single: „Don’t Try To Take The Fifth“. Die Nummer wird ein Flop. „Der einzige Ort, an dem sie gehört wurde, war in unseren Wohnzimmern“, sagt Anita Pointer rückblickend.
Und jetzt passiert etwas Ungewöhnliches: Obwohl es bisher wirklich nicht so richtig gut gelaufen ist für die drei Frauen. Und obwohl sich auch niemand für ihre nächste Single interessiert… überzeugen sie 1972 ihre älteste Schwester Ruth Pointer, ebenfalls Mitglied in der Band zu werden. Alle vier Pointer-Mädchen zusammen – damit scheinen sie endlich genug Power zu haben, um richtig durchzustarten.
Ihr erstes Album namens „The Pointer Sisters“ wird von der Kritik gelobt und in den Läden gekauft. Ihre Singlesauskopplungen gehen in die Charts, schon zwei Jahre später gewinnen sie ihren ersten Grammy. Und auch in den Folgejahren bleiben die Schwestern durchgehend erfolgreich. Sie sind zwar irgendwann nur noch zu dritt, das tut ihrer Popularität keinen Abbruch. Im Gegenteil, das erfolgreichste Album ihrer Bandgeschichte namens „Break Out“ veröffentlichen sie 1983. Es hält sich unglaubliche 105 Wochen in den amerikanischen Charts.
Umso erstaunlicher: In der Bundesrepublik kennt die Damen damals fast niemand. Keines ihrer Alben schafft es jemals auch nur auf die hinteren Plätze der Charts, gleiches gilt für ihre Singles.
Die Pointer Sisters sind in ihrer amerikanischen Heimat Megastars, in Kanada ebenso, in Australien und irgendwann auch in England – über 40 Millionen Platten verkaufen sie im Laufe ihrer Karriere. Nur bei uns sind sie nobodys. Es dauert bis 1984 bis der Sound der Schwestern in den Charts und den Tanzflächen der Discos landet – „Neutron Dance“ wird ein Hit und „I’m So Excited“. Ihren Durchbruch schaffen sie mit diesem Song, der inzwischen ein echter 80s-Klassiker geworden ist: "Jump (for my love)"
Peters Pop Stories
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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