Die Pet Shop Boys werden 40
Das erfolgreichste britische Musikerduo wird 40. Die Pet Shop Boys gehören mit über 100 Mio. verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Popstars.
Das erfolgreichste britische Musikerduo wird 40. Die Pet Shop Boys gehören mit über 100 Mio. verkauften Tonträgern zu den erfolgreichsten Popstars.
Neil Tennant und Chris Lowe haben dem Synthie-Pop der 80s eine ganz spezielle Note irgendwo zwischen Disco und Pop gegeben. Angefangen hat alles tatsächlich sehr elektronisch…..
Die ersten Jahre der zwei elektrobegeisterten Jungs aus London.
Die Pet Shop Boys wurden quasi zusammengelötet. Angefangen hat eigentlich alles mit einem Denkfehler Neil Tennants. Als er sich Anfang August 1981 einen Korg-Synthesizer kaufte, um darauf Songs zu komponieren, stellte er zu Hause fest, dass sich der Synthesizer nicht so einfach in die Stereoanlage einstöpseln ließ. Also musste der Verkäufer seines Elektrofachmarktes in der Londoner Kings Road für Neil ein entsprechendes Verbindungskabel löten. Genau dieses speziell angefertigte Teil wollte Neil am 19. August kaufen, als ein ebenfalls elektronikbegeisterter junger Mann namens Chris Low den Laden betrat.
Neil wartete auf sein Kabel, Chris schaute sich um, beide kamen ins Plaudern über Synthesizer und vor allem über eine Gemeinsamkeit, die sie entdeckt haben: Die Begeisterung für den Italo Disco-Sound der 80s und vor allem den speziellen Discosound der angehenden New Yorker Producer-Legende Bobby Orlando. Man beschloss zusammen Musik zu machen. Elektronisch, tanzbar und vor allem mit dem großen Ziel zeitnah eine Maxi-Single in den Londoner Plattenläden mit ihren Namen darauf platzieren zu können.
Der bereits erwähnte, und von den Pet Shop Boys so bewunderte Bobby Orlando (auch Bobby O), fing kurz zuvor damit an Dancefloor-Tracks wie am Fließband zu produzieren und zu veröffentlichen. Dazu hat er eigens sein Label „O-Records“ gegründet. Weitere Label folgten in den nächsten Jahren, Dutzende Platten wurden produziert - monatlich.
So hat Orlando 1981 seine Teilzeitgeliebte und Sängerin Ronni Griffith gerade erfolgreich in die Charts gehievt und regierte mit dem Hit „Desire“ die Discotheken weltweit. Jede Menge ähnlich klingende Tracks liefen parallel aus seinem Studio in der New Yorker 5th Avenue, und landeten auch in den persönlichen Plattenregalen von Neil Tennant und Chris Lowe von den Pet Shop Boys.
Bis zum ersten Zusammentreffen 1983 mit Neil Tennant veröffentlichte Bobby Orlando weiteres High-Energy-Disco-Material, wie das erste Album für den Transvestiten-Star Divine „My First Album“ („Shoot Your Shot“, „Shake It Up“, „Love Reaction“).
Ein weiteres „Goldenes Pferd im Stall“, wie Bobby es gerne ausdrückte, war sein neuester Streich: The Flirts. Mit „Passion“ landete Orlando samt der Dreier-Girl-Combo 1982 eine Mega-Dancehit. Vor allem die sogennante „Rolling Bassline“, die ein Markenzeichen der „O“-Produktionen wurde, hat es den Pet Shop Boys angetan. Die spezielle, sequenzerartige Abfolge von Basstönen hat Bobby Orlando bei Giorgio Moroder abgeschaut, der sie als erstes bei Donna Summers „I Feel Love“ einsetzte. Auch unter eigenem Namen gab es Stuff von Bobby: „She Has A Way“, und „I‘m So Hot For You“ waren zwei der grössten Discostampfer in den Clubs der frühen 80s (1982). Er sollte der erste Producer der PSB werden.
Das waren die Top 5 High-Energy-Dancefloor-Tracks Bobby Orlandos welche Neil und Chris inspirierten:
„Der wohl wichtigste Song in unserem Leben“, sagt Neil Tennant von den Pet Shop Boys über „Passion“ und verrät dabei in einem Interview in der Süddeutschen Zeitung über Chris: „Chris gehörte zu den Leuten, die im Club zum DJ rennen und fragen, welche Platte da gerade läuft. Er macht das heute noch. Ich erinnere mich, wie du vom DJ zurückkamst mit einem Zettelchen, und auf dem stand: „Passion“ von The Flirts“.
„Der Hammer“, sagt Neil Tennant von den Pet Shop Boys noch heute über „Shoot Your Shot“.
„In der Discothek ‚Heaven‘ zum Beispiel. Wenn dort „Shoot Your Shot“ lief, war das der Höhepunkt der Nacht. Dazu die Laserstrahlen, der Kunstnebel … Der Bobby-O-Sound war auch deswegen so besonders, weil er im Grunde wie Punk klang“.
Eine der ersten Nummern von Bobby Orlando, die die Pet Shop Boys unabhängig voneinander registrierten. Beide waren völlig begeistert von den „konsequent elektronisch generierten Beats und glasklaren Sounds gepaart mit der obercoolen Stimme Ronni Griffiths“.
Ein Dancetrack von einem der vielen Projekte Orlandos, der die Pet Shop Boys später zu ihrem Song „Try It (I’m in Love With A Married Man)“ inspirierte.
Einer der kraftvollsten Tracks aus der „O“-Soundküche der die Pet Shop Boys zweifelsfrei dazu inspirierte bombastisch verdichteten Sound auf die Bühne zu hieven. Die Maxisingle steht bei Neil Tennant bis heute im Plattenregal.
Diese gesamte elektronische Dance-Sound-Welt war die anfängliche gemeinsame Begeisterung und Leidenschaft in den Jahren von 1981 bis 1984 – noch bevor es die erste eigene Veröffentlichung gab.
Also hieß es erst mal gemeinsam an Sounds zu basteln, und irgendwann einmal wird sich schon die große Gelegenheit ergeben dem großen Idol Bobby Orlando gegenüber zu stehen. Aber dafür brauchten die Jungs, die sich zunächst „West End“ nannten, erst mal was in der Hand.
Vor allem in der Zeit um 1982 bis Anfang 83 haben Neil Tennant und Chris Lowe in einem kleinen Londoner Studio ihres Bekannten Ray Roberts an einzelnen Stücken gebastelt. Diese ganz frühen meist unveröffentlichten Demostücke der Pet Shop Boys werden oft als Bobby-O-Demos gehandelt. Sie sind aber tatsächlich lange vor dem ersten Kontakt zu diesem New Yorker Produktions-Helden in London entstanden.
Darunter zählen Stücke wie das später „Jealousy“. Dieser Track ist 1989 tatsächlich zu Ende produziert worden und erschien ein Jahr später auf dem „Behaviour“-Album. Die allererste Demoversion hieß zunächst „Dead Of Night“ und soll die erste gemeinsam geschriebene Pet Shop Boys Nummer von Neil und Chris gewesen sein. Die Melodie dazu soll Chris bereits 1982 im Wohnzimmer seiner Eltern komponiert haben, wie PSB-Kenner und Musikjournalist Wayne Studer auf seiner Homepage berichtet.
Auch „Oh, Dear“ wurde bereits 1982 von den Pet Shop Boys in London aufgenommen und war einzig und allein eine Art Bewerbungsdemo für Bobby Orlando, um ihn von einer Zusammenarbeit zu überzeugen.
Der Demo-Track von „Oh Dear“ zeigt soundtechnisch die Basis und die Idee für den späteren Song „One More Chance“. Offiziell veröffentlicht wurde „Oh, Dear“ nicht
„All My Wasted Time“ kursiert als Demoversion schon länger im Netz. Aufgeführt oder veröffentlicht haben die Pet Shop Boys den Track aber nie.
Auch erste Soundideen für den Pet Shop Boys-Hit „West End Girls“ waren schon in der Mache bevor Neil und Chris auf ihren ersten echten Producer trafen.
Ein Treffen wurde endlich möglich, als Neil Tennant freiberuflich für ein The Police-Interview nach NY flog. Die Adresse und Nummer von Bobby Orlando hat Neil vorher über seine Beziehungen als „Smash-Hits“-Musik-Redakteur herausbekommen. Dieses kurzfristig anberaumte Date mit seinem großen Idol war der eigentliche Beweggrund Tennants für den Flug über den Teich. Und sie kamen zusammen.
Gemeinsam mit Bobby Orlando entstanden in der Zeit von 1983 bis Anfang 1984 13 weitere Demotracks von denen letztlich nur vier gemeinsam veröffentlicht wurden. Unter anderem handelt es sich dabei um die allererste Version des späteren Megahits „West End Girls“.
Weitere Tracks aus der New Yorker Produktionszeit mit Bobby O sind u.a. „A Man Could Get Arrested“, „One More Chance“ und „Pet Shop Boys“ die nach und nach in überarbeiteten Version auf späteren Alben oder als B-Seite („Pet Shop Boys“/“West End Girls“) veröffentlicht und zu Erfolgen wurden – nach der Trennung von Bobby Orlando.
Der kompromisslose Synthie-Discosound den der New Yorker Dancefloor-Mogul bevorzugte schien nicht tauglich zu sein für den ganz großen weltweiten Durchbruch der Pet Shop Boys. Doch genau daran schnupperten Neil und Chris schon als die erste „West End Girls“-Version 1984 ein erste beachtlicher Clubhit wurde.
Erst als sich die Pet Shop Boys nach Streitigkeiten über weitere Vertragsformulierungen und finanziell unvorteilhaften Klauseln von Orlando trennten und zum Parlaphone/EMI Label nach Großbritannien wechselten, war die Basis für den weltweiten Hype geschaffen. Nach der Wiederveröffentlichung der Neuaufnahme mit Producer Stephen Hague am 28. Oktober 1985 wurde „West End Girls“ ein Welterfolg.
Der neu aufgemischte Song erreichte Platz 1 in den USA, UK, Neuseeland, Kanada und Norwegen. Europaweit landete „West End Girls“ in der Neu-Version in den Top-10, in Deutschland schaffte die Single Platz 2.
Bis dahin sind keine fünf Jahre vergangen seit sich Neil und Chris das erste mal schworen, eines Tages eine Maxisingle in den Plattenläden Londons zu plazieren. Check!
Der Rest ist eine Geschichte, die sich bis heute fortsetzt – in den Clubs, Konzerthallen, Streaming-Plattformen und in den Plattenläden. Vinyl und Maxis sind ja wieder IN.
Happy Birthday, Pet Shop Boys!