Erasure "Sometimes"
Vince Clarke war schon in jungen Jahren mit Depeche Mode erfolgreich. Aber war er auch glücklich? Nein! Denn er probierte sich in verschiedenen Projekten aus. Dann kam der Sound-Durchbruch.
Vince Clarke war schon in jungen Jahren mit Depeche Mode erfolgreich. Aber war er auch glücklich? Nein! Denn er probierte sich in verschiedenen Projekten aus. Dann kam der Sound-Durchbruch.
Niemand hat Depeche Mode in den frühen Jahren so sehr geprägt wie Vince Clarke. Er war Gründungsmitglied, bestimmte den Sound der Band und schrieb für das erste Album "Speak and Spell" fast alle Songs - so wie diesen Klassiker: "Just Can't Get Enough"
"Just Can't Get Enough" ist aus heutiger Sicht gar kein typischer Depeche Mode-Song. Die Synthie-Nummer ist eher etwas für den Disco-Dancefloor und passt nicht zum Industrial-Sound, für den die Band in den 80ern berühmt wurde.
Darum ist es kein Wunder, dass ein Grund für den Ausstieg von Vince Clarke wohl musikalische Differenzen waren. Eine anderer, dass Vince Clarke mit Rampenlicht und dem immer größer werdenden Ruhm nichts anfangen konnte.
Fakt ist: Im Dezember 1981 stieg Vince Clarke aus. Er sprach mit jedem Bandmitglied persönlich über seine Beweggründe. Es gab keinen großen Streit, kein Drama. Sogar sein Vertrag beim Label Mute Records blieb bestehen. Einerseits war das gut, denn so kam weiterhin Geld herein. Andererseits fühlte sich Vince Clarke deswegen auch unter Druck gesetzt. Er fürchtete, dass er seinem Label in erster Linie Geld kostete. Und dass er deshalb womöglich bald entlassen werden könnte.
Vorsichtshalber komponierte er einen Song, genauer gesagt, eine Ballade. Für das Demo brauchte er noch eine gute Stimme - und die fand er mit Alison Moyet. Sie spielte damals eigentlich in einer Punkband namens The Vandals und hatte - wie sie später in einem Interview verriet - absolut keine Lust auf Vince Clarkes Musik. Aber: Sie war jung und brauchte das Geld. Alison Moyet sang das Demo, nahm das Geld und verabschiedete sich... aber nicht für immer.
Denn schon wenige Tage nach ihrem Gesangsjob klingelte bei Alison Moyet das Telefon. Am anderen Ende: Vince Clarke. Er berichtete, dass das Demo sehr gut angekommen sei und dass sie den Song noch einmal in einem richtigen Studio aufnehmen sollten. Und dann gab ihm Daniel Miller, der Boss seines Plattenlabels, einen Rat: Am besten gründet ihr beiden gleich eine Band.
Gesagt, getan: Sie nannten sich Yazoo. Die erste Single "Only You" wurde in Großbritannien ein Hit. Mit "Don't Go" eroberten sie den Rest von Europa.
Vince Clarke und Alison Moyet kannten sich von derselben Schule, aber wussten so gut wie nichts voneinander. "Es war fast wie eine arrangierte Ehe", sagte Alison Moyet später in einem Interview. Nach zwei Jahren und zwei Alben gingen sie getrennte Wege. Genau wie bei Depeche Mode schaffte Vince Clarke wieder etwas Außergewöhnliches: Eine Trennung ohne Drama. Noch im selben Jahr stürzte sich Vince Clarke in das nächste Projekt: The Assembly - zusammen mit Eric Radcliffe, der bei einigen Yazoo-Produktionen als Toningenieur und Co-Produzent mitgearbeitet hatte. Ursprünglich planten sie, mit wechselnden Sängern zu arbeiten. Doch es erschien nur eine Single, bei der Feargal Sharkey als Gast mitwirkte: "Never Never" aus dem Jahr 1983, landete in Großbritannien auf Platz vier.
Auch beim Ende von The Assembly schaffte Vince Clarke zum dritten Mal das Kunststück, freundschaftlich auseinanderzugehen. Er gründete sogar gemeinsam mit Eric Radcliffe ein unabhängiges Plattenlabel. Für sein folgendes Projekt suchte Vince Clarke einen Sänger. Und obwohl Vince Clarke natürlich schon einen Namen und beste Connections in der Musikszene hatte, entschied er sich dafür, eine Zeitungsanzeige aufzugeben - ein Weg, den normalerweise eher Amateure nutzen.
"Ich wollte Teil der Punkszene in Peterborough sein", erinnerte sich Andy Bell in einem Interview, "aber ich war einfach zu zart besaitet." Er wollte sich eine Sicherheitsnadel durch den Mund stecken, um zu beweisen, wie hart er war. Aber Andy Bell schaffte es aber nicht, sie durchzudrücken. Und als er mit gebleichten Haaren in die Schule kam, schickte ihn sein Lehrer wieder nach Hause.
Nach dem Ende der Schulzeit verkaufte Andy Bell Damenschuhe und wartete darauf, dass endlich etwas passierte. Als er eines Tages die Anzeige von Vince Clarke im Melody Maker entdeckte, traf es ihn wie ein Schlag. Denn er war ein großer Fan von Yazoo - und Vince Clarke war sein Held. Schon lange hatte Andy Bell mit dem Gedanken gespielt, Vince Clarke einen Brief zu schreiben und sich als Sänger anzubieten... aber dann dachte er, warum sollte sich jemand wie Vince Clarke für einen Niemand wie ihn interessieren?
Aber jetzt, diese Anzeige, das war Andy Bells Chance. Er meldete sich für ein Vorsingen an und probte intensiv. Angeblich war er der 40. und letzte Bewerber. Doch als er dann Vince Clarke persönlich gegenüberstand, verschlug es Andy Bell erst einmal die Sprache: "Ich starrte ihn einfach nur an." Er war so aufgeregt, dass er Atemnot bekam und kaum singen konnte. "Sie versuchten, mich zu entspannen, legten mich auf den Boden und erzählten mir Witze."
Doch Vince Clarke ließ sich von Andy Bells Aufregung nicht täuschen. Der Typ, der so ganz anders war als er - extrovertiert und wie für das Rampenlicht gemacht, mit einer unglaublichen Stimme – der war genau das, wonach er gesucht hatte. Zusammen wurden sie Erasure.
Für Andy Bell bedeutete Erasure den Abschied aus seiner tristen Heimatstadt. Und Vince Clarke hatte nun endlich alles zusammen, um genau die Musik zu machen, die er wollte. In Großbritannien landeten Erasure bis in die 90er hinein regelmäßig Top 10-Hits. Und auch bei uns war das Duo sehr erfolgreich - ihr erster großer Hit und ihr internationaler Durchbruch: "Sometimes!"
Jahr: 1986
Länge: 3:38
Album: The Circus
Label: Mute
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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