Billy Ocean - European Queen
Billy Ocean. European Queen. Wenn ein einziges Wort den Unterschied macht.
Als der kleine Leslie Sebastian Charles 1950 in der britischen Kolonie Trinidad und Tobago geboren wurde, ahnte vermutlich niemand, dass er eines Tages Lieder singen würde, die auf der ganzen Welt bekannt sein werden. Wobei: Er war schon seit Kindheitstagen von Musik umgeben. Denn sein Vater spielte Gitarre und komponierte Calypso-Songs, die er quasi täglich der Familie vorspielte. Calypso kennt ihr vermutlich wegen dieses Mannes, der diese Musik weltberühmt gemacht hat: Harry Belafonte.
Für Leslie Sebastian Charles stand schon damals fest: Er will Musiker werden. Ein Traum, den er niemals aufgeben würde...
Da die wirtschaftliche Situation in Trinidad und Tobago vor allem für junge Menschen oft schwierig war, wanderten seine Eltern nach Großbritannien aus. Und plötzlich landete der Junge mitten im Londoner East End - ein Kulturschock, auch musikalisch! Denn hier eroberte der Pop an allen Ecken die Stadt, das Land und den ganzen europäischen Kontinent. Schon bald würden Bands wie die Beatles die Charts anführen...
Er hörte Stones, Otis Redding, Wilson Pickett und entdeckte Reggae-Musik, die er nie zuvor gehört hatte.
An seinem Traum, Musiker zu werden, hielt Leslie Sebastian Charles fest – auch wenn es ihm in der neuen Heimat fast unmöglich schien, ihn zu verwirklichen. In einem Interview sagte er über diese Zeit:
"Ich betete zu Gott, dass ich es schaffen würde. Es war mein größter Wunsch, mein größtes Verlangen. Aber ich war nicht besonders gebildet, ich habe mir alles selbst beigebracht, und die Schule war für mich sehr schwierig."
Doch Leslie Sebastian Charles hatte einen großen Vorteil: Seine Stimme. Bereits als Teenager sang er in verschiedenen Bands in den Clubs von London. Trotzdem konnte er lange Zeit nicht von seiner Musik leben. Stattdessen arbeitete er in einer Fabrik des Autoherstellers Ford. Auch seine erste eigene Single änderte das nicht. Die veröffentlichte er 1974 unter dem Pseudonym Scorched Earth. Doch immerhin ergatterte er so einen richtigen Plattenvertrag.
Leslie Sebastian Charles legte sich einen Künstlernamen zu und benannte sich nach seinem damaligen Wohnort, der Ocean Estate. Bis 1983 veröffentlichte er als Billy Ocean vier Alben. Seine Singles schafften es vor allem in Großbritannien regelmäßig in die Charts. Einer von Billy Oceans Hits heißt “Love Really Hurts Without You”:
Bei den Arbeiten zu seinem neuen, fünften Album waren sich Billy Ocean und seine Musikerkollegen schnell einig: Einer der Songs, an denen sie im Studio bastelten, war ganz besonders. Es war eine persönliche Geschichte, die weit in seine Kindheit zurückging: Eine selbstbewusste und leidenschaftliche Frau fesselte die Aufmerksamkeit und das Herz des Sängers. Dazu ein sehr eingängiger Rhythmus und ein Hauch Exotik, Billy Ocean hatte seine karibische Herkunft ganz deutlich in den Song eingebaut...
Als das Stück dann noch einen Refrain und einen Titel brauchte, tauften sie es kurzerhand “European Queen” - schließlich hatten die Plattenbosse zunächst einmal den heimischen britischen und europäischen Markt im Visier – und da sollte es nicht gleich zuuuuu exotisch werden.
Doch die europäische Königin von Billy Ocean wurde ein Flop. Keiner interessierte sich für sie – bis Billy Oceans Plattenfirma auf eine zündende Idee hatte. Wenn der Song in Europa nicht ankommt, dann vielleicht im Rest der Welt. Und damit der Song außerhalb des Kontinents funktionieren würde, mussten sie nur ein einziges Wort ändern.
Also stand Billy Ocean im Studio und sang statt “European” das exotisch klingende “Caribbean” ein – und weil er eh gerade dabei war und es so einfach war – sang er gleichzeitig auch noch eine Version mit “African Queen” ein. Was für ein genialer Schachzug! Am 11. August 1984 entert das Lied als “Caribbean Queen” die amerikanischen Billboard-Charts – und stand dort schon bald auf Platz Eins.
Und jetzt passierte das Unvermeidliche: Der Billy Ocean-Hit schwappte sozusagen zurück nach Europa, wo die “European Queen” ein Revival erlebte: Eben noch ein Ladenhüter, schaffte es diese Version in Westdeutschland bis auf Platz 2 - und war auch in vielen anderen europäischen Ländern ein großer Erfolg.
Und was ist mit der “African Queen”? Auch diese Rechnung ging auf: Unter anderem in Südafrika war diese Variante des Billy Ocean-Songs ein Erfolg und landete in den Top Ten. Ein kleiner Kunstgriff – ein großer Effekt - meines Wissens nach bis heute einzigartig in der Popgeschichte.
Für Billy Ocean wurde es der erste von mehreren großen internationalen Hits. Und dazu gewann er mit diesem Hit 1985 den Grammy für die Beste männliche R&B-Performance - übrigens als erster Brite jemals zu diesem Zeitpunkt.
Wobei ... Brite? Naja... eigentlich war Leslie Sebastian Charles ja ein kleiner Junge aus Trinidad und Tobago, der seinen Traum, einmal ein großer Musiker zu werden, nicht aufgegeben hatte. Danke fürs Durchhalten, Billy Ocean, und für deine tolle Musik...
Jahr: 1984
Länge: 4:06
Label: Jive
Album: Suddenly
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Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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