Eurythmics "Sex Crime (1984)"
Bevor der Song “Sex Crime” in die Charts kam, gab es jede Menge Ärger um die Musik. Denn eigentlich sollten die Eurythmics den Soundtrack zum Film “1984” schreiben. Hier gibt es die ganze Geschichte.
Bevor der Song “Sex Crime” in die Charts kam, gab es jede Menge Ärger um die Musik. Denn eigentlich sollten die Eurythmics den Soundtrack zum Film “1984” schreiben. Hier gibt es die ganze Geschichte.
Ich weiß nicht, ob Regisseur Michael Radford auf seinem Weg zur Bühne wusste, was er gleich anrichten würde. Vor wenigen Sekunden war sein Film "1984" beim britischen Filmpreis ausgezeichnet worden. Und gleich würde er ans Mikrofon treten und in seiner Dankesrede Dinge sagen, die Annie Lennox und Dave Stewart von den Eurythmics fassungslos und unfassbar wütend machen würden….
Doch: Von Anfang an. Einmal den Soundtrack zu einem Film schreiben, darauf hatten die Eurythmics schon Lust. Zumindest ließen sie dies gegenüber ihrer Plattenfirma immer wieder mal durchblicken. Doch seltsamerweise lehnen sie jedes Mal ab, wenn ihnen ein entsprechendes Angebot gemacht wurde.
Und genau das geschah auch, als es eine Anfrage an die Eurythmics gab, die Musik für die Verfilmung des Buches "1984" zu schreiben. "Nein, danke, kein Interesse".
Doch "1984" von George Orwell war nicht irgendein Roman. Es ist eines der vielleicht wichtigsten Bücher des letzten Jahrhunderts. Eine Geschichte über den totalen, brutalen Überwachungsstaat. Und darum sollte bei der Verfilmung auch nicht irgendwer die Musik übernehmen. Nach der Absage der Eurythmics versuchte man es bei David Bowie. Doch der hatte damals schlichtweg keine Zeit und konnte nicht übernehmen.
Also klopfte die Plattenfirma erneut bei den Eurythmics an – nur dieses Mal etwas lauter und mit Unterstützung von Regisseur Michael Radford. Siehe da, die Eurythmics sagten dann auch tatsächlich zu. Für die Aufnahmen zogen sich die Eurythmics zurück, mieteten sich ein Studio auf den Bahamas und nahmen in nur 20 Tagen den kompletten Soundtrack auf. Damit könnte man ja denken: Wunderbar, das läuft ja wie am Schnürchen.
Aber so war es nicht. Überhaupt gar nicht. Denn an dieser Stelle lief etwas richtig schief. Und ich habe keine Ahnung, wie sowas geschehen konnte, aber die Nachricht, dass die Eurythmics den Soundtrack fertiggestellt hatte, erreichte Regisseur Michael Radford nicht. Und da der Film so gut wie fertig war, wurde Michael Radford so langsam aber sicher nervös – und beauftragte zur Sicherheit den Komponisten Dominic Muldowney damit, den Soundtrack zu schreiben. So passierte, was nie hätte passieren sollen: Eines Tages liegen zwei komplette Soundtracks für "1984" auf dem Tisch. Der von den Eurythmics. Und der von Dominic Muldowney.
Produzent Simon Perry und Regisseur Michael Radford entscheiden sich gegen die Eurythmics. Die poppige Musik passe einfach nicht zum Film. Er sprach davon, dass die Musik "sein Werk ruiniere". Bei der Premiere von "1984" waren dann noch exakt 15 Sekunden Musik der Eurythmics zu hören.
Natürlich waren Annie Lennox und Dave Stewart damit nicht einverstanden. Genau so wenig wie ihre Plattenfirma Virgin. Und da die den Film mitfinanziert hatte, drängte sie auf eine neue Fassung des Films. "1984" verschwand kurzerhand aus den Kinos und erschien kurz danach wieder neu – dieses Mal mit mehr Musik vom Soundtrack der Eurythmics.
Dann kommt der Abend, an dem der britische Filmpreis verliehen wird. Der Evening Standard British Film Award gilt als einer der wichtigsten Auszeichnungen Großbritanniens. Und der Preis für den Film des Jahrs geht an "1984".
Nachdem das Werk von Regisseur Michael Radford mit einer Musik in den Kinos gezeigt wurde, die er nicht wollte, kam jetzt der Moment, an dem er das klarstellen konnte – und wollte. Er nutzt seine Dankesrede, um sich zur Kontroverse um den Soundtrack zu äußern. Und er sagt vor laufenden Kameras und großem Publikum: Ich habe mich gegen die Eurythmics entschieden, weil ihr Musik nicht gut genug war.
Schon kurz nach der Verleihung schildern die Eurythmics in einer eilig einberufenen Pressekonferenz ihre Sicht der Dinge. Michael Radfords Statement nennen sie rufschädigend.
Als Ende erschienen zwei Versionen des Films. Eine Kinofassung mit der Musik der Eurythmics. Und der Director's Cut mit der orchestralen Musik Dominic Muldowneys.
Das Album der Eurythmics wird nicht als offizieller Filmsoundtrack veröffentlicht. Stattdessen erscheint es als reguläres Studioalbum mit dem umständlichen Vermerk "Music derived from Eurythmics' original score of the motion picture 1984" – also übersetzt ungefähr: Musik aus dem Originalsoundtrack der Eurythmics zum Spielfilm 1984".
Jahr: 1984
Länge: 3:57
Album: 1984 (For the Love of Big Brother)
Label: Virgin
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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