Human League - Don´t you want me
The Human League: "Don't You Want Me". Streiten für den Welthit.
Im britischen Sheffield entsteht in den späten 70ern eine elektronische Musik-Szene – und Martyn Ware ist Teil davon. Zusammen mit seinen Freunden experimentiert er mit Synthis herum und entlockt den Kisten die verrücktesten Sounds. Zuerst nennen sie sich The Future, als Martyn Wares Schulfreund Philip Oakey als Sänger einsteigt The Human League. Es dauert gar nicht lange und sie haben ihren ersten Plattenvertrag – auch wenn sie damals wirklich nicht nach Mainstream klingen.
Mit der Zeit grübeln Martyn Ware und sein Bandkollege Ian Craig Marsh immer häufiger über die Zukunft der Band. Wirkliche Erfolge sind bisher ausgeblieben. Und die Jungs von ihrer Plattenfirma Virgin werden auch langsam nervös. Es herrscht Krisenstimmung. Und es kommt zum Streit, der eskaliert. Am Ende steigen Martyn Ware und Ian Craig Marsh aus. Sie gründen eine neue Band: Heaven 17.
Zurück bleiben Sänger Phil Oakey und Philip Adrian Wright – und die haben jetzt ein riesengroßes Problem: In nicht einmal zwei Wochen steht eine Live-Tour an. Absagen ist keine Option – es ist zu viel Geld ist im Spiel, die Loctions sind gebucht, die Tickets verkauft, alle Verträge unterschrieben.
Phil Oakey macht sich auf die Suche nach neuen Mitgliedern. Dann entdeckt er im “Crazy Daisy Nightclub” zwei junge Mädchen auf der Tanzfläche. Die beiden – Susan Ann Sulley und Joanne Catherall – haben keine Ahnung vom Singen. Und professionell getanzt haben sie auch noch nie. Trotzdem fragt der verzweifelte Phil Oakey spontan, ob sie ihn auf der anstehenden Tour seiner Band The Human League begleiten wollen. Und die beiden Mädchen sagen ebenso spontan: Ja, cool, warum nicht. Da sie aber beide erst 17 sind, müssen sie erst noch ihre Eltern um Erlaubnis fragen – und die haben erstaunlicherweise nichts dagegen.
Absolut verrückt, oder? Aber noch viel verrückter ist, was jetzt passiert: In dieser neuen Konstellation hat The Human League plötzlich Erfolg. Ihre Singles stürmen 1981 endlich die Charts – so wie “Love Action” oder “Open Your Heart”.
Plötzlich ist auch ihre Plattenfirma wieder interessiert – und will so schnell wie möglich ein neues The Human League-Album. Für die Songs des neuen Albums sucht Phil Oakey überall Inspiration. In einem Klatsch-Blättchen liest er die Eifersuchts-Geschichte zwischen einem Pärchen, dass sich nach einer Zeit großer Liebe trennt – sie will sich von ihm emanzipieren, er kann das nicht verstehen, meint, sie groß gemacht zu haben.
Eigentlich schreibt Phil Oakey den Song für sich als Sänger - doch dann denkt er: Moment mal… warum sollten Susan Ann Sulley und Joanne Catherall eigentlich immer nur tanzen und im Background singen? Warum nicht diese Beziehungsgeschichte einfach aus beiden Perspektiven erzählen? Also bietet er die zweite Strophe Susan Ann Sulley an. Der Song wird zu einem Dialog zwischen Mann und Frau.
Die erste Version klingt noch ziemlich hart – Phil Oakey nimmt den Gesang auf der Toilette auf, weil ihm der Sound im Studio nicht gefällt.
Doch Produzent Martin Rushent ist unzufrieden mit dieser ersten Version. Er mischt den Titel noch mal völlig neu ab – die Sounds werden deutlich sanfter, um nicht zu sagen: poppiger. Phil Oakey hasst diese glattgebügelte Version damals, wie er später in verschiedenen Interviews gesteht. Doch die Zeit drängt: Das The Human League-Album muss schnellstens raus und Phil Oakey gibt zähneknirschend nach – unter einer Bedingung: “Dont you want me” soll bitteschön dezent hinten auf Seite zwei als Rausschmeißer, als letzter Titel Nummer zehn, versteckt werden.
Das Album “Dare” erscheint im Oktober 1981 – und es läuft richtig gut. Alle drei The Human League-Singles schaffen hohe Chartplatzierungen in Großbritannien, zwei davon sogar in den Top-10. Kein Wunder, dass der Chef von Virgin darauf drängt, noch eine vierte Single zu veröffentlichen. Und seine Wahl fällt auf - ihr ahnt es vermutlich schon - “Dont you want me”.
Phil Oakey platzt der Kragen. Er legt sich mit den Plattenbossen an. Er ist sich sicher, dass dieser Song die gerade gewonnene Popularität von The Human League gleich wieder kaputt machen würde. Am Ende stimmt er zu – dieses Mal mit einer anderen Bedingung, die fast wie ein Scherz klingt: Der Single soll ein Poster der Band beigelegt werden. Denn ohne so ein Goodie würde diesen minderwertigen Song sowieso niemand kaufen...
Tja. Auch Popstars können irren. Und wie. “Don’t You Want Me” wird Ende November 1981 in England veröffentlicht und geht rasend schnell auf Platz 1 – für fünf Wochen. Auch in Amerika geht er an die Spitze.
Im Falle von The Human League kann man in jedem Fall sagen: Streiten lohnt sich! Zuerst der Konflikt in der Anfangszeit, bei dem sich die Band halbiert. Dann der Song über einen Streit zwischen Mann und Frau. Und Sänger Phil Oakley, der sich gleich mehrfach mit seiner Plattenfirma anlegt.
Worüber es übrigens nie einen dramatischen Streit gab - über die beiden Mädchen aus der Disco, die ganz spontan zugesagt haben. Denn Susan Ann Sulley und Joanne Catherall sind bis heute fester Teil von The Human League.
Jahr: 1981
Länge: 3:45
Album: Greatest Hits
Label: Virgin
Peters Pop Stories
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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