Queen & David Bowie "Under Pressure"
Warum aber aus "Under Pressure" von Queen und David Bowie beinahe nichts geworden wäre und wieso David Bowie sogar Freddie Mercury zeigte, wo der Hammer hing, erfahrt Ihr hier.
Warum aber aus "Under Pressure" von Queen und David Bowie beinahe nichts geworden wäre und wieso David Bowie sogar Freddie Mercury zeigte, wo der Hammer hing, erfahrt Ihr hier.
Wenn ich an ikonische Instrumental-Melodien aus den 80ern denke, dann fallen mir sofort eine Menge Songs mit großen Keyboard-Parts ein. Zum Beispiel A-ha mit “Take On Me”… Oder, klar, “The Final Countdown” von Europe... Aber was ist mit einem ikonischen 80er-Bass-Riff? Da haben die meistens von uns bestimmt ganz schnell diesen Song hier im Kopf: So einzigartig, so eingängig, so cool … und wir alle wissen ab der ersten Sekunde: Klar… John Deacon von Queen und “Under Pressure”. Als John Deacon das Riff aber zum allerersten Mal vorspielt, da dreht sich ein gewisser David Bowie zu ihm und sagt: “Nee, nee, so kannst du das nicht machen. Spiel das mal anders!”
Und John Deacon, der verdutzt ist, wie ein Praktikant im Probenraum abgewatscht zu werden, protestiert: "Moment mal. Ich bin doch hier der Bassist. Ich mach das so, wie ich will." Ihr seht schon, das ist ein Aufeinandertreffen von ein paar Riesen-Egos. Aber beginnen wir am Anfang. Und zwar im schweizerischen Montreux.
Ein beschauliches Örtchen, gelegen am wunderschönen Genfer See zwischen steilen Hügeln, mit Blick auf ein großartiges Bergpanorama. Seit 1996 steht hier direkt am Wasser eine Bronzestatue von Freddie Mercury. 1981 steht die da natürlich noch nicht, dafür aber die Mountain Studios. Hier nehmen Queen am liebsten neue Musik auf - 1978 zum Beispiel ihr Album “Jazz”. Ein Jahr später kaufen sie kurzerhand das gesamte Tonstudio.
Doch nicht nur die Herren von Queen lieben die Schweiz, Auch Popstar David Bowie kauft hier Mitte der 70er ein Anwesen, nur ein paar Kilometer von Montreux entfernt. Eines späten Abends kommt dieser David Bowie auf eine spontane Jam-Session im Studio vorbei. Man kennt sich, man freut sich, sich mal wieder zu sehen. Sie jammen gemeinsam, covern zum Spaß ein paar Songs, angeblich ist reichlich Alkohol im Spiel. Und das scheint irgendwie allen Spaß zu machen. Schließlich ist es David Bowie, der irgendwann auf die Idee kommt, dass sie doch zusammen einen Song aufnehmen könnten.
"Es war völlig spontan, nicht geplant. Ich dachte, es wäre eine gute Idee!", sagt David Bowie später.
Was da so nach mal eben locker-vom-Hocker klingt, ist in Wahrheit etwas, das es vorher noch nicht gegeben hat: Die Kollaboration zweier Ikonen, einer Mega-Band und eines Mega-Stars. Denn wie gesagt: Damals feiern sie schon seit Jahren unglaubliche Erfolge, haben Riesen-Hits und Millionen von Fans. Und natürlich ist es auch das Aufeinandertreffen von David Bowie und Freddie Mercury.
Also nichts mit easy-peasy – und das werden alle fünf Beteiligten sehr bald am eigenen Leib erfahren. Erst mal sind die Herrn Superstars völlig planlos. Sie haben sich nichts überlegt, keinen Masterplan, und auch keinen wirklichen Song vorbereitet. Im Gegenteil: Sie spielen einfach mal so “drauflos”, jammen ein bisschen rum, holen ein paar unausgearbeitete Ideen aus der Schublade, und schauen, was bei rauskommt.
Oder – wie Queen-Gitarrist Brian May es später ausdrückt: “Wir hatten eine leere Leinwand vor uns.” Jetzt ist es also Zeit, ein paar Farben auf besagte Leinwand zu pinseln und am Ende im besten Fall ein – musikalisches – Gemälde für die Ewigkeit zu schaffen.
Nach einigem Hin und Her kommt John Deacon plötzlich mit einem Bass-Riff um die Ecke. Es stammt aus einem bis dato unveröffentlichten Queen-Song, der den Arbeitstitel “Feel Like” trägt.
Und David Bowie? Findet’s einfach mal blöd. So langsam wird allen im Studio klar, dass David Bowie nicht nur ein Ausnahmekünstler ist. Der Mann scheint ein Ausnahme-Ego zu haben, das größer ist als das nahegelegene 2042 Meter hohe Rochers de Naye-Felsmassiv, welches als “Hausberg” von Montreux gilt. Klar, dass sich die Jungs von Queen nicht die Butter vom Brot nehmen lassen wollen – immerhin sind sie ja auch echte Superstars. Nur: Wie soll hier ein Song entstehen, wenn jeder in eine andere Richtung will, und niemand nachgibt?
“Es war echt hart”, gibt Brian May später zu. “Wir waren vier neunmalkluge Jungs, und dann gab es da David Bowie, der so neunmalklug war, wie wir alle zusammen.”
Es knallt mehrfach im Studio, vor allem zwischen Freddie Mercury und David Bowie. "Freddie und David sind zweifellos aneinandergeraten", verrät Brian May später. Und auch der anwesende Fotograf Peter Hince erinnert sich, sie waren – Zitat – "Vollblutprofis, die keine Ratschläge von außen dulden".
Und trotzdem: Insgesamt gesehen steckt Freddie Mercury tatsächlich zurück. Denn immer dann, wenn es drauf ankommt, gibt sich David Bowie so dominant, dass er weder Freddie Mercury noch Queen eine andere Wahl ließ.
Zwar hat der Queen-Frontmann einen gewissen Anteil am Songwriting, das lyrische Konzept aber ist komplett David Bowies Idee: ein düsterer, avantgardistischer Text über “Druck” - also “Pressure” – den David Bowie genauso improvisiert wie Freddie Mercury seine oftmals eher aus sinnfreien Wörtern und Silben bestehenden Scat-Passagen. Auch bei der Gesangsaufnahme setzt David Bowie seine Idee durch: Lasst uns alle einfach in die Aufnahmekabine gehen, ohne Ideen, und das Erstbeste singen, was uns durch den Kopf geht - und so wird’s dann auch gemacht.
“Under Pressure” ist ein Song aus vielen einzelnen Versatzstücken, die dann zusammengepuzzelt werden. Als die Aufnahmen schließlich vorbei sind, ist das allerdings noch nicht das Ende der Diskussionen.
Denn als es um das Arrangement und den abschließenden Mix des Songs geht, fliegen richtig die Fetzen. „Die beiden hatten einen erbitterten Kampf darüber“, weiß Brian May noch. Und wer setzt sich durch? Schon wieder David Bowie. Der geht sogar so weit, dass er damit droht, den Song nicht zu veröffentlichen, wenn er nicht seinen favorisierten Mix bekommt.
Im Oktober 1981 wird „Under Pressure“ als Vorabsingle von Queens zehntem Studioalbum “Hot Space” ausgekoppelt. Er erreicht die Spitze der englischen Charts, geht straight in die Billboard Top 100, und wird ein Megahit. Auf dem Cover steht: Queen and David Bowie – wahrheitsgemäßer wäre wohl, wenn David Bowies Name vorne gestanden hätte…
Jahr: 1981
Länge: 3:42
Album: Greatest Hits
Label: Parlophone
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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