Killing Joke - Eighties
"Eighties" war keine erfolgreiche Single, aber der Song ist aus zwei Gründen rückblickend eine wichtige Platte von Killing Joke.
"Eighties" war keine erfolgreiche Single, aber der Song ist aus zwei Gründen rückblickend eine wichtige Platte von Killing Joke.
Jahr: 1985
Länge: 3:51
Album: Night Time
Label: E.G.
Man würde nicht annehmen, dass Killing Joke diesen Song tatsächlich als erste Single aus dem Album "Night Time" ausgekoppelt haben. "Love Like Blood" war ein Jahr später erst die zweite Single aus dem Album, und auch der einzige Single-Hit in Deutschland. Dafür war "Eighties" viel zu rau und roh. Der Song klingt tatsächlich sehr nach Punk, und nach den frühen Platten von Killing Joke, also eher wie "Empire Song" aus dem Jahr 1982. Insofern findet die Transformation von Killing Joke von Punk zu Wave 1984 statt, "Eighties" noch sehr punkig. Die nächste Single "New Day" war dann schon mehr Wave, aber auf keinem Album der Band. 1985 kam dann der große Durchbruch, "Love Like Blood".
"New Day" und "Eighties" waren keine erfolgreichen Singles. Aber "Eighties" ist aus zwei Gründen rückblickend eine wichtige Single von Killing Joke. Einerseits wird "Eighties" im Kontext mit den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts oft gespielt. Unzählige TV-Dokus nutzen den Song als Soundtrack. Zudem ist der Text von Jaz Coleman sehr zeitgeistig: er spiegelt die Selbstwahrnehmung einer Dekade, die von Yuppies geprägt wurde. Der Kampf um das Überleben im Hyperkapitalismus war für Killing Joke immer ein zentrales Thema gewesen, aber in "Eighties" spitzt Jaz Coleman diese Aussage nochmal zu.
In späteren Interviews distanziert sich Jaz Coleman aber von der Zeitgeist-Interpretation und verweist auf die Zeile: "I'm in love with the coming race." Diese Textzeile ist ein Zitat aus Edward Bulwer-Lyttons "The Coming Race". Jaz Coleman sagt nun, dass es ihm im Text um eine Zukunft der Menschheit gegangen sei, die sich in Androiden weiterentwickeln würde. Dazu muss man natürlich auch sagen, dass Jaz Coleman zwar immer der charismatische Mittelpunkt der Band Killing Joke war, der Rest der Band aber viel bodenständiger dachte. Insofern ist es auch kein Wunder, dass das Video zu "Eighties" voll im Zeitgeist verhaftet bleibt. Van Den Ende (bekannt durch seine Videos "I Ran" und "Wishing (If I Had A Photograph Of You)" der A Flock Of Seagulls) zeigt Jaz Coleman vor verschiedenen Landesfahnen, wie er ein vermeintliches Loblied auf die 1980er Jahre singt. In Zwischenschnitten sind Protagonisten der 80er zu sehen: John DeLorean, Johannes Paul II., Ruhollah Chomeini, Margaret Thatcher und Ronald Reagan. Autoritäten waren Killing Joke immer suspekt.
Der Song "Eighties" spielt aber auch wegen des berühmten Gitarrenlaufs von Geordie Walker eine große Rolle. Angeblich kam Jaz Coleman bei einer gemeinsamen Aufnahmesession zu Geordie Walker ins Zimmer und hörte das Gitarrenriff. Er habe sofort die Qualität erkannt und umgehend dazu aufgerufen, einen Song darum zu konzipieren.
1991 erschien der Song "Come As You Are" von Nirvana. Die Ähnlichkeit ist unstrittig. Tatsächlich war Kurt Cobain wegen der Ähnlichkeit gegen eine Veröffentlichung. Der Chef der Plattenfirma, Danny Goldberg, setzte sich durch und "Come As You Are" wurde ein großer Hit. Nach dem Ableben des Nirvana-Sängers Kurt Cobain, und der Auflösung der Band, wollten Killing Joke den Rechtsstreit nicht fortführen. Wobei Geordie Walker noch die gesamten frühen 90er betonte, wie verärgert er über die Veröffentlichung sei.
Die Angelegenheit geriet in Vergessenheit. Der Drummer von Nirvana, Dave Grohl, nahm 2003 sogar eine Platte gemeinsam mit Killing Joke auf. Der Foo Fighters-Gründer ist seit vielen Jahren eng mit den Killing Joke-Musikern befreundet. Der Killing Joke Bassist Paul Raven sagte in Interviews, dass er mit Dave Grohl oft Witze über diese Geschichte mache.
Ein Grund, warum Killing Joke nicht weiter gegen Nirvana vorging, könnte auch eine andere Ähnlichkeit sein. Denn das Gitarrenriff ähnelt "Life Goes On" von The Damned aus dem Jahr 1982. Insofern waren Killing Joke durchaus auch angreifbar. Rat Scabies, Captain Sensible, Paul Gray und Dave Vanian als Komponisten von "Life Goes On" hätten wohl auch die Hand aufhalten können, wären Kompensationen mit Nirvana verhandelt worden.