Richard Sanderson "Reality"
Warum halb Europa auf “La Boum” abfuhr – und wieso die Kinobesucher den Song am Ende des Films quasi lieben mussten, erzählt Peter in dieser Folge.
Warum halb Europa auf “La Boum” abfuhr – und wieso die Kinobesucher den Song am Ende des Films quasi lieben mussten, erzählt Peter in dieser Folge.
Der Stehblues. Der Moment, in dem auf einer wilden Party die schnelle Musik unterbrochen und irgendein Schmusesong aufgelegt wird. Wusstet Ihr, dass der "Stehblues" eine eigene Wikipedia-Seite hat? Find ich irgendwie ganz niedlich. Da heißt es: "Der Stehblues wird auch Slow, Klammerblues, Engtanz oder Schieber genannt, in Österreich häufig Schleicher oder Lamourhatscher." Und ein Song steht für diesen "Stehblues" wie kein anderer. Die Mutter aller Stehbluese sozusagen. Der hier: "Reality".
Warum das so ist, wissen Viele, die um 1980 rum im Teenie-Alter waren – und zwar in West- und Ostdeutschland. Denn der französische Film lief auch in der DDR im Kino. "La Boum - Die Fete". Dre Film handelt von der kleinen Victoire "Vic" Beretton, die mit 13 ihre ersten Partys feiert, und sich dabei unsterblich in einen Jungen namens Mathieu verliebt. Dunkle Augen, paar kleine Lücken zwischen den Zähnen, leichter Flaum auf der Oberlippe - da muss man offenbar schwach werden. Zwischendurch haben die Eltern von Vic Beretton noch jeweils eine Affäre, trennen sich und kommen wieder zusammen. Soweit die überschaubare Handlung. Der Film geht durch die Decke. Erst sind es ein paar zehntausend, die den Film im Kino sehen, bald schon Millionen alleine in Frankreich. Und nicht nur dort: “La Boum” ist ein Phänomen in ganz Europa.
Aber: Warum? Was ist das Geheimnis dieses Films? Zum einen erzählt “La Boum” die Geschichte “Boy meets Girl” auf Französisch, coming of age, das trifft einen Nerv bei einem breiten Publikum. Außerdem stellt der Film ein paar junge, aufstrebende Schauspieler in den Vordergrund, was eindeutig einen Teil des Charmes von “La Boum” ausmacht. Und auch wenn aus Hauptdarstellerin Sophie Marceau eine international anerkannte Akteurin wird, sehe ich sie auch immer wieder in der Rolle der Vic Beretton vor mir, wie sie da so völlig natürlich und frech den Film zu ihrem eigenen macht. Und dem halben Kontinent den Kopf verdreht.
Dazu dieser Song – immer und immer und immer wieder: "Reality"!
Ich hab den Film neulich noch mal gesehen, habe jetzt nicht mitgezählt, wie oft “Reality” da genau drin vorkommt, aber von der ersten Sekunde des Films an läuft dieser Song, und dann wirklich alle fünf Minuten - wieder und wieder. Das Publikum hatten damals gar keine andere Chance als mit einem Ohrwurm aus dem Kino zu kommen.
Das ist eben auch ein Teil der Erklärung, warum “La Boum” so erfolgreich geworden ist: Dieser Song. Komponist Vladimir Cosma hat zu diesem Zeitpunkt unter anderem schon ein paar Filmmusiken für große französische Komödien gemacht - wie für “Der große Blonde mit dem Schwarzen Schuh” mit Pierre Richard oder auch “Brust oder Keule” mit Louis de Funès.
Für “La Boum” schreiben Vladimir Cosma und Texter Eddy Marnay "Reality" - die Klaviermelodie und der traurige Text passen perfekt zur Stimmung des Films. Fehlt nur noch der passende Sänger.
Richard Sanderson. Der ist der Sohn eines Schotten und einer Französin. Im Alter von fünf Jahren gibt´s die ersten Klavierstunden, mit 15 lernt er Gitarre, und mit 21 gründete er seine eigene Band, mit der er dann durch Hotelbars tingelte. Wer weiß, was aus ihm ohne “La Boum” geworden wäre. Denn "Reality" wird ein Megahit. Acht Millionen Mal verkauft sich der Song bis heute – und er bleibt Richard Sandersons einziger großer Hit.
Das der Song zu einem Klassiker des Stehblues wird, liegt vielleicht auch an dieser Szene: die Schauspieler Sophie Marceau und Alexandre Sterling auf der Party. Laute, schnelle Musik läuft… und plötzlich kommt Alexandre Sterling von hinten und setzt Sophie Marceau die Walkman-Kopfhörer auf… los geht der Stehblues (unten gibt es sie Szene im Trailer zu sehen).
Jahr: 1980
Länge: 3:58
Album: La Boum
Label: Universal
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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