Alphaville "Big in Japan"
Ein Song, der nach vorne geht und gute Laune macht. Doch in Wahrheit ist der Text sehr ernst, handelt von Drogen und dem Leben auf der Straße
Ein Song, der nach vorne geht und gute Laune macht. Doch in Wahrheit ist der Text sehr ernst, handelt von Drogen und dem Leben auf der Straße
1. Februar, 1984: Im ZDF läuft die Musiksendung “Flashlight”. Kennt ihr nicht? Naja, kein Wunder, die wurde nach sechs Folgen gleich wieder eingestellt. Doch für Frank Mertens, Bernd Lloyd und Marian Gold von Alphaville war sie das Sprungbrett zum Erfolg. Vor einem rot-leuchtenden Hintergrund spielen sie ihren Song "Big In Japan" zum ersten Mal im Fernsehen… und werden schlagartig berühmt.
Doch der Auftritt ist mehr als eine TV-Premiere. Denn in der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Herford klingelt bei Familie Schierbaum abends das Telefon. Ein Geschäftsfreund von Marian Golds Vater meldet sich und sagt: "Mach mal den Fernseher an, ich glaube, Dein Sohn ist im Fernsehen". Als Vater Schierbaum dann das ZDF einschaltet, traut er seinen Augen nicht. Denn er sieht dort tatsächlich wie sein verlorener Sohn auf einer Bühne steht und singt – zum ersten Mal nach fünf Jahren Funkstille.
Eigentlich sollte Marian Gold in die Fußstapfen seines Vaters treten und die Sanitär- und Klimafirma übernehmen. Doch der einzige Sohn interessiert sich nicht für Heizungsanlagen, sondern für Musik und Kunst. Die Folge: Häufig hängt der Haussegen schief. Vater und Sohn streiten sich oft, laut und heftig. Marian Gold rasselt durchs Abitur, geht zum Bund, zu den Pionieren. Doch auch hier passt er nicht rein, fühlt sich schikaniert, wird unehrenhaft entlassen. Marian Gold merkt immer mehr, dass er anders ist und auch anders sein will.
Sein Ausweg: Abhauen. Weg von der Familie, weg von dem ganzen Streit und den Erwartungen, die er nicht erfüllen will. Er steigt in einen Zug nach Warschau. In Berlin schmeißt man ihn raus, weil er keine Papiere für den Ostblock hatte. Da steht Marian Gold also mit einem Seesack mit seinen Sachen drin. Keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Zunächst lebt er auf der Straße, treibt sich am Bahnhof Zoo rum. Damals einer der Hotspots im Drogenmilieu in Berlin, der Welthauptstadt des Heroins. Im Winter steigt er spät abends in die U-Bahn, fährt die immer gleichen Strecken hin und zurück. Das Rattern der Züge ist besser als die Kälte draußen auf den Straßen. Marian Gold hat während seiner Zeit in Berlin eine große Hoffnung: einmal sein großes Vorbild David Bowie treffen. David Bowie macht die von Mauern umgebene Stadt für zwei Jahre zu seiner Heimat. Doch Marian Gold gelingt es nicht, seinem Idol zu begegnen.
Marian Gold kommt weg von der Straße, landet in einer Kommune, die in einem besetzten Haus lebt und Musik macht. Hier verliebt er sich in seine spätere, erste Frau Ariane Mummert. Als ihnen das Geld ausgeht, zieht die Truppe nach Münster. Arianes Oma lässt sie in einer ihrer Mietwohnungen leben - Probenraum inklusive. Aus dieser Wohngemeinschaft bildet sich einige Zeit später Alphaville. Es dauert nicht mehr lange und sie werden eine der großen Synthie-Pop-Bands in Deutschland.
Ihr erster Song "Big in Japan" stammt aus der Feder von Marian Gold. Das Lied ist inspiriert von der Geschichte rund um Christiane F. und, klar, es gibt ganz ohne Zweifel auch jede Menge Parallelen zu Marian Golds eigenem Leben. Im Song geht es um ein drogenabhängiges Pärchen, das ebenfalls in Berlin am Bahnhof Zoo lebt. Doch sie träumen von einem ganz anderen Leben, weit weg in Japan, ohne Drogen, ohne, sich verkaufen zu müssen.
Trotz des Erfolgs und der Anerkennung von allen Seiten – für seinen Vater blieb der Sohn eine Enttäuschung. Im Interview sagt Marian Gold rückblickend: "Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, es war nur sehr problematisch".
Mit "Big In Japan" werden Alphaville Weltstars. Im exklusiven 80s80s-Interview erinnert sich Alphaville-Sänger Marian Gold an den Hit: "Alles ging so schnell in den 80s. Das war wie im Zeitraffer. Man wurde von Auftritt zu Auftritt gehetzt." - Von der Straße in die Charts in Deutschland, Österreich, der Schweiz, England, den USA … und, und, und. Nur in einem ganz speziellen Land hat sich niemand für sie interessiert: In Japan.
Jahr: 1984
Länge: 3:39
Album: Forever Young
Label: Atlantic
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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"Big in Japan" von Alphaville läuft als typischer New Wave-Song auf 80s80s WAVE. Jetzt hier einschalten!