Dead or Alive - You Spin Me Round (Like a Record)
Dead or Alive. You Spin Me Round. Pete, der Paradiesvogel.
Lederhandschuhe, Sonnenbrille, eine wilde Föhnfrisur und ein kurzer goldener Einteiler, der untenrum nur das nötigste verdeckt – so zeigt sich Pete Burns 1984 bei seinem Auftritt bei Top of the Pops.
Die Backgroundsängerinnen und der Rest seiner Band Dead or Alive sind nur Staffage. Die Show gehört einzig und allein Pete Burns. Auch wenn ihr Song, ein Cover von “Thats the way”, kein richtig großer Hit wird, ist klar: Der Typ ist eine wirklich schräge Nummer...
Knapp ein Jahr später wird er wieder im Rampenlicht von Großbritanniens wichtigster Musikshow stehen. Und das ist eigentlich ein kleines Wunder – zumindest, beim Blick auf den Werdegang von Pete Burns. Denn seine Band heißt zunächst Nightmares in Wax - und ist am ehesten in die Dark Wave- oder Gothic Rock-Ecke einzuordnen.
Auf Pete Burns' Wunsch hin benennen sie sich nach einiger Zeit in Dead or Alive um. Der Name habe einen besseren Wiedererkennungswert. Sie feiern einige Erfolge – allerdings nicht in ihrer Heimat Großbritannien oder dem Rest von Europa, sondern in... Japan. Und das reicht dem egozentrischen Pete Burns ganz und gar nicht. Er will den großen Erfolg.
Sein Vornamensvetter Peter Waterman ist zwar etwas überrascht, aber gleichzeitig auch ziemlich begeistert, als ihn Pete Burns eines Tages anruft. Peter Waterman erinnert sich an den extravaganten Typen und seinen Auftritt bei Top of the Pops. Als Pete Burns fragt, ob er einen Song für ihn produzieren will, sagt Peter Waterman sagt sofort zu.
Sie treffen sich. Pete Burns spielt drei Songs vor. Und Peter Waterman findet das Material eher schhhhh... licht. Aber das ist ihm egal. Er will unbedingt mit dieser schillernden Personaltity zusammenarbeiten.
Peter Waterman ist eigentlich DJ. Doch eines Tages gründet er eine Produktionsfirma. Das macht er nicht allein, sondern gemeinsam mit den beiden Musikern und Songwritern Mike Stock und Matt Aitken. Klar, 80s-Fans kennen das legendäre Trio: Stock, Aitken und Watermann, die Künstler wie Rick Astley oder Kylie Minogue weltberühmt gemacht haben. Manche lieben sie, andere haben den Sound von Stock, Aitken und Watermann wirklich gehasst. Damals kennt die drei kaum jemand. Sie haben zwar schon einige Songs und Künstler produziert. Nur den großen Erfolg, den haben sie damals noch nicht.
Darum ist das Plattenlabel von Dead or Alive auch gegen eine Zusammenarbeit mit den Nobodies. Aber Pete Burns setzt sich durch. In seiner Autobiografie schreibt er später, dass er extra einen Kredit von 2,500 Pfund aufnimmt, damit er die Produzenten aus eigener Tasche bezahlen kann. Am Ende knickt das Label ein und erlaubt die Zusammenarbeit, wenn auch widerwillig.
Als die Jungs von Dead or Alive ins Tonstudio zu Stock, Aitken und Waterman kommen, haben sie die drei Lieder im Gepäck, die Peter Watermann bereits kennt – und die er ziemlich langweilig findet. Aber sie haben sich am Wochenende zuvor getroffen und noch ein Lied aufgenommen. Als sie es vorspielen, weiß Peter Watermann sofort: Der Track ist großartig, das wird ein Hit!
Obwohl die Plattenfirma lieber auf die anderen drei Songs setzt, stecken sie die meisten Arbeit in das Lied, das am Wochenende vorher entstand: „You Spin Me Round“. 14 Tage schließen sich die Produzenten und Musiker dafür ins Tonstudio. Und das ist ein großer Fehler...
Denn... was passiert, wenn man zehn Männer für zwei Wochen in einen kleinen Raum steckt? Genau, es gibt zehn verschiedene Meinungen, wie „You Spin Me Round“ klingen soll – und irgendwann eben auch jede Menge Streit. Vor allem in der Phase, in der der Song abgemischt wird, liegen die Nerven blank. Laut Peter Watermann ist Pete Burns kurz davor Mike Stock und Matt Aitken umzubringen. Die wiederum würden Pete Burns am liebsten den Hals umdrehen.
Im Studio wird es laut. Und irgendwann platzt Peter Watermann der Kragen. Er macht eine Ansage und sagt, alle sollen gehen, unverzüglich! Einen Song mit zehn Leuten abmischen, dass sei lächerlich. Am Ende bleiben nur er und sein Tontechniker Phil Harding zurück. Sie arbeiten die ganze Nacht an dem Lied und sind sich am Ende sicher, dass sie etwas ganz Besonderes gezaubert haben.
Als der Song von Dead or Alive veröffentlicht wird, passiert erstmal... nichts. Naja, das ist nicht ganz richtig. Es passiert sehr, sehr wenig... Denn "You Spin Me Round” - in Klammer “Like a Record" von Dead or Alive wird der langsamste Chart-Einstieg aller Zeiten in England. Der Song dümpelt wochenlang vor sich hin, steigt, fällt, und braucht unglaubliche 13 Wochen, bis er doch noch an der Spitze der Charts landet.
Für Stock, Aitken und Watermann wird es der erste von vielen Nummer Eins-Hits. Für Dead or Alive wird es der erste und einzige ganz große, internationale Hit.
Als Dead or Alive mit „You Spin Me Round“ bei Top of the Pops auftreten, bleibt sich Pete Burns treu: Er kommt einer gigantischen, ausgefallenen Föhnfrisur, seiner legendäre, aber völlig überflüssigen Augenklappe und einem weißen, viel zu großen Anzug mit Schulterpolstern.
Wie schade, dass der Exzentriker Pete Burns, der viele Höhen und noch Tiefen durchlebte, 2016 mit nur 57 Jahren von uns gegangen ist.
Jahr: 1984
Länge: 3:19
Label: Control
Album: Youthquake
Peters Pop Stories
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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