Samantha Fox "Touch Me"
Aus dem ehemaligen Pin-Up-Girl ist längst eine selbstbewusste Frau geworden. Was ihr Hit “Touch me” damit zu tun hat, erzähle ich Euch in dieser Folge.
Aus dem ehemaligen Pin-Up-Girl ist längst eine selbstbewusste Frau geworden. Was ihr Hit “Touch me” damit zu tun hat, erzähle ich Euch in dieser Folge.
Ein Essen in einem renommierten Londoner Restaurant im Jahr 1985. Und ein Abend, an den sich Samantha Fox bis heute erinnert – allerdings nicht im positiven Sinne.
Am Tisch sitzt ihr Vater und der Schauspieler und Sänger David Cassidy. Der war vor allem in den 1970er Jahren erfolgreich und arbeitete an einem Comeback. David Cassidy und Samantha Fox hatten an diesem Tag ein gemeinsames Fotoshooting absolviert. Eine Promo-Aktion, die vor allem David Cassidy wieder mehr Aufmerksamkeit bescheren sollte. Samantha Fox hatte dem Termin zugestimmt, da sie David Cassidy schon seit Kindheitstagen angehimmelt hatte: „Als Kind hatte ich jede Nacht die Poster von ihm an meiner Wand geküsst“, gestand die Sängerin in einem Interview.
Doch nach Darstellung von Samantha Fox wurde sie schon beim Fotoshooting von David Cassidy ungefragt begrapscht. Sie sei so perplex gewesen, dass sie kein Wort der Gegenwehr rausbekommen habe.
Doch als sie nun beim Abendessen einen Moment auf die Damentoilette verschwindet, eskaliert die Situation. Samantha Fox schilderte, wie sie ihre Hände wusch, als plötzlich die Tür aufflog und David Cassidy hereinstürmte. Bevor Samantha Fox richtig begreifen konnte, was geschah, drängte David Cassidy sie gegen die Wand. Seine Hände waren überall; eine griff nach ihrer Brust, die andere schob ihren Rock hoch.
Dieses Mal reagierte sie blitzschnell. Sie hob ruckartig ihr Knie an und traf David Cassidy mitten in seine Weichteile. Gleich danach stieß sie ihren Ellbogen mit aller Kraft in sein Gesicht. David Cassidy wich unter Schmerzen zurück, Samantha Fox eilte zurück zum Tisch. Einen Moment später nahm auch David Cassidy wieder Platz. Keiner von beiden sagte ein Wort darüber, was geschehen war.
„Just keep quiet“ – „Sei einfach still“, hatte Samantha Fox damals gedacht, wenn ähnliche, wenngleich nicht annähernd so dramatische Dinge geschahen. Erst vor einigen Jahren machte Samantha Fox diese Geschichte öffentlich, zu dem Zeitpunkt war David Cassidy bereits verstorben.
Samantha Fox war gerade einmal 16 Jahre alt, als ihre Mutter sie 1983 für den Wettbewerb Sunday People's Face and Shape anmeldete. Sie träumte davon, dass ihre Tochter eines Tages ein berühmtes Model sein würde. Samantha Fox wurde aus 20.000 Bewerberinnen als einer der Finalistinnen für ein Fotoshooting ausgewählt.
Doch statt auf dem Laufsteg wurde Samantha Fox vor allem als Englands beliebtestes Page Three Girl einer britischen Boulevardzeitung bekannt – leicht bekleidet und in verführerischen Posen. Bis vor einigen Jahren gab es das auch bei uns bei einer Zeitung mit vier Buchstaben. Da waren es die Seite-Eins-Mädchen. 2012 wurde das endlich abgeschafft.
Samantha Fox wird in den 80ern zu einer der meistfotografierten Frauen Großbritanniens – neben Prinzessin Diana und Margaret Thatcher. Sie lässt sich werbewirksam ihre Oberweite mit 500.000 Dollar versichern und hat sogar ein eigenes Computerspiel, in dem sie die Hüllen fallen lässt.
Natürlich muss man das von heute aus alles mit sehr kritischem Blick betrachten.
Samantha Fox war damals eine junge Frau, in den ersten Jahren des Erfolgs nicht mal volljährig. Von daher war vieles von dem, was damals geschah, garantiert nicht ihre eigene Idee. Dahinter stand ein ganzes System, das mit einer gutaussehenden Frau wie ihr schlichtweg viel Geld verdiente – und sie entsprechend vermarktete.
In ihrer Biographie sieht Samantha Fox das rückblickend ebenfalls kritisch. Zugleich sagt sie, dass sie damals die Aufmerksamkeit liebte und ihr bewusst war, dass sie aus armen Verhältnissen stammte und froh über die Chance war.
"Man brauchte sich nur umzusehen, wo ich wohnte", schreibt sie. "Es gab viele Leute, die schon früh Kinder hatten. Viele, die arbeitslos waren. Viele, die harte, schlecht bezahlte Jobs hatten." Als sie 21 war, suchte eine Plattenfirma eine Art britische Version von Madonna. Ihre Wahl fiel auf Samantha Fox.
Was dann passiert, war nicht weniger als der reine Wahnsinn. War sie bisher in ihrer Heimat ein Star, wurde Samantha Fox plötzlich internationalen bekannt. Ihre erste Single „Touch Me“ wurde ein weltweiter Hit...
Top Ten oder Nummer Eins in Australien, Kanada, Finnland, der Schweiz, in den USA und vielen weiteren Ländern – in Deutschland schaffte sie es bis auf Platz 4. Insgesamt verkaufte Samantha Fox im Laufe ihrer Karriere 30 Millionen Platten: „Es gab Hysterie, nur um mir nahe zu sein [...] Ich musste in Hubschraubern von Dächern flüchten. Manchmal musste ich mir insgeheim ein Lachen verkneifen und dachte: ‚Ich kann nicht glauben, was mir passiert.“
Und es scheint so, als ob der Beginn ihrer musikalischen Karriere zugleich ein Wendepunkt wurde. Denn offenbar wurde Samantha Fox klar, dass sie mit zunehmendem Erfolg auch mehr Kontrolle über ihre Karriere einfordern konnte. Das nette Mädchen, dem man sagt, was es zu tun hat… das war einmal.
Denn für das Video zu „Touch Me“ hatten die Produzenten Szenen vorgesehen, in denen sich die Sängerin anzüglich auf einem Bett räkeln sollte. Samantha Fox hingegen bestand darauf, dass das Video ein Auftritt vor Publikum wird – ohne tiefes Dekolleté, ohne übertriebene sexy Posen. Denn ihr war klar, dass man sie sonst nie als Sängerin ernstnehmen würde. Und tatsächlich - Samantha Fox setzte sich durch und es wurde ein Konzertvideo.
Immer wieder musste sie Grenzen setzen. Da war nicht nur das Abendessen mit einem übergriffigen 70er-Jahre-Star, sondern viele verschiedene Momente in ihrer Karriere, in der man sie als das naive Pin-Up-Girl unterschätzte – vor allem in ihrer Heimat Großbritannien. So schrieb Samantha Fox den Song „Dreams“, der es tatsächlich auf das All Saints Album „Saints & Sinners“ schaffe...
Doch die Band wollte aufgrund ihres Images nicht, dass Samantha Fox's Name auf der Platte stand. Erst als sie zustimmte, den Mädchennamen ihrer Mutter zu verwenden, nahmen sie das Lied auf. Gut und nur gerecht, dass es doch irgendwann herauskam.
Und dann ist da ihr Vater Patrick - Der war eigentlich ihr Manager, bis Samantha Fox eines Tages wegen der Finanzen misstrauisch wurde. Heimlich engagierte sie eine Firma, die die Bücher überprüfte und herausfand, dass ihr eigener Vater tatsächlich Geld unterschlagen hatte. Sie machte, was man mit Ende 20 eigentlich wirklich nicht machen möchte: Den eigenen Vater verklagen. Doch ein Gericht gab ihr Recht.
2003 machte Samantha Fox dann den mutigsten Schritt in ihrer Karriere. Die Traumfrau von Millionen von Männern outete sich als lesbisch. Samantha Fox machte ihre Liebe zu Myra Stratton öffentlich. Myra Stratton war ihre Managerin und zugleich ihr Vorbild, wie sie einmal erklärte: „Sie ließ nie zu, dass irgendein Mann sie schlecht behandelte, und das machte sie stärker. Sie ließ sich nie zu etwas drängen oder zu etwas zwingen, was sie nicht wollte.”
Doch gut 10 Jahre später, im Jahr 2015, starb Myra Stratton tragischerweise an Krebs. Samantha Fox war am Boden zerstört und sagte, es sei der Tiefpunkt ihres Lebens gewesen.
Doch auch diese Wunde ist verheilt. Inzwischen lebt Samantha Fox glücklich in einer neuen Beziehung. Und wer heute ein Interview mit ihr liest, dem ist klar: Aus dem ehemals jungen und naiven Mädchen ist längst eine starke, selbstbewusste Frau geworden, die einfach unverwüstlich ist – genauso wie ihr legendärer 80er-Klassiker „Touch Me“. Der ist nämlich nach wie vor ein Ohrwurm erster Klasse...
Jahr: 1986
Länge: 3:29
Album: Touch Me
Label: Jive
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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"Touch Me (I Want Your Body" von Samantha Fox läuft bei 80s80s. Jetzt hier einschalten!