Antikriegslieder: 40 Jahre Falklandkrieg
In Folge des Krieges wurden viele Platten veröffentlicht, die den Konflikt zum Thema machten. Hier die wichtigsten Veröffentlichungen der 80er.
In Folge des Krieges wurden viele Platten veröffentlicht, die den Konflikt zum Thema machten. Hier die wichtigsten Veröffentlichungen der 80er.
Zuvor waren die Falklandinseln allenfalls bei Geografielehrern Thema. Nun deutete sich aber ein dramatischer Konflikt an: Argentinien wollte die Herrschaft der Briten auf den kleinen Inseln (seit 1833) nicht mehrt hinnehmen. Der - demokratisch nicht legitimierte und mit großer Brutalität gegen die Opposition im Land vorgehende - Machthaber Leopoldo Galtieri wollte seine Macht durch außenpolitische Themen festigen und von den innenpolitischen Problemen ablenken.
Im Frühjahr vor 40 Jahren kam es zu einem Krieg zwischen England und Argentinien. Für die britische Nachkriegsgesellschaft ein Schock: der Krieg zwischen den Systemen war erkaltet. Die nukleare Hochrüstung der Blöcke kannte nur zwei Szenarien: Atomkrieg oder kein Krieg. Der Atomkrieg stand dabei für die totale Zerstörung der Zivilisation. Einen konventionellen Krieg konnte man sich seit dem Ende des Weltkriegs in England kaum vorstellen. Allerdings war Lateinamerika Anfang der 80er noch nicht der große Sehnsuchtsort der Jugendlichen geworden. Noch herrschten dort weitestgehend mörderische Militärregime.
Vorsichtiger Optimismus wurde verbreitet: kultivierte Länder des politischen Westens würden ja wohl kaum aufeinander schießen. Hatte der Papst nicht grade erst die militärische Einnahme der Isla Grande de Tierra del Fuego durch Argentinien verhindern können? Dann müsste man Leopoldo Galtieri doch auch davon abbringen können, englische Soldaten anzugreifen.
Die Eskalation führte zu einer Landung von argentinischer Truppen. Bis Sommer 1982 gab es um die Falklandinseln einen soliden Krieg mit heftigen Gefechten auf den Inseln und einer Seeschlacht. 258 britische Soldaten wurden getötet; 649 Argentinier. Viele der Soldaten litten unter massiven Spätfolgen und Traumata. Während der Krieg in Argentinien das Ende der Militärdiktatur bedeutete, feierte der britische Mainstream die Kriegshelden, allen voran die Premierministerin Margaret Thatcher. Es wurde die Aufgabe der Künstler, insbesondere der Musiker, das Trauma aufzuarbeiten. In Folge des Krieges wurden viele Platten veröffentlicht, die den Falklandkrieg zum Thema machten. Wir haben die wichtigsten Antikriegslieder des Falklandkrieges:
Captain Sensible war schon mit seiner Band The Damned laut gegen das Establishment. Mit den Plattenfirmen hatte er auch Stress. In den 80er landete als Solokünstler er mit "Wot" einen großen Hit. Weniger bekannt ist sein "Glad It's All Over". Im Text kritisiert er die Kriegsbegeisterung der Briten und singt, dass er Alpträume von Unterseebooten im Falklandkrieg hat.
In Deutschland war "Shattered Dreams" von Johnny Hates Jazz ein großer Erfolg. Clark Datchler, der Sänger und Songschreiber der Band war, hatte aber auch eine politische Position. 1987 veröffentlichte die Band diesen Song. Die Zeilen "Oh send me off to war - In a far away land - I never knew existed" verdeutlichen: junge Engländer hatten keinen Bezug zu den Falklandinseln.
Billy Bragg ist der ultimative Politik-Barde der Engländer. Dass er sich mit dem Krieg auseinandersetzten würde, war klar. "Island Of No Return" schrieb er aus der Perspektive des verängstigten Frontsoldaten. Der Soldat wird zur "Waffe aus Birmingham". Ein wirklich erschütternder Text.
Als Punk-Band positionierten sich The Exploited deutlich gegen die Premierministerin Margaret Thatcher. Sie führe die "arbeitslosen Massen in einen sinnlosen Krieg". The Exploited veröffenlichten "Let's Start a War (Said Maggie One Day)" schon 1983. Damit hatten sie einen der ersten Anti-Kriegssongs dieses Konflikts.
Die Band um den Sänger Justin Sullivan positionierten sich auch sehr früh gegen diesen Krieg: "Dead men in the South Atlantic - It's meant to warm our hearts - They think that they died for you and me - Oh God, what a farce, what a farce. New Model Army war es ein Anliegen, der Welt zu sagen, dass viele Engländer gegen diesen Krieg waren.
Erneut ein Song aus der Perspektive der Arbeiterklasse, die von der politischen Elite in einen sinnlosen Krieg geführt wird. Der feingeistige Joe Jackson setzte das Thema musikalisch viel anspruchsvoller um als seine Rock- und Punkkollegen. Passenderweise als Tango.
Den Song kennt jeder 80er-Fan. Aber den Zusammenhang kennen nicht mal alle Muttersprachler. Denn Mark Knopfler singt sehr verklausuliert über den Krieg. Er beschreibt insbesondere die Natur der Falklandinseln. Das entsprechende Album der Dire Straits ging in Deutschland übrigens auf die Spitzenposition der Charts, verkaufte weltweit über 30 Millionen Platten. Somit war "Brothers In Arms" mit großem Abstand der erfolgreichste Anti-Kriegssong dieses Krieges.
Der Song wurde von Elvis Costello geschrieben. Später gab er in Interviews zu, dass er von Robert Wyatt sehr enttäuscht war, dessen Stimme er sehr schätzte, aber ausgerechnet bei "Shipbuilding" nicht funktioniere. Daher veröffentlichte Elvis Costello "Shipbuilding" ein Jahr später auch auf seinem eigenen Album "Punch the Clock". In "Shipbuilding" geht es nicht direkt um den Krieg, sondern wie er eine ganze Industrie mit Arbeitsplätzen versorgt.
Ein Krieg, den ein Nachbar in Europa führt, durfte nicht vollkommen an der Musikszene in Deutschland vorbeigehen. Man kann der NDW-Band UKW also durchaus für ihren Beitrag danken. 1983 veröffentlichten sie "Hey Matrosen". Der Text bezieht sich eindeutig auf diesen Krieg. An den Erfolg von "Sommersprossen" kam dieser UKW-Song nicht ran.
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