Visage "Fade To Grey"
Diesmal geht´s um ein Musik-Projekt mit Steve Strange, das zunächst floppte, dann erfolgreich wurde und trotzdem kein Happy End fand.
Diesmal geht´s um ein Musik-Projekt mit Steve Strange, das zunächst floppte, dann erfolgreich wurde und trotzdem kein Happy End fand.
England, Mai 1980. David Bowie dreht gerade das Video zu seinem Song “Ashes to Ashes”. Bowie hat dabei alles unter Kontrolle. Er hat die Idee, er führt Regie. Der Dreh dauert drei Tage. Der Clip ist in diesen frühen Tagen der Musikvideos der bis dahin teuerste überhaupt und kostet 250.000 Pfund. David Bowie ist darin in drei verschiedenen Rollen als Clown, Astronaut und Gefängnisinsasse zu sehen.
David Bowie wird im Video von vier Gestalten in schwarzen Roben begleitet. Eine davon ist Steve Strange. Den kennt man in Großbritannien bis dahin vor allem als sogenanntes „Blitz Kid“. Denn Strange veranstaltet zu dieser Zeit legendäre Partys im berühmten „Blitz Club“.
Ende der 70er herrscht in der Musikszene in Großbritannien eigentlich der Punk. Doch Steve Strange ist davon gelangweilt. Noch als Kunststudent veranstaltet er zuerst im „Billys Club“ David Bowie-Nächte. Rein kommt nur, wer mit einem entsprechenden Outfit erscheint. Frei nach dem Motto: je extremer und ausgefallener, desto besser!
Irgendwann wird der Club zu klein, Steve Strange verlegt die Veranstaltung ins Blitz. Die Partys werden immer beliebter, die Auswahl an Gästen immer exklusiver. Angeblich wird selbst einem gewissen Mick Jagger einmal der Eintritt verwehrt.
Dann, eines Abends, erscheint ein ganz besonderer Besucher: David Bowie höchstpersönlich! Er fragt Steve Strange, ob er in seinem neuen Video mit dabei sein will und gibt ihm freie Hand: Steve Strange darf sich nicht nur sein Outfit für das Video von „Ashes to Ashes“ aussuchen. Er darf auch entscheiden, wer die anderen Gestalten im Clip spielen soll. In seiner Biografie bezeichnet Steve Strange diese Begegnung als den „wichtigsten Moment seines Lebens“.
Steve Strange ist damals aber nicht nur Party-Veranstalter – er hat auch ein eigenes Musik Projekt - und zwar mit niemand geringem als Midge Ure. Midge Ure ist damals – 1979 – natürlich Teil von Ultravox. Doch weil er sich noch weiter ausprobieren will, startet er mit Steve Strange und einigen anderen Musikern Visage. Ihr erster Song heißt „Tar“... Das Lied wird ein Flop. Sie denken schon darüber nach, sich aufzulösen. Doch dann ist da ihre zweite Single, die alles verändern wird: „Fade to grey“.
Das Lied entsteht bei einem Soundcheck und ist eigentlich ein Instrumental. Doch Midge Ure gefällt der Track. Er schreibt einen Text dazu. Neben dem Gesang von Steve Strange baut Ure eine Frauenstimme ein. Die Luxemburgerin Brigitte Arendt spricht ihre Textzeilen auf Französisch. Falls ihr Euch übrigens jemals gefragt habt, was die Dame da sagt: Ganz einfach! Sie spricht genau die Zeilen auf Französisch nach, die Steve Strange vorher auf Englisch singt.
Der klare, dominierende Synthie-Sound, die mysteriöse Frauenstimme und natürlich das außergewöhnliche Video von Visage machen „Fade to Grey“ 1980 zu einer echten Sensation. Der Song steht in der BRD sieben Wochen auf der Eins, das dazugehörige Album geht an die Spitze der Albumcharts. Keine Frage, „Fade to Grey“ ist ein wichtiger 80s-Track, der maßgeblich dazu beigeträgt, die New Romantic-Bewegung in den Mainstream zu bringen.
Und trotzdem kommt mit dem Erfolg auch der Ärger. Denn Steve Strange verhält sich genauso, wie es sein Name schon sagt: Strange… also… seltsam. Denn 1982 verlässt Midge Ure das Projekt wieder. Offiziell, weil er sich mehr auf Ultravox konzentrieren will.
Viele Jahre später gibt Midge Ure aber zu: Er fand die fortwährende Selbstinszenierung von Steve Strange geradezu lächerlich. Als Steve Strange bei einem Auftritt in New York auf einem Kamel die Fifth Avenue entlang reitet, platzt Midge Ure angeblich die Hutschnur. Vermutlich war auch Steve Strange regelmäßiger Heroin-Konsum nicht hilfreich, um die Situation zu befriedigen.
Dazu passt auch, dass Steve Strange irgendwann behauptet, er hat die Idee für den Text zu „Fade to Grey” gehabt. Die Idee sei ihm in Berlin gekommen. Bei einem Besuch schaut er durch eine Lücke in der Berliner Mauer. Er sieht alles nur noch in grau und unscharf, beinahe gespenstisch. Der seltsame Herr Strange stirbt 2015 an einem Herzinfarkt. Vergessen werden wir ihn schon wegen seines genialen „Fade to grey“ aber sicherlich nicht.
Jahr: 1980
Länge: 3:07
Label: Polydor
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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"Fade To Grey" von Visage läuft auf 80s80s WAVE - dem Radio für den New Romantics-Sound der 80er. Jetzt hier einschalten!