Purple Schulz: Seit 40 Jahren „Sehnsucht“
Songpoet, Orgel-Fan, NDW-Mitbegründer, Deutschpopper, Radiomoderator, sozialengagierter Mensch und Atomkraftgegner: Nur wenige deutsche Künstler haben so viele verschiedene Seiten wie Purple Schulz.
Songpoet, Orgel-Fan, NDW-Mitbegründer, Deutschpopper, Radiomoderator, sozialengagierter Mensch und Atomkraftgegner: Nur wenige deutsche Künstler haben so viele verschiedene Seiten wie Purple Schulz.
Purple Schulz, der im September 1956 in Köln als Rüdiger Schulz geborene Musiker, der wegen seiner Leidenschaft für die Rockband Deep Purple den Spitznamen „Purple“ bekam und ihn zu seinem Markenzeichen machte, schaffte 1985 den deutschlandweiten Durchbruch. Sein Erfolgstitel „Sehnsucht“ brauchte allerdings über ein Jahr bis er vom LP-Song im Februar 1985, vor genau 40 Jahren, zum Hit wurde.
Mit der Band Neue Heimat, deren Sänger Purple Schulz Anfang der 80er war, wurde 1983 das Album „Hautnah“ herausgebracht. Anfangs lag die Platte wie Blei in den Musikläden. Die NDW zuckte in ihren letzten Zügen, ein Grund für die Musiker, die Neue Heimat im Oktober 1984 aufzulösen. Vielleicht hätten die Mitglieder noch etwas warten sollen, denn die Singleauskopplung aus dem Album „Sehnsucht“ kam Ende des Jahres tatsächlich in die Charts.
Purple Schulz war plötzlich mit seinem Song „Sehnsucht“ in aller Ohren. Radiostationen spielten die Nummer, es gab TV-Auftritte und im Februar 1985 hatte die Single die Top 10 erreicht, kletterte im Laufe des Monats bis auf Platz 6. Nicht nur der Text, der von einem kleinen Kind als Ich-Erzähler handelt, dass sich nicht gewollt fühlt und seinem Leben entfliehen will, auch der markerschütternde Schrei „Ich will raus!“ machten Purple Schulz auf Schlag bekannt.
22 Wochen kann sich „Sehnsucht“ von Purple Schulz in den Charts halten, am Ende des Jahres wird er unter den Top 30-Songs des Jahres sein und mit einer Goldenen Europa als erfolgreichste deutschsprachige Single 1985 in die Annalen eingehen.
Vor allem bei Ausreisewilligen aus der DDR wird das „Ich will raus!“ zu einem Synonym. Das blieb natürlich auch den Oberen im Arbeiter- und Bauernstaat nicht verborgen. Trotzdem wird Purple Schulz Anfang 1989 zu einer Konzertreise in die DDR eingeladen, wo er auch seinen erfolgreichsten Song „Sehnsucht“ singt, unter anderem auch bei einem Auftritt im Palast der Republik in Ost-Berlin. Ein Verbot des Liedes durch die Verantwortlichen in der DDR hat es auch laut Aussage von Purple Schulz überraschender Weise nicht gegeben.
Anfang 1999 wird „Sehnsucht“ nach fast 15 Jahren wieder veröffentlicht. Gemeinsam mit der Sängerin Kami nahm Purple Schulz die Single noch einmal auf, sogar ein Video wurde gedreht und siehe da, „Sehnsucht“ kam noch einmal in die Charts, kletterte bis auf Platz 15.
Und Purple Schulz kann einfach nicht von seinem Song „Sehnsucht“ lassen, denn während der Corona-Pandemie und des Lockdown nahm der Musiker das Lied noch einmal neu auf. Auch hier bekam das „Ich will raus!“ eine besondere Bedeutung. Auch wenn Purple Schulz danach noch mehrere sehr erfolgreiche Songs hatte, spielt „Sehnsucht“ in seiner Karriere eine besondere Rolle. In einem Interview für die „Märkische Allgemeine Zeitung“ sagte er: "Es gibt Tattoos, die sehen nach ein paar Jahrzehnten fürchterlich aus, und dann ist es grausam, die mit sich herumzuschleppen. Aber 'Sehnsucht' klebt in diesem Sinne nicht an mir. Es ist ein Stück, das ich wahrscheinlich bis an mein Lebensende brüllen kann – wahrscheinlich schreie ich sogar noch auf dem Sterbebett 'Ich will raus'."
Bis Ende der 80er galt Purple Schulz als einer der gefragtesten deutschsprachigen Künstler, wurde in einem Atemzug mit Herbert Grönemeyer und Heinz Rudolf Kunze genannt. Danach wurde es zwar in Charts deutlich ruhiger um den Künstler, der aber weiter sehr aktiv war. Neben Konzerten war Purple Schulz unter anderem als Musical-Komponist, Organisator von Kleinkunst-Festivals in Köln und Buchautor aktiv. In der Zeit der Corona-Pandemie machte er sich in der Aktion #AirplayForArtist für freischaffende Musiker stark und organisierte Streaming-Konzerte. Immer mit dabei war natürlich sein Erfolgssong „Sehnsucht“. Auch sozial ist Purple Schulz weiter aktiv, engagiert sich unter anderem in der Alzheimer-Hilfe.
Aktuell ist Purple Schulz mit seinem neuesten Programm „Über(s)Leben“ deutschlandweit unterwegs. In dem macht der Künstler das, was er immer am besten konnte: spannende musikalische Geschichten erzählen, singen, Anekdoten aus über 50 Jahren Karriere preisgeben und auf keinen Fall, wie er selbst mal sagte „ein alternder Popkasper“ sein. Fans sollten sich auch den 7. März vormerken, denn dann erscheint das neue Live-Doppelalbum von Purple Schulz mit dem Titel „SEHNSUCHT BLEIBT LIVE“. Das entstand aus Mitschnitten seiner erfolgreichen jüngsten Tour 2024.
Stimme für Deine 5 Favoriten und schicke so Deine Lieblingssongs zurück ins Radio.
Das Ergebnis aller Votings hörst Du ab sofort jeden Sonntag von 12 bis 15 Uhr im 80s80s Countdown – auf 80s80s Real 80s Radio.