Joachim Witt "Goldener Reiter"
Warum das Lied ausgerechnet wegen Marius Müller-Westernhagen zu einem Hit wurde und wieso das Gerücht nicht stimmt, dass der Song von Joachim Witts Zeit bei der Bundeswehr handele...
Warum das Lied ausgerechnet wegen Marius Müller-Westernhagen zu einem Hit wurde und wieso das Gerücht nicht stimmt, dass der Song von Joachim Witts Zeit bei der Bundeswehr handele...
Als das Telefon von Joachim Witt Ende 1981 klingelt, rechnet er vermutlich nicht mit dem, was ihm seine Promoterin Elfi Küster gleich sagen wird: Joachim Witt hat sein Soloalbum „Silberblick“ vor knapp einem Jahr veröffentlicht. Seitdem liegt es schwer wie Blei in den Regalen. Auch für seine Single „Goldener Reiter“ interessiert sich niemand. Doch jetzt endlich eine gute Nachricht: “Joachim, du bist dabei, er will dich haben!”
“Er” ist in diesem Fall Michael Leckebusch. Ein sehr wichtiger Mann im westdeutschen Musikfernsehen und unter anderem der Regisseur vom “Musikladen”. Für die Sonderausgabe “German Edition IIII” wurde ihm Marius Müller-Westernhagen vorgeschlagen – der soll auftreten...
Aber Michael Leckebusch kann Marius Müller-Westernhagen nicht leiden. “Lass den mal stecken”, sagt er Elfi Küster. Als er nach einem Ersatz fragt, fällt der Promoterin Joachim Witt ein. Sie spielt ihm “Goldener Reiter” vor.
Der Musikladen ist eine der beliebtesten deutschen Musiksendungen im Fernsehen. Seit 1972 produziert Radio Bremen fast monatlich eine Show, bestehend aus Liveauftritten von Bands und Künstlern mit Gogo-Tänzerinnen. Vor allem bei jungen Leuten ist die Sendung eine Pflichtveranstaltung. Stars wie Boney M., The Police, Rod Stewart, ABBA oder Visage treten hier live auf . Mit einem Auftritt im Musiladen kann man über Nacht zum Star werden. Das weiß auch Nena. Die Band ging 1982 nach ihrem Auftritt mit “Nur geträumt” durch die Decke. Ein knappes Jahr vor ihr ist aber erstmal Joachim Witt dran.
Denn als Michael Leckebusch das Lied hört, ist er sofort begeistert. Diesen Joachim Witt will er unbedingt im Musikladen haben. Dabei ist sein Song “Goldener Reiter” schon fast 10 Jahre alt...
Hamburg, 1972. Joachim Witt sitzt im Demokeller von Warner in Hamburg. Für ihn ist es großer und wichtiger Tag. Denn Joachim Witt hat gerade einen Nachwuchskünstlervertrag unterschrieben. Mit 23 Jahren wird er von dem damaligen Chef des Labels bei einer Studiosession entdeckt.
Jetzt ist es wichtig, dass er liefert. Und deshalb sitzt Joachim Witt zu dieser Zeit jeden Tag in diesem kleinen Keller und schreibt und komponiert. Er will den Chef des Labels beeindrucken. Damals macht er noch solo unter dem Pseudonym Julian Musik.
In dieser Session entstehen viele Songs, auch die erste Idee für „Goldener Reiter“. Aber so richtig fertig ist der Song für Joachim Witt da noch nicht. Auch als er ein paar Jahre später dann Teil von der Band Duesenberg ist, sagt sein Gefühl immer noch “Nein”. Es gibt wohl nicht viele, deutsche Song, über deren Entstehung und Bedeutung so viel diskutiert und spekuliert wurde, wie bei “Der Goldene Reiter”.
So hält sich bis heute das Gerücht, dass es im Song um das Panzeraufklärungslehrbataillon 3 in Lüneburg gehen soll. Joachim Witt selbst hat dort seinen Wehrdienst geleistet. Das stimmt allerdings nicht... also das mit dem Wehrdienst schon, aber es ist nicht das Thema des Songs. Joachim Witt erklärt das immer wieder in Interviews und hat es sogar auf seiner Website richtiggestellt.
Ich habe mich im Rahmen unseres 80s80 Original-Podcast “The Story of Neue Deutsche Welle” mit ihm über das Lied unterhalten. Und da hat Joachim Witt erklärt, dass es um eine leichte Art des Burnouts gehe, quasi einer Vorstufe. Das lyrische Ich ist im Song wegen Schizophrenie auf dem Weg in eine psychiatrische Klinik. Wirklich alles andere als leichte Kost für die Hörer.
Fast 10 Jahre nach den ersten Entwürfen für das Lied, nach langem Zögern, wann er das Werk endlich veröffentlichen will und nachdem es zunächst niemanden interessierte, kommt dann endlich der 7. November 1981. Der Tag, an dem Joachim Witt „Goldener Reiter“ live im Musikladen spielen darf. Sein Auftritt ist phantastisch. Und das, was jetzt passiert auch.
“Du hast es geschafft Joachim, dein Auftritt war ein riesen Erfolg!”, so euphorisch wird seine Promoterin Elfi Küster am Tag nach dem Musikladen wahrscheinlich geklunden haben, als sie Joachim Witt angerufen hat. Denn nicht nur die Single vom „Goldener Reiter“ wird jetzt wie verrückt nachgefragt, auch das dazugehörige Album wollen die Leute jetzt hören.
In unserem Gespräch hat mit Joachim Witt gesagt, dass dieser Erfolg natürlich ein schönes Gefühl war. Und gleichzeitig hätte er damit nicht gerechnet, weil der Song ja schon so lange in den Regalen lag und ein wirklich düsteres Thema hatte.
Übrigens: Das Joachim Witt eigentlich nur der Ersatz für Marius Müller-Westernhagen im Musikladen war, dass wusste er bei seinem Auftritt gar nicht. Das hat ihm seine Promoterin erst Jahre später gestanden...
Jahr: 1980
Länge: 4:33
Album: Silberblick
Label: WEA
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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