Paul Weller schaut melancholisch auf die Musik der 80er

Paul Weller hat in den frühen 80ern noch als Mod für eine modische Spielart der Punk-Attitüde gekämpft: sein Band The Jam löste sich jedoch schon 1982 wieder auf. Die The Jam-Single "That's Entertainment" gilt dennoch als die Geburtsstunde des Britpop.

Nach The Jam gründete Paul Weller zusammen mit Mick Talbot von den Dexys Midnight Runners die Band The Style Council. Im Prinzip war The Style Council ein Duo aus Mick Talbot und Paul Weller - mit verschiedenen Musikern am Rand. Zudem war die Band vornehmlich in England erfolgreich. Nur einige der Singles der Band waren international relevant. "Shout To The Top" war einer der größten Erfolge von Mick Talbot und Paul Weller.

Paul Weller beschreibt die Mitte der 80er für ihn als eine Phase, in der er sehr politisch war: "in dieser Zeit waren wir so politisch, dass zeitweise die Musik darunter zu leiden hatte". In dieser Phase hatte Paul Weller auch intensiven Kontakt mit Billy Bragg, sie schrieben auch Songs zusammen.

Mittlerweile ist Paul Weller nicht mehr so getrieben. Er nahm sogar eine Akustik-Platte auf. Seine Solo-Karriere soll zudem auch kein Fashion-Statement mehr sein.

Jetzt wird Paul Weller im Mai schon 65 Jahre alt. Sein 16. Soloalbum, "Fat Pop", ist in Deutschland erneut total untergegangen. Richtig betrübt klingt Paul Weller im Interview mit dem britischen The Guardian darüber nicht. Er gibt zu, von der Musikindustrie in der Vergangenheit eher bevorzugt behandelt worden zu sein. Die aktuelle Generation der Musiker bereitet ihm hingegen Sorgen: "Lasst euch nicht beirren. Geht nicht zu viele Kompromisse ein. Ich glaube, wenn ihr eine Vision habt, müsst ihr daran festhalten. Ich habe so viele neue Künstler gesehen, die bei Labels unter Vertrag genommen wurden, ohne dass überhaupt ein Konzept da war. Die werden dann aufwendig gestylt, und mit einem Produzenten oder Songwriter zusammengebracht - und nichts passiert. Sie verschwinden einfach wieder."

Paul Weller sagt ganz klar, dass die Zeiten von The Jam um The Style Council ganz anders waren: die 80er waren eine Zeit des Aufbruchs, der musikalischen Experimente. Die Musikindustrie habe damals Risiken eingehen wollen, und eine ganz andere Kultur geschaffen. Das klingt kritisch, aber auch versöhnlich. Da klang Paul Weller im Jahr 2022 noch ganz anders. Insbesondere sein Ausbruch bezüglich seiner Landsleute von The Cure brachte ihn damals in die Schlagzeilen. Gegenüber dem Record Collector sagte er: "Ich kann sie nicht ausstehen. Die fette Fotze mit dem Lippenstift und dem ganzen Schwachsinn. Der ist doch auch so alt wie ich, oder? Er ist ein verdammtes Arschloch. Ich kann ihn nicht leiden." Der nachdenkliche Paul Weller gefällt uns jedenfalls besser.