Simple Minds: 40 Jahre "Sons and Fascination"
Die Simple Minds erfanden sich 1981 neu. Das Ergebnis war eine der wichtigsten Platten des New Wave.
Die Simple Minds erfanden sich 1981 neu. Das Ergebnis war eine der wichtigsten Platten des New Wave.
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"Sons and Fascination" war am 1.September 1981 das vierte Album der schottischen Simple Minds. Für die Band war diese Platte ein drastischer Neuanfang, denn zuvor hatte sich die Band um Jim Kerr von der Plattenfirma der ersten Alben getrennt. Zoom Records konnte den gewachsenen Ansprüchen der Simple Minds nicht mehr gerecht werden. Zu dieser Zeit war Virgin Records ein vielversprechender Partner, die Plattenfirma hatte seit Mitte der 70er extrem an Popularität gewonnen und war längst über ein reines Mike Oldfield-Label hinausgewachsen. Seit Ende der 70er hatte Virgin zudem Plattenläden, womit die Vermarktung der eigenen Künstler vertikal durschlug. Insbesondere in Großbritannien führte diese Verquickung von Plattenfirma und Einzelhandel zu einer sehr effizienten Vermarktung der eigenen Platten.
Im Frühjahr 1981 begannen die Simple Minds unter diesen Vorzeichen Aufnahmen für ein neues Album. Es entstand aber nicht nur "Sons And Fascination" sondern auch noch das zusätzliche Album "Sister Feelings Call". Die Simple Minds hatten einfach zu viele Songs für eine Platte und wollten das gesamte Material veröffentlichen. Am 1.September 1981 wurden somit "Sons And Fascination" und "Sister Feelings Call" veröffentlicht. Die neue Plattenfirma wollte kein Doppelalbum verkaufen, weswegen der Kompromiss mit zwei Alben gefunden wurde. Mit knapp über einer halben Stunde Laufzeit nimmt "Sister Feelings Call" eher die Rolle eines Bonusalbums oder EP ein. Auf einer späteren CD-Ausgabe von "Sons And Fascination" wurden die Songs dann zusammengebracht.
"Sons and Fascination" ging 1981 in England auf Platz 11. Für die Simple Minds ein großer Erfolg. In Deutschland waren die Simple Minds zu diesen Zeitpunkt praktisch unbekannt. Auch die beiden Singles "Love Song" und "Sweat in Bullet" waren allenfalls Material für findige New Wave-DJs. Später, als die Simple Minds dann - mit einem ganz anderen Sound - auch in Deutschland bekannt wurden, nervten einige Musiknerds mit der ständigen Aussage: "aber die frühen Platten der Simple Minds waren viel besser". Rückblickend muss man diesen Besserwissern wohl uneingeschränkt zustimmen: "Sons and Fascination" ist leider in Deutschland sträflich unterschätzt. Gönnen wir dieser Platte zum 40. Geburtstag doch ein bisschen Anerkennung.
Die Simple Minds hatten für die Aufnahmen ein komplett neues Team zusammengestellt. John Leckie war nun nicht mehr Produzent. Jetzt übernahm Steve Hillage. Steve Hillage hatte sich selbst von seinen Rock- und Punkwurzeln verabschiedet und dem New Wave verschrieben. Allerdings nahm er in den 80ern keine eigenen Platten auf, um sich ganz auf seine Rolle als Produzent zu konzentrieren. Neben den Simple Minds arbeitete er auch mit Cock Robin, Murray Head und Real Life. Die Simple Minds gingen also ins Farmland Studio von Rupert Hine. Immerhin hatte Rupert Hine dort auch Platten mit Howard Jones und Chris de Burgh produziert. Einige Jahre später produzierte er für Underworld auch die Alben "Underneath the Radar" und "Change the Weather".
Die versammelte Kompetenz sollte dafür sorgen, dass der Sound der Simple Minds weniger improvisiert klang. Denn die ersten Alben waren durchaus von einer Punk-Attitüde geprägt. Jim Kerr, Charlie Burchill, Derek Forbes, Brian McGee und Michael MacNeil hatten aber sehr viel höhere Ansprüche an ihren Sound entwickelt. Die neuen Songs sollten durchaus experimentell klingen dürfen, aber nicht zufällig oder beliebig. Eine kontrollierte Produktion war das Ziel. Natürlich war der spätere Wechsel zu einem kommerziellen Stadionrock der Simple Minds im Jahr 1981 noch kein Thema. Die Platte ist eher ein Meilenstein des New Wave geworden. Moderne Synthie-Flächensounds dominieren. Die ersten 30 Sekunden von "Seeing out the Angel" bringen diesen hoch kontrollierten Sound auf den Punkt: moderner, erhabener und satter Sound. Die Atmosphäre ist eine Essenz des New Wave-Sounds der Ära.