Happy Birthday, Talk Talk!
Zwei Geburtstage: Die Band wird 40 und das Debutalbum "The Party's Over" erschien vor 39 Jahren.
Zwei Geburtstage: Die Band wird 40 und das Debutalbum "The Party's Over" erschien vor 39 Jahren.
Die Wave-Bewegung kann als Ursprung für die Erfolgsstorys von Bands wie Depeche Mode, die Talking Heads und OMD in den 80s betrachtet werden. Jetzt hier 80s80s WAVE einschalten!
Bands feiern ihren Geburtstag mit der ersten Veröffentlichung; oder dem Tag der offiziellen Gründung. Dann können Talk Talk zweimal feiern: sie entschieden sich im Sommer vor 40 Jahren eine Platte aufzunehmen. Das Debut-Album von Mark Hollis, Lee Harris und Paul Webb hingegen erschien vor genau 39 Jahren. Damals war auch Simon Brenner noch dabei. Tim Friese-Greene war zu diesem Zeitpunkt hingegen noch nicht mit im Studio. Das ist ein spannendes Detail für Fans, denn ab dem Album "It's My Life" im Jahr 1984 wurden der Sänger Mark Hollis und der Produzent Tim Friese-Greene zum kreativen Epizentrum der Band. Sie schrieben fast alle späteren Songs zusammen. Tim Friese-Greene wurde aber nie offiziell Mitglied der Band Talk Talk.
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Nach der Bandgründung vor 40 Jahren schrieb Mark Hollis, also noch ohne Tim Friese-Greene, die meisten Songs für das Debut-Album "The Party is over". Der Titelsong ist von einer solchen Traurigkeit geprägt, dass schon in den frühen 80ern absehbar war, in welche Richtung sich die Band Talk Talk um den Sänger Mark Hollis entwickeln würde. Das Album erschien vor 39 Jahren und drei Singles wurden ausgekoppelt: "Mirror Man", "Talk Talk" und "Today". Während "Mirror Man" und "Talk Talk" recht poppig daherkommen und sich kritisch mit Smalltalk und emotionaler Distanz auseinandersetzen, war "Today" schon richtungsweisend tiefgründig. Im surreal gehaltenen Video werden dem jungen Mark Hollis ständig Türen verschlossen. Für einen Newcomer in den frühen 80ern ist die Produktion recht aufwändig. Man erkennt: die Plattenfirma hatte große Pläne mit Talk Talk. Tatsächlich starteten Talk Talk Mitte der 80er kommerziell voll durch. Aber für Mark Hollis und Tim Friese-Greene war diese Phase ein Umweg auf dem Ziel zur ultimativen Musik: "Spirit Of Eden" im Jahr 1988. Die radikalste Neuerfindung einer Band.
"The Party's Over" von Talk Talk war New Wave, allerdings schon damals etwas düster. Die Texte enthüllen menschlichen Abgründe. Drastisch sind "Have You Heard The News?" und "The Party's Over". In "Have You Heard The News?" versetzt sich Mark Hollis in eine Täter-Perspektive. Das ist kompliziert, weil sich der Protagonist im Text damit entschuldigt, dass es zu einem Unfall gekommen sei. Er gesteht seine Schuld ein, leidet aber unter den Vorwürfen und der Berichterstattung der Medien. Etwas zugespitzt greifen Nick Cave and the Bad Seeds dieses Thema 1988 in "The Mercy Seat" auch auf. Im Kern geht es um den Wunsch nach Erlösung von Schuld. Der Titelsong "The Party's Over" kann leicht missverstanden werden. Denn es geht dabei nicht um eine Situation am Morgen nach der Party, sondern um die Situation am Ende des Lebens. Im Alter von 26 war Mark Hollis gedanklich also schon im hohen Alter - und schaut auf ein Leben voller Masken, falschen Freunden und unsicherer Liebe zurück.
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Rückblickend bekommt "The Party's Over" von Talk Talk weniger Anerkennung als die späteren Alben. Dabei sind alle Qualitäten der Band schon erkennbar. Das Cover Design stammte schon von James Marsh. Mark Hollis, Lee Harris und Paul Webb mischen New Wave mit tiefgründigen Texten und Colin Thurston, der zuvor als Toningenieur für David Bowie tätig gewesen war, sichert der Album einen durchgängig guten Sound. Eventuell wird es wieder mal Zeit, "The Party's Over" von Talk Talk zum Geburtstag anzuhören.