OMD: ein Single-Marathon
Orchestral Manoeuvres in the Dark bringen nach "Bauhaus Staircase" schon die nächste Single. Wir hören genauer hin!
Orchestral Manoeuvres in the Dark bringen nach "Bauhaus Staircase" schon die nächste Single. Wir hören genauer hin!
Ein eigenes Radio für den neuen Sound der 80er.Frische Songs der 80er-Stars, 80s-Hits Remixe und aktuelle Bands, die den Klang ihrer Vorbilder aus den 1980ern anstreben und weiterentwickeln.
Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD) sind derzeit nicht zu bremsen. Wenige Tage nach ihrer Single "Bauhaus Staircase" (unsere Analyse weiter unten) bringen Andy McCluskey und Paul Humphreys schon die zweite Vorabsingle zum kommenden Album: "Slow Train".
Die Videoproduktion (links) überlassen OMD dabei weitgehend einer künstlichen Intelligenz. Das wird in absehbarer Zeit höllisch nerven, aber derzeit kann man das Video zu "Slow Train" ducrhaus noch ansehen.
Mehr als der Titelsong "Bauhaus Staircase" steigert "Slow Train" die Vorfreude auf das Album, denn "Slow Train" ist echt eine schneller Nummer. Knappe vier Minuten tanzbarer Beat und verzerrte Stimmen. Dass OMD satte 45 Jahre nach ihrere Gründung so modern klingen können - wer hätte das vermutete.
Wer nicht überzeugt ist, sollte mit dem Break bei Minute 2:27 beginnen. Danach entwickelt die neue OMD-Single ihre ganze Kraft.
Dass Orchestral Manoeuvres in the Dark gerne mal provokante Intros für ihre Songs schreiben, ist seit mehr als 40 Jahren eine popkulturelle Tatsache. Andy McCluskey und Paul Humphreys veröffentlichten damals "Maid Of Orleans". Der Song begann damals denkbar sperrig. Viele kennen das Intro vermutlich gar nicht, weil es im Radio entweder stark gekürzt oder einfach ganz übersprungen wird – und das aus nachvollziehbaren Gründen. Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD) verwendeten ein Mellotron, ein kaum bekanntes Tasteninstrument, das als analoge Urform des Samplers gilt. Und sie ließen es wie einen Dudelsack klingen… Und als ob das noch nicht reichen würde, verwendeten sie den 6⁄8-Takt, der in älteren Walzer-Kompositionen genutzt wurde. Mehr als eine halbe Minute wurde die Geduld der Radiomacher auf die Probe gestellt. Aber was hat das Intro von "Maid Of Orleans" mit der nagelneuen OMD-Single "Bauhaus Staircase" zu tun?
Die neue Single hat ein auch ein Intro, recht exakt so lang wie seinerzeit die Dudelsäcke. Nur unter komplett anderen Vorzeichen: denn bei "Bauhaus Staircase" ist die erste halbe Minute eher ein supermodernes Versprechen - das vom restlichen Song ehrlicherweise nicht ganz eingehalten wird. Ein treibender Beat, sphärische Flächen, man möchte meinen, da kündigt sich ein junger Trance-DJ an. Nach 36 Sekunden schlägt die Stimmung um. Der Text setzt ein, die Musik wird friedlicher: "I want to kiss on a Bauhaus staircase - I want to love with an open heart". Haben OMD hier eine Ballade abgeliefert? Und wie wird das nun dem Songtitel gerecht?
Die Referenz ist relativ bekannt: ein Bild von Oskar Schlemmer aus dem Jahr 1932: Bauhaustreppe ("Bauhaus Staircase"). Das Bild der Treppenanlage im Dessauer Bauhaus war als Protest gegen die Schließung des Bauhauses entstanden. Die Nationalsozialisten erklärten das Werk von Oskar Schlemmer im Rahmen der Schließung gleich noch als "entartete Kunst". Ein ambitionierter Songtitel.
Keine Sorge, so drastisch, wie der Bruch in der ersten Minute, wird es in den verbleibenden drei Minuten von "Bauhaus Staircase" nicht bleiben. Der Song findet noch zu sich selbst.. und der Text wird politischer. OMD mahnen: "See the future in yesterday" und fordern, keine Sekunde zu verschwenden. Denn überall lauert ein neuer Père Ubu, oder halt die Neonazis. Textlich und musikalisch bleiben sich OMD also treu, als Band die stets in die Zukunft blickt und gleichzeitig ihre Vergangenheit respektiert.
Bleibt noch anzumerken, dass "Bauhaus Staircase" eine vielversprechende Ankündigung für das gleichnamige Album ist, das am 27. Oktober 2023 erscheinen wird. Sechs Jahre nach der Veröffentlichung ihres von der Kritik gefeierten Albums "The Punishment Of Luxury" kommt also ein neues OMD-Album. Darauf können wir uns wirklich freuen.