80er-HipHop – wo blieb die Südküste?
Während sich Ost- und Westküste der USA einen Rap-Krieg lieferten, blieb der Süden bemerkenswert ruhig. Bis 1989 dann Mannie Fresh und Gregory D auftauchten.
Während sich Ost- und Westküste der USA einen Rap-Krieg lieferten, blieb der Süden bemerkenswert ruhig. Bis 1989 dann Mannie Fresh und Gregory D auftauchten.
Das Radio für den Beat der 80er. 80s80s holt den Beat back. Von Oldschool bis golden age. Von Westcoast bis Eastcoast.
Es war ein Aufbegehren, als N.W.A ihre Platte "Straight Outta Compton" 1988 veröffentlichten. HipHop war bisher eher an der amerikanischen Ostküste beheimatet gewesen. New York galt als Geburtsort des Raps. Das mussten sich Dr. Dre, Eazy-E und Ice Cube auch ständig anhören. Die Plattenfirmen lehnten sie mehrheitlich ab, zumal sie auch noch aus dem Problemviertel Compton in L.A. stammten. Letztlich konnten N.W.A den Westcoast-HipHop dennoch etablieren und ihre harte Gangart des Gangsta-Raps war sehr erfolgreich.
Die Rapper der späten 80er waren aber viel zu selbstbewusst (oder arrogant) um sich mit der regionalen Besonderheit des amerikanischen HipHops zu beschäftigen. War es ein Zufall, dass die Südstaaten so unterrepräsentiert waren? Zumal die Rassentrennung dort nun wirklich (wenn überhaupt) grade erst überwunden war.
New Orleans hat eine lebendige Musikkultur. Die Sklaven der ausbeuterischen Plantagen im Süden konnten selten ihre afrikanischen Wurzeln ausleben. Aber in New Orleans hatten - zumindest zeitweise - die Franzosen das Sagen. Und deren Umgang mit den afrikanischen Zwangsarbeitern war bedeutend entspannter. So konnten die dortigen Sklaven sich viele ursprüngliche Traditionen bewahren.
Und eine zentrale Rolle spielte dabei der Totenkult und die Beerdigungen. Weil eine Beerdigung zwar einen Abschied von einer geliebten Person bedeutet, diese Person aber in ein anderes Reich weiterzieht, ist die Rückkehr vom Friedhof eher eine Festivität. Auf dem Weg vom Friedhof spielt der Trauerzug Musik, die sich langsam in eine Party steigert. Jeder ist eingeladen, sich dem Zug anzuschließen, als eine "Second Line". Fast die ganze Musiktradition von New Orleans basiert auf der Kultur der "Second Line".
Nun geht es bei der "Second Line" natürlich um Jazz und Tanz. Die ersten Rap-Ansätze in New Orleans waren also geprägt vom Tanz und der bunten Vielfalt des Jazz. Was fehlte war die tief im urbanen verankerte DJ-Kultur aus New York oder der Gangsta-Rap der Westküste. Während sich also Ost- und Westküste gegenseitig übertrumpfen wollten, waren in New Orleans der Ort für Rapper die Tanzflächen. Das war zumindest in den späten 80ern so. Als in den 90ern dann die Gewalt New Orleans brutal ergriff, waren die HipHop-Labels in L.A. und New York schon vollkommen etabliert. Und selbst authentischer Gangsta-Rap von der Südküste hatte keine Chance mehr gegen das neue Establishment. Aber 1989 veröffentlichten Gregory "D" und D.J. Mannie Fresh ihr "'D' Rules The Nation" und manifestierten den Rap der Südküste, zumindest für die 80er.
So cool wie bei Gregory "D" und D.J. Mannie Fresh würde Rap aus dem Süden nie wieder klingen. Denn noch waren es Jazz-Einflüsse, die den Sound so originell machten. Kaum begannen die 90er mit ihrer unfassbaren Welle der Gewalt in New Orleans, war eher billig produzierter Gangsta-Rap typisch für die Südküste. Übrigens haben uns die späten 80er in New Orleans nicht nur außergewöhnlichen Rap gebracht, sondern auch das Twerking. Erst in den 2000ern schwappte dieser Tanzstil dann in den Mainstream, natürlich wieder ohne die Anerkennung der Südküste als Ursprung. Sie haben es nicht leicht die Südstaatler!
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