Nina Simone gegen die 80er
Zum Internationalen Frauentag: der Kampf der Sängerin gegen die männlich geprägte Musikindustrie zeigt, wie nötig dieser Tag ist.
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Die biografischen Daten zu Nina Simone sagen aus, dass sie in den 80ern einen ihrer größten Hits hatte: "My Baby Just Cares for Me" ging im Herbst 1987 in Deutschland auf Platz 11 der Charts. In Holland sogar an die Spitze der Charts, in England auf Platz 5. Das war ein gigantisches Comeback für Nina Simone.
Nina Simone hatte "My Baby Just Cares for Me" allerdings schon 1957 für ihr Debütalbum aufgenommen. Ihre Interpretation des Walter Donaldson und Gus Kahn-Songs blieb da aber weitgehend unbekannt. Erst als "My Baby Just Cares for Me" für einen Werbespot für das Chanel No.5 Parfüm verwendet wurde, bekam er Aufmerksamkeit. Die Plattenläden wurden überrannt von Nachfragen. Charly Records entschied sich umgehend für eine neue Veröffentlichung. Der Song wurde ein Hit und holte Nina Simone aus einer tragischen Isolation zurück.
Nina Simone hatte ihr ganzes Leben gegen Bevormundung ankämpfen müssen. Als Kind war sie aufgrund ihrer Hautfarbe diskriminiert worden. Ihre spätere Ehe war von häuslicher Gewalt geprägt. Ihr Ehemann Andrew Stroud wurde ihr Manager und grenzte sie aus geschäftlichen Belangen aus. In der Folge verlor Nina Simone den Überblick über ihre Karriere.
Die erste große Emanzipation gelang Nina Simone im Kampf des Civil Rights Movement in den USA. Die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten der USA wurde zu einem großen Thema ihrer Musik: "Mississippi Goddam" und "To Be Young, Gifted, and Black" wurden Hymnen der Bewegung. Ihre politischen Überzeugungen lasteten jedoch auf ihrer musikalischen Karriere. Während sich Nina Simone im politischen Kampf befreite, ging sie fast pleite.
Die 80er wurden eine sehr schwere Zeit für Nina Simone. Ihre Freunde aus Zeiten des Civil Rights Movement hatten nun andere Themen. Die Gemeinsamkeiten verloren sich, Nina Simone fühlte sich allein und war musikalisch unbedeutend geworden ("Einige Songs die ich damals gesungen habe, haben meiner Karriere geschadet").
Nach einer Weile in Liberia - Nina Simone wollte unbedingt die USA verlassen - landete sie in Frankreich. In Paris spielte sie täglich Shows in einer kleinen Bar, für dreistellige Gagen. Es brauchte erneut männliche Unterstützung, sie aus dieser Lage zu befreien. Nun gilt die Musikindustrie der 80er ja allgemein als eine Männerdomäne. Dennoch ist es erschütternd zu erkennen, wie sehr erneut Männer die Karriere von Nina Simone lenkten. Es war ihr alter Unterstützer Al Schackman, der sie nun wieder an der Gitarre unterstützte und Ruhe in ihre Auftritte brachte. Ihr langjähriger Freund Gerrit de Bruin übernahm ab 1982 das Management von Nina Sinone.
Gerrit de Bruin und Al Schackman stellten sich nun wie ein Schild vor Nina Simone. So konnte sie ihr Comeback vorbereiten und die 80er erhobenen Hauptes abschließen. Die Tragik bleibt, dass Nina Simone Anfang der 80er ganz unten gelandet war. Sie erschien Zeitzeugen wie eine Obdachlose, lebte in einer völlig heruntergekommenen Wohnung. Selbst eine starke Frau wie Nina Simone war in den 80ern auf die Hilfe von Männern angewiesen, um wieder erfolgreich Musik machen zu können. Das spricht viel über die oft zitierte Dekade des Aufbruchs, die Frauen in der Musikbranche allerdings oft abgehängt hat.
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