Und plötzlich flog der Joghurt
Matt Bianco und die Fine Young Cannibals oder wie man sich in den 80ern öffentlich stritt.
Matt Bianco und die Fine Young Cannibals oder wie man sich in den 80ern öffentlich stritt.
Ein eigenes Radio mit 80s Hits nonstop im DJ Mix. Ein DJ-Radio für Fans der 80er. Hier gibt es große Songs in schnellen Schnitten, oft in seltenen Dance-Mixen und mit unerwarteten Übergängen.
Wenn Künstler sich heute nicht mögen, dann wird die Rivalität oft über soziale Netzwerke oder gleich über die Medien ausgetragen. Gut, bei Rappern natürlich gibt es meist noch härtere Bandagen. Aber auch in den 80ern war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen und der eine oder andere war sich nicht grün.
Legendär aber wurde der Zwist zwischen den britischen Bands Matt Bianco und Fine Young Cannibals. Höhepunkt war dabei sicher eine handfeste Auseinandersetzung im Januar 1986.
Aber der Reihe nach. Beide Gruppen zählten in dieser Zeit zu den Newcomern im Pop-Geschäft.
Am 25. Januar 1986 traten die Bands beim Midem Festival ´86 in Cannes auf. Moderiert wurde die Sendung von Luxemburgs bekanntester Moderatorin Désirée Nosbusch.
Matt Biancos Leadsänger Mark Reilly galt damals in der Szene als besonders eitel. Aalglatt, die Haare mit Pomade behandelt, war der Vorstadt-Londoner in den Gazetten allgegenwärtig. Die im Ska- und Newjazz-Bereich beheimateten Fine Young Cannibals aus Birmingham galten hingegen als coole, legere Typen.
Schon im Vorfeld muss es Sticheleien gegeben haben. Am Abend zum Ende des Festivals in Cannes aber eskalierte die Rivalität in Form eines Joghurtbechers.
Matt Bianco hatten den Wettbewerb mit ihrem Titel „More Than I Can Bear“ gewonnen und bekamen gerade den Preis auf der Bühne überreicht. Ganz „zufällig“ hatte Cannibals-Gitarrist Andy Cox während der Zeremonie einen Joghurt in der Hand und kippte ihn spontan auf den Kopf von Matt Biancos Mark Reilly. Der, mit Joghurt beschmiert und der Lächerlichkeit preisgegeben, war darüber so erbost, dass er mit Händen und Füßen auf seinen Rivalen losging. Die überraschte Désirée Nosbusch konnte nur mit den Worten „No fight, no fight!“ versuchen zu schlichten, bevor andere die beiden Streithähne trennten.
Mark Reilly wurde der Joghurt links- oder rechtsdrehend, das ist schwer zu erkennen gewesen und stand nicht auf der Packung, mit einem Tuch abgewischt und der Preis übergeben, bevor die Sendung ihr Ende fand. Der Grund für die Joghurt-Attacke ist noch heute offen. Vielleicht war es Effekthascherei, Neid oder einfach nur ein Dummer-Jungen-Streich.
Was heute ein weltweiter Skandal wäre, den die Regenbogenpresse tagelang ausschlachten würde, war 1986 schnell wieder vergessen. Und zum Glück gab es damals auch noch kein Internet, denn wer weiß, wie sich die Lager beider Fans hochgeschaukelt hätten.
Und denkt er noch an die Aktion mit dem Joghurt?
Die damalige Pomadenfrisur von Mark Reilly ist heute längst einer pflegeleichten raspelkurzen gewichen, wo Joghurt sicher viel schlechter halten würde. Er gibt als Solokünstler noch zahlreiche Konzerte im Jahr und ist seit 45 Jahren(!) mit seiner Frau verheiratet, die er als 18-jähriger kennengelernt hatte. Die Joghurtaktion von 1986 hat er längst abgehakt.
Leider lösten sich die Fine Young Cannibals schon 1992 auf. Acht Jahre waren sie vorher aktiv und auch erfolgreich gewesen. Leadsänger Roland Gift war danach noch künstlerisch tätig, vor allem als Schauspieler in Filmen und Fernsehserien. Nachdem seine Frau 2019 gestorben ist, sieht man Gift allerdings sehr selten in der Öffentlichkeit. „Joghurt-Liebhaber“ und Bassist Andy Cox hingegen gründete Anfang der 2000er mit einer japanischen Sängerin eine neue Band und ein eigenes Plattenlabel.
Stimme für Deine 5 Favoriten und schicke so Deine Lieblingssongs zurück ins Radio.
Das Ergebnis aller Votings hörst Du ab sofort jeden Sonntag von 12 bis 15 Uhr im 80s80s Countdown – auf 80s80s Real 80s Radio.