Band Aid "Do They Know It's Christmas"
Der erste Charity-Song in der Popgeschichte - mit dabei waren George Michael, Phil Collins und viele mehr. Doch aus gutem Grund sorgt der Song und die Geschichte dahinter auch heute noch für Debatten.
Der erste Charity-Song in der Popgeschichte - mit dabei waren George Michael, Phil Collins und viele mehr. Doch aus gutem Grund sorgt der Song und die Geschichte dahinter auch heute noch für Debatten.
Eine BBC-Dokumentation aus den 80ern. Es geht um Äthiopien, genauer gesagt um die Stadt Korem:
"In Äthiopien sind sieben Millionen Menschen vom Hungerstod bedroht, Tausende sind bereits gestorben. Die Hungersnot ist die Folge der bisher schlimmsten Dürre überhaupt. Regen bleibt das dritte Jahr in Folge komplett aus."
Die Menschen, die noch leben, brauchen Hilfe - ganz dringend. Einer, der im Oktober 1984 diese Doku sieht, ist der der Musiker Bob Geldof. Die Bilder hungernder Kinder müssen ihn fassungslos gemacht haben. So fassungslos, dass er das große Bedürnis verspürte, den Menschen vor Ort zu helfen! Bob Geldof glaubte, dass er mit Musik genug Geld sammeln konnte, um die hungernden Menschen in Äthiopien zu unterstützen.
Er rief seine Freundin Paula Yates an, die zu der Zeit Co-Moderatorin einer Musikshow war. Und genau an diesem Tag war Midge Ure mit seiner Band Ultravox in ihrer Sendung.
Wie der Zufall es wollte, stand Paula Yates gerade neben Midge Ure in der Umkleidekabine, als sie den Anruf von Bob Geldof annahm. Bob Geldof wollte sofort mit Midge Ure sprechen. Er erzählte Midge Ure von seinem Plan, etwas gegen die Hungersnot in Äthiopien unternehmen zu wollen. Midge Ure war sofort begeistert von der Idee. Direkt am nächsten Tag beschlossen die beiden zusammen einen Wohltätigkeitssong mit vielen verschiedenen Künstler zu machen. Bob Geldof hat dann, wie ich finde, etwas sehr Ungewöhnliches gemacht: Anstatt den normalen Weg über Plattenfirma, Label oder Management zu gehen, rief er alle Musiker persönlich an.
Sting nimmt den Hörer ab und ist sofort dabei. George Michael macht ohne zu zögern mit. Auch die Jungs von Spandau Ballet sind begeistert und sagen sofort zu. Und dann sind da noch so viele mehr: Phil Collins, Bono von U2, Boy George, Duran Duran, Paul Young, Bananarama, Style Council, Heaven 17, Paul McCartney, David Bowie, Culture Club, Frankie Goes To Hollywood, U2, Kool And The Gang, Erasure, Nik Kershaw... Am Ende hat Bob Geldof für das Musikprojekt “Band Aid” sage und schreibe 44 Musiker zusammen.
25. November 1984. Bob Geldof und Midge Ure warten vor den SARM West Studios im beliebten Londoner Stadtteil Notting Hill auf ihre Musiker-Kollegen. Produzent Trevor Horn hat für diese Aufnahme sein Studio zur Verfügung gestellt. Vor den Türen warten jede Menge Fotografen und Journalisten. Bei diesem Staraufgebot möchte jeder eine Story dazu machen.
Nach und nach kommen die Künstler an, bis sie mit 37 Personen im Studio stehen. Einer fehlt übrigens, einer, der einen Solopart im Lied hat: Boy George. Er hat an diesem Tag total verpennt, fliegt aus New York ein und lässt lange auf sich warten. Darum seht ihr ihn im Video zwar solo singen, beim gemeinsamen Refrain hingegen fehlt er. Denn Midge Ure startet die Aufnahmen direkt mit dem wichtigsten Teil, dem Refrain des Songs. So kann sich jeder Musiker direkt in den Song reinfühlen. Ich finde es auch nach all‘ den Jahren noch so erstaunlich, dass für dieses Projekt so viele Leute an einem Strang gezogen haben. Und dass manche Musiker von Band Aid untereinander nicht unbedingt die besten Freunde waren, spielte in dem Moment überhaupt keine Rolle!
Das hatte es in der Geschichte der Popmusik wohl auch noch nie gegeben: Ein Künstler flehte seine Fans an, den Song der Konkurrenz zu kaufen:
"Ich freue mich total auf Platz 1 zu sein. Aber nächste Woche will ich nicht, dass die Leute meine Platten kaufen. Ich will, dass sie stattdessen Band Aid kaufen!"
Das war Jim Diamond, der damals mit ”I Should Have Kown Better” auf der Eins stand. Er war so begeistert vom Band Aid-Projekt, dass er sich mit dieser großen Geste an seine Fans wandte. Aber um das Lied kam sowieso niemand mehr herum - Radio One spielte es jede Stunde. Bis Weihnachten 1984 verkaufte sich der Hit stolze sechs Millionen Mal. In 16 Ländern, auch in Deutschland, schaffte es "Do They Know It’s Christmas" von Band Aid auf Platz 1 der Charts.
Jetzt wäre ja auch alles schön und gut, erstaunlicherweise ist jedoch in den letzten Jahren Kritik am Song laut geworden. Es geht um den Text. Denn der – so der Vorwurf - setzt ein einzelnes Land, in dem sich die Hungerkatastrophe ereignete, mit einem Kontinent gleich. Denn Lage in Äthiopien war dramatisch, aber das galt nicht für ganz Afrika. Doch genau das wurde im Songtext gemacht. Der Text – so die Kritik weiter - beinhalte eine herablassende, stereotypische Beschreibung Afrikas. Denn das Lied heißt ja übersetzt “Wissen sie, dass Weihnachtszeit ist?”. Natürlich wissen viele Afrikaner das, denn 40 Prozent von ihnen sind Christen!
Damals hat das niemanden gestört - aber, klar, die Zeiten haben sich geändert. Doch ich finde, das Wichtigste war wohl: Bob Geldof und Midge Ure ging es darum Geld zu sammeln. Und genau das haben sie ja auch geschafft. Heiligt der Zweck in diesem Fall also die Mittel? Ich finde: ja. Es war und ist eine gute Sache, die unfassbar engagiert und schnell umgesetzt wurde.
Denn “Do They Know It’s Christmas” von Band Aid erfüllte damals definitiv seinen Zweck. Mit allem Drum und Dran, also Verkäufen, Konzerten und Spenden, konnte das Band Aid-Projekt mehr als 150 Millionen Dollar gegen die Hungersnot in Äthiopien sammeln - ein voller Erfolg also!
Jahr: 1984
Länge: 4:37
Label: Mercury
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Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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