Vor 33 Jahren waren Modern Talking Streikbrecher
Auch Thomas Anders und Dieter Bohlen haben Leichen im Keller. Apartheit war für sie kein Grund für eine Konzertabsage.
Auch Thomas Anders und Dieter Bohlen haben Leichen im Keller. Apartheit war für sie kein Grund für eine Konzertabsage.
Heilt Zeit alle Wunden? Ein Auftritt von Modern Talking hinterlässt zumindest eine hässliche Narbe. Denn während ab 1985 die meisten internationalen Musiker längst eine klare Position zum Thema Apartheit in Südafrika hatten, waren Modern Talking moralisch nicht auf der sicheren Seite. Auslöser der Diskussion war das System der Rassentrennung am südlichen Kap des Kontinents. In den 80ern formierte sich immer mehr Widerstand gegen das Unrechtsregime. Erst die Wahl von Nelson Mandela beendete diese rassistische Politik.
Die Popwelt horchte auf, als Artists United Against Apartheid 1985 den Song "Sun City" veröffentlichten. Eine ganze Reihe prominenter Künstler sagten: in Sun City, der Luxusoase im südafrikanischen Highveld, treten wir niemals auf. Zumindest nicht währen das Land unter der Apartheit ächzt. Dabei ist das Setting wunderbar. Es gibt Casinos, Shows, luxuriöse Hotelanlagen, künstlich angelegte Wasserfälle, Golfplätze und viele Sportanlagen. Das Wetter ist ganzjährig angenehm und Johannesburg und Pretoria liegen nicht weit entfernt. Aber dennoch war für Afrika Bambaataa, Bob Geldof, Bobby Womack, Bruce Springsteen, Daryl Hall, Herbie Hancock, John Oates, Lou Reed, Pat Benatar, Pete Townshend, Peter Gabriel, Run-DMC und viele Künster klar: "We're rockers and rappers united and strong - We're here to talk about south africa we don't like what's going on... Ain't gonna play sun city".
Knappe drei Jahre später, also der Südafrika-Boykott schon im Mainstream angekommen war, konnte eine Band aus Deutschland dennoch nicht ablehnen. Denn ein Auftritt in Sun City war immer gut bezahlt: Modern Talking (damals vertreten durch Thomas Anders) traten vor 33 Jahren in Sun City auf.
Es gibt auf YouTube einige Mitschnitte des Modern Talking-Auftritts zu sehen. Nach einer Stunde covert Thomas Anders dann auch noch "We Are the World" von U.S.A. For Africa. Einem Projekt, das sich gegen den Hunger in Afrika einsetzte und viele Künstler umfasste, die Sun City boykottierten. Zynischer kann ein Auftritt vor wohlhabenden Südafrikanern zu Zeiten der Apartheit nicht ausfallen.
Bei aller Begeisterung für die Band Modern Talking: auch dieser Auftritt gehört zur Geschichte der Band. Diesen Bruch des Südafrika-Boykotts in den 80ern sollte man nicht vergessen. Zumal nur wenige Bands über die Chuzpe verfügten, den Boykott zu unterwandern. Neben Modern Talking waren das beispielsweise Laura Branigan, Olivia Newton-John und Boney M.