Sandra - (I’ll Never Be) Maria Magdalena
Sandra "(I’ll Never Be) Maria Magdalena"
Ich erinnere mich noch genau an den 30. November 1985. Da gab es nämlich die erste Ausgabe von Peters Pop Show im Fernsehen. Vorher hieß das Ganze ja Thommys Pop Show mit Thomas Gottschalk. Ich habe die Sendung dann 1985 übernommen und durfte sie bis 1992 im ZDF immer an den Jahresenden moderieren.
Ich kann mich auch deshalb so gut erinnern, weil ich da natürlich vorher auch ein bisschen aufgeregt war - schließlich wurde die Show in der Dortmunder Westfalenhalle vor tausenden von Zuschauern aufgezeichnet. Und zu Gast waren über die Jahre immer wieder absolute Top-Acts aus der Musikszene. Also so Kaliber wie Whitney Houston, Genesis, Bon Jovi oder auch die von mir geliebten Depeche Mode.
Und bei dieser Premiere von Peters Pop Show, da stand eine ganz junge Dame auf der Bühne, die kannte ein halbes Jahr vorher noch niemand in Deutschland. Aber jetzt flippte das Publikum schon aus, als ich nur ihren Namen sagte: Sandra.
Nach Sandras Auftritt, das weiß ich auch noch, da hab ich so was gesagt wie: "Ja, von vielen wird ja behauptet, das sei der Sommerhit, aber DAS ist nun wirklich der Sommerhit gewesen."
Dabei lag die Single "(I’ll Never Be) Maria Magdalena" in Deutschland anfangs wie Blei in den Regalen.
Sandra selbst sagt Jahre später dazu: "Fernsehen und Radio, die wollten mich nicht. Aber dann kamen im Sommer die ganzen deutschen Urlauber aus Griechenland, Italien, Frankreich oder Spanien zurück und hatten dort meinen Song gehört."
Diese rückkehrenden Urlauber haben dann wiederum in Deutschland die Leute in den Musikgeschäften verrückt gemacht und immer wieder gefragt, wo man die Single kaufen kann. Dann so ging’s dann plötzlich auch bei uns richtig ab: Radio, Fernseh-Shows - und vier Wochen später war Sandra auch in Deutschland Nummer 1.
Ihr Erfolgsrezept: Jahrelange, harte Arbeit als Sängerin und ein unbändiger Wille. Dazu weiß sie ganz genau, wie sie sich kleiden und auf Fotos posieren muss, um wie ein Star zu wirken. Und die Liebesbeziehung zu einem gewissen Michael Cretu ist natürlich weitere Starthilfe.
Der ist nämlich Produzent – mit einem untrüglichen Riecher für musikalische Treffer, wie sich später mit weiteren Hits für Sandra, aber auch für andere Projekte zeigen wird. Außerdem ist er Sandras Ehemann. Sie singt, er produziert. Es wird eine wahre Hitschmiede, die die beiden nach und nach reich und berühmt macht.
Sandra und Michael Cretu beziehen ein Haus im noblen Münchener Vorort Grünwald. Hier ist Sandra ganz in der Nähe ihrer Lieblingsstadt. München ist für sie eine Mischung aus "Weltstadt und Folklore", wie sie sich ausdrückt. Vor allem kann sie dort aber auch ihrem Lieblingshobby nachgehen: dem Shopping. Drei große Spiegelschränke hängen voll mit teuren Klamotten, die ihr teils von einer eigenen Kostümbildnerin auf den Leib geschneidert werden.
Und Partner Michael Cretu? Der hat unten im Keller ein eigenes Studio, in dem er auch nachts – wenn er mal spät ne Idee hat – ungestört aufnehmen kann. Hier entstehen die Songs, die Sandra weltberühmt machen. Sie selbst sagt in einem Interview zu dieser Zeit: "Man glaubt es vielleicht nicht, aber ich bin wunschlos glücklich. Denn ich habe mir immer nur eines gewünscht: Erfolgreich zu sein."
Dieser Erfolg ist – wie ich schon angedeutet habe – hart erarbeitet. Denn Sandras Geschichte beginnt viel früher.
Geboren wird sie 1962 als Sandra Ann Lauer in Saarbrücken. Schon als kleines Mädchen hat sie einen Traum, den viele kleine Mädchen träumen. Bei Sandra ist das allerdings kein Traum - es ist ein Ziel. Sie will eine berühmte Sängerin werden. Ihre Eltern erkennen früh ihr Talent und fördern ihre Tochter glücklicherweise von Anfang an. Mit 12 bekommt Sandra von ihrem Klassenlehrer das erste Mal Gitarrenunterricht. Nur zwei Jahre später erscheint bereits ihre erste Single. Unter dem Namen Sandra Ann veröffentlicht sie ein Lied - für einen Hund: "Andy mein Freund".
Auf dem Cover der Single sieht man die kleine Sandra – sie ist ja gerade erst Vierzehn. Und auf ihrem Arm irgendein wuscheliger brauner Hund, um den es in dem Lied ja ganz offensichtlich geht. Die Single wird kein großer Hit. Aber schon bald wechselt Sandra in die Sprache, die man singen muss, wenn man internationale Erfolge haben will: Englisch.
Die nächste Station für Sandra heißt: Arabesque. Eine aus drei jungen Frauen bestehende Band, bei der sie 1978 tatsächlich die Leadsängerin wird. Mit dieser Girlpower kommen auch die ersten Charterfolge. Allerdings vorwiegend in Japan. Die scheinen dort aus irgendeinem Grund besonders auf die Band abzufahren. 13 Alben und 30 Singles veröffentlichen Arabesque dort.
In Deutschland aber kennt Arabesque so gut wie niemand, woran im Übrigen auch mehrere Auftritte in den bekannten Musiksendungen Musikladen und Disco nichts ändern. Für Sandra ist das nicht akzeptabel. Ihre Ambitionen kennen keinerlei Grenzen. Denn sie will nicht weniger als die Welt erobern.
Als sie von einer Arabesque-Tour aus Japan zurückkommt, geht sie direkt zu Michael Cretu – der zu dieser Zeit noch ihr Keyboarder ist. Sie sagt ihm klipp und klar ins Gesicht: "Michael, ich möchte diese leichte und einfache Musik nicht mehr machen. Ich möchte was Neues machen."
Direkt danach greift Sandra zum Telefonhörer. Sie ruft die beiden anderen Arabesque-Bandmitglieder an und fällt ganz ungeschönt mit der Tür ins Haus. Ihre Worte: "Jetzt ist Schluss. Ich mach‘ jetzt Solo-Karriere."
Das Kapitel Arabesque ist 1984 beendet, Sandra bei der Band ausgestiegen. Danach geht sie sofort mit Michael Cretu ins Studio. Einer der ersten Songs, den sie aufnehmen: "(I’ll Never Be) Maria Magdalena".
Dieser Song verändert nun endlich Sandras Leben: "(I’ll Never Be) Maria Magdalena" geht in 21 Ländern an die Spitze der Charts. Allein in Schweden wird der Song der erfolgreichste einer Solo-Künstlerin bis dahin. Er begründet die Weltkarriere der Frau aus Saarbrücken, die zu diesem Zeitpunkt trotz aller bisherigen Erfahrungen im Musikbusiness erst 23 Jahre jung ist. Es folgen weitere internationale Hits wie “In The Heat Of The Night” oder “Everlasting Love”. Bis heute gehen mehr als 30 Millionen Tonträger mit dem Namen Sandra über die Ladentheken dieser Welt.
Auch heute noch wollen die Fans natürlich "(I’ll Never Be) Maria Magdalena" hören - und Sandra weiß auch wieso. 2019 sagt sie nach einem Auftritt im polnischen Fernsehen: "Der Song ist so was wie ein Evergreen. Der ist so geschrieben, dass er immer aktuell ist, egal was kommt."
Jahr: 1985
Länge: 3:58
Label: Virgin
Album: The Long Play
Peters Pop Stories
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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