Der Munich Disco-Sound: Das musikalische Erbe aus Bayern
Reinfeiern: Giorgio Moroder wird morgen 85. Der Südtiroler krempelte von München aus den Sound der Discotheken weltweit komplett um – und das war erst der Anfang.
Reinfeiern: Giorgio Moroder wird morgen 85. Der Südtiroler krempelte von München aus den Sound der Discotheken weltweit komplett um – und das war erst der Anfang.
Ein eigenes Radio nur für die Dancefloor Banger der 80ies. Alle Essantials, alle Floorfiller, alles tanzbar. Dance, Wave, Synthie Pop, Rap und Freestyle.
Wenn wir heute über den Elektropop und den Dancefloor-Sound der Achtziger sprechen – von Italo Disco bis House und Techno - dann kommen wir nicht an dem Mann vorbei, der das Ganze bereits in der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre vorbereitet hat. Er gilt als Vordenker und Vorreiter, eben als Pionier des modernen Disco- und Dance-Sounds der Achtziger. Das, was bereits Kraftwerk und andere Soundtüftler in den Siebzigern mehr oder eher wenig massentauglich produziert haben, hat er mit Dance-Beats für die Diskotheken verbunden.
Giorgio Moroder. Der Tiroler und Wahl-Münchener wurde zu einer Ikone eines völlig neuen Sounds und sorgte dafür, dass die bayerische Landeshauptstadt zu einem der Zentren der weltweiten Pop-Kultur wurde. Der Munich-Sound, oder - wie man auch zugespitzt auf den neuen Discosound der Stadt sagte: Der Munich-Disco-Sound war geboren. Es war der Soundtrack eines Lebensgefühls. Donna Summer und Silver Convention stürmen die Charts, die Rolling Stones und Queen kommen nach München, ins Studio von Giorgio Moroder. Und von Tokio bis New York tanzt alles nach den Beats aus Bayern.
Es ist ein rundes Jubiläum: Vor 50 Jahren, im Jahr 1975, eroberte der Song „Love to Love You Baby“ die Musikwelt und markierte den Beginn des legendären Munich Disco-Sounds.
Die visionären Klänge des Produzenten Giorgio Moroder und die unverwechselbare Stimme von Donna Summer katapultierten München ins Zentrum der internationalen Disco-Szene.
Die Wurzeln dieses einzigartigen Sounds liegen in den verrauchten Hansa-Studios in Berlin, wo der talentierte Südtiroler Giorgio Moroder seine ersten Schritte in der Musikindustrie machte.
„Giorgio Moroder kam eines Tages und dann hat man ihm den miesesten Tape-Job gegeben“, erinnert sich Michael Holm, ein früher Wegbegleiter und Schlagersänger.
„Da war er dann der Demo-Aufbereiter in einem Raum, während auf der anderen Seite Leute vorgespielt haben. Das Niveau war so erbärmlich, und mit solchen Sachen musste sich das Hochgenie Giorgio Moroder herumschlagen!“
Doch Moroder hatte bereits damals große Pläne und zog bald nach München, um den Sound der Zukunft zu entwickeln.
In München gründete Giorgio Moroder die legendären Musicland Studios im Keller des Arabella Hochhauses, siehe Bild), wo er gemeinsam mit dem Produzenten Reinhold Mack und dem englischen Songwriter Pete Bellotte den charakteristischen Munich Disco-Sound entwickelte. Dieser Sound zeichnete sich durch treibende Beats, eingängige Melodien und vor allem den Einsatz elektronischer Instrumente aus, was ihn von anderen Musikrichtungen abgrenzte. Zu nennen sind hier Dance-Essentials wie „Chase“ (1978), From Here To Eternety (1977), und natürich das ikonische Werk „I Feel Love“ (1977) mit Donna Summer.
Eine entscheidende Zutat fehlte jedoch noch: eine Stimme, die diesen Sound weltweit bekannt machen würde. Diese fand Moroder in Donna Summer, einer talentierten Afro-Amerikanerin, die in München als Sängerin im Musical „Hair“ auftrat.
Der Durchbruch kam 1975 mit der Aufnahme von „Love to Love You Baby“. Der Song, der mit seinen schmachtenden Streichern und Summers verführerischer Stimme ein Welterfolg wurde, erreichte Platz zwei der US-Charts und eroberte die Spitze der Dance-Charts. Dieser Hit war nicht nur ein Meilenstein für Giorgio Moroder und Donna Summer, sondern auch für die gesamte Disco-Bewegung – aber es war erst der – noch meist handgespielte – Anfang.
Munich Disco: Anfangs war es der Sound einer Minderheit: München im Disco-Fieber. In den 70er Jahren entwickelte sich München zur zweitgrößten Musikstadt der Welt nach New York.
Aufnahme-Studios, Discotheken und kleine Bars schossen wie Pilze aus dem Boden. Jens Poenitsch, Musiker und DJ, beschreibt diese Zeit als „unglaublich geil“, da Gruppen, die damals als Minderheiten galten, sich mit ganz normalen Menschen mischten und gemeinsam die Kraft der Musik feierten.
Neben „Love to Love You Baby“ produzierten Giorgio Moroder und Donna Summer zahlreiche weitere Hits, darunter „I Feel Love“ und „Hot Stuff“.
Der spacige Track „I Feel Love“ diente dem ZDF darüber hinaus damals als Vorspann für die beliebte TV-Reihe der „Science-Fiction-Filme“.
Auch andere Künstler wie die Silver Convention mit ihrem Hit „Fly, Robin, Fly“, der drei Wochen lang die US-Charts anführte, trugen zum Erfolg des Munich Disco-Sounds bei. Von der Machart unterschieden sich Bands wie die Silver Convention allerdings noch vom Sound Moroders. Denn große Teile der sich bereits entwickelten Disco-Szene arbeiteten noch "handgespielt", wobei Geigen quasi die Synths der 70er waren, wie bei der international erfolgreichen und von Michael Kunze entwickelten Disco-Kombo Silver Convention oder auch bei Penny McLean (war auch Teil der Silver Convention). Dieser stilprägende Sound hat bis heute überdauert und füllt weltweit die Tanzflächen, oft in modernisierten Versionen.
Obwohl die Disco-Welle Ende der 70er Jahre vorübergehend abebbte, lebte der Munich Disco-Sound weiter. Giorgio Moroder verlegte seinen Lebensmittelpunkt nach Los Angeles, wo er weiterhin erfolgreich Musik produzierte und mehr und mehr auch den Mainstream-Pop eroberte.
In den 80er Jahren feierte Giorgio Moroder große Erfolge mit mehreren Songs, die in den Charts hoch platziert waren. Zu seinen bekanntesten Hits aus dieser Zeit gehören „Call Me“ (1985), das von Blondie gesungen wurde, und „What a Feeling“ (1983), das von Irene Cara für den Film „Flashdance“ aufgenommen wurde. Letzterer Song gewann den Academy Award für den besten Song und wurde auch mit einem Grammy ausgezeichnet.
Giorgio Moroder war nicht nur für seine eigenen Produktionen bekannt, sondern arbeitete auch mit vielen anderen Künstlern zusammen und half ihnen, ihren Sound zu definieren. Seine innovative Verwendung von Synthesizern und elektronischen Beats prägte das Musikgenre der 80er Jahre maßgeblich.
Zusätzlich zu seinen musikalischen Erfolgen erhielt Moroder im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen, darunter mehrere Grammy Awards. Sein Einfluss auf die Musik ist bis heute spürbar, und er wird oft als einer der wichtigsten Produzenten und Komponisten der elektronischen Musik gefeiert.
Insgesamt kann man sagen, dass Giorgio Moroder in den 80er Jahren eine Schlüsselrolle in der Entwicklung der Pop- und Dance-Musik
"Call Me" – Dieser Song, gesungen von Blondie, wurde ein riesiger Hit und ist bis heute ein Klassiker.
"Flashdance... What a Feeling" – Der Song von Irene Cara aus dem Film "Flashdance" gewann einen Oscar und wurde zu einem der bekanntesten Lieder der 80er.
"Take My Breath Away" – Dieser romantische Song von Berlin aus dem Film "Top Gun" wurde ein großer Erfolg und gewann ebenfalls einen Oscar.
"Love to Love You Baby" – Obwohl ursprünglich in den 70ern veröffentlicht, erlebte dieser Song in den 80ern durch Remixe und Neuauflagen eine Wiederbelebung.
"Bad Girls" – Ein weiterer Hit von Donna Summer, der Moroders charakteristischen Sound perfekt einfängt.
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