Vielleicht hatten Pankow anfangs etwas Welpen-Schutz. Sänger und Gitarrist Andre Herzberg entstammte einer DDR-Vorzeigefamilie. Der Vater arbeitete beim Radio, die Mutter war Staatsanwältin, eine kommunistisch orientierte Familie mit jüdischer Herkunft. Eigentlich hätte man den Musiker eher in einem DDR-Vorzeigeensemble wie den Oktoberklub gern gesehen oder von Außenstehenden aufgrund der Wurzeln vermutet.
Herzberg aber, der eine musikalische Ausbildung und sogar ein Musikstudium nachweisen kann, entwickelte sich anders. Schon das erste Album von Pankow mit Namen „Paule Panke“, dass das ungeschönte Leben eines Lehrlings beschreibt, fiel bei den Kulturoberen durch. Spätesten jetzt hatten Staatssicherheit und Partei ein Auge auf Pankow. Hinzu kam, dass sich die Gruppe aus der Begleitband von Veronika Fischer gegründet hatte, die die DDR in Richtung Westberlin verlassen hatte. Aber Pankow ließ sich nicht so einfach verbieten. Schnell schafften es die fünf Musiker eine treue Fan-Gemeinde aufzubauen, das musikalische Handwerk war top, die Medien rissen sich um den neuen erfrischenden Sound. Hinzu kam, dass die Entspannungspolitik in Europa auch in der DDR für erste Risse sorgte. Die Jugend wurde mutiger, mitunter auch frecher. Ein Verbot, wie einige Jahre zuvor bei der Gruppe Renft, war jetzt schwerer durchzusetzen, wenn auch nicht unmöglich. Pankows Dasein war stets und ständig ein Tanz auf der Rasierklinge.
Den Kontrolleuren in der DDR war natürlich auch nicht entgangen, dass in dem Gruppennamen Pankow gesprochen der Begriff Punk versteckt war, eine Musikrichtung, deren Anhänger im Sozialismus zahlreichen Schikanen durch Stasi und Volkspolizei ausgesetzt waren.
Aber Pankow hatte auch immer Unterstützer beim DDR-Plattenlabel „Amiga“, bei den Medien und selbst in Partei und Kulturbehörden, so dass die Band auf der einen Seite behindert und scharf kritisiert wurde, auf der anderen Seite aber trotz Zensur und Beobachtung Platten veröffentlichen konnte. Und das mit großem Erfolg. Die LP „Kille, Kille“ und „Aufruhr in den Augen“ haben noch heute vor allem im Osten der Republik Kultstatus.
Der Mauerfall war auch für Pankow eine Zäsur. Anders als andere zuvor in der DDR erfolgreiche Musiker verschwanden Pankow aber nicht in der Versenkung, sondern tourten weiter erfolgreich nun durch das wiedervereinte Deutschland. Im englischsprachigen Ausland wurde Pankow sogar mit Punk-Größen wie The Clash oder den Talking Heads verglichen.
Andre Herzberg hatte die Band zwischenzeitlich verlassen, kam aber Mitte der 90er zurück zu Pankow. Zum 40jährigen Bestehen der Band gab es eine vielumjubelte Konzert-Tournee, die die wechselvolle und interessante Geschichte von Pankow zum Thema hatte.