Secret Service begannen im Januar 1980, vor genau 45 Jahren, mit Ohrwürmern in Deutschland die Charts zu erobern. Heute ist die Band aus Stockholm bei vielen Musikliebhabern leider fast vergessen.
Ein eigenes Radio nur für die Dancefloor Banger der 80ies. Alle Essantials, alle Floorfiller, alles tanzbar. Dance, Wave, Synthie Pop, Rap und Freestyle.
Anfang der 80er spielte Schweden in der Popmusik keine so große Rolle mehr, wie noch in den 70er Jahren. ABBA wird sich schon bald auflösen, Harpo kann keine neuen Hits mehr liefern und die Band Gyllene Tider um den späteren Roxette-Mitbegründer Per Gessle ist zwar in Schweden schon angesagt, aber im Ausland noch gänzlich unbekannt. Da übernimmt eine neue Generation von Popmusikerinnen und Popmusikern aus dem Land der Elche den Staffelstab der erfolgreichen Künstler. Die bekannteste Formation in dieser Zeit sollte die Band Secret Service aus Stockholm werden.
Secret Service hatten sich 1979 gegründet, um für das in Schweden populäre „Melodifestivalen“, dem Vorausscheid zum ESC, ein paar Songs zu schreiben. Kreativer Kopf ist der schon bekannte Sänger Ola Hakansson, der in den 60er und 70er Jahren in Schweden als Beatmusiker schon sehr große Bekanntheit erlangt hatte. Ihm an die Seite stellt sich Tim Norell, der zur Zeit der großen Erfolge der Band aber nie Mitglied von Secret Service war. Beide zeichnen ab sofort als Texter und Komponist für alle großen Hits der Formation verantwortlich. Wie zuvor bei ABBA war schnell klar, um international Erfolg zu haben, mussten englische Texte her.
Schon die erste Single „Oh! Susie“ wird vor 45 Jahren, im Januar 1980, ein großer Erfolg. Auch in Deutschland entert die Nummer die Top 10 und kann 35 Wochen in den Charts bleiben. Schnell wird die zweite Auskopplung aus dem ersten Album „Oh Susie“ mit dem Titel „Ten O´Clock Postman“ nachgeschoben, die den Erfolg noch übertrifft. Die zweite Scheibe von Secret Service landet in Deutschland auf der 4 und kann sich ein halbes Jahr in der Verkaufshitparade halten. Zur starken Bekanntheit des Songs trug sicher auch die deutschsprachige Version von Schlagerbarde Wolfgang Petry „Ganz oder gar nicht“ bei.
Bis 1986 lieferten Secret Service immer wieder Songs nach, die sich vorn in den Charts auch in Deutschland platzieren konnten. Zu nennen seien hier nur die Songs „Ye-Si-Ca“, ebenfalls mit einer deutschen Version von Wolfgang Petry, das fröhliche „L.A. Goodbye“, die spacige Synthipop-Nummer „Flash In The Night“ oder das Schmachtlied „Cry Softly“. In vielen deutschen Fernsehsendungen, auch in der DDR, waren die fünf Jungs von Secret Service damals präsent, ihre Songs wurden in den Radiosendungen oft gespielte Dauerbrenner. Poster vor allem vom damals inzwischen fast 40-jährigen, aber deutlich jünger wirkenden, Ola Hakansson hingen an vielen Wänden auch deutscher Kinder- und Jugendzimmer.
Ab Mitte der 80er Jahre wurde es ruhiger um Secret Service. Der leichte Pop der Schweden hatte ausgedient, der internationale Synthiepop hatte sich anders entwickelt, die von vielen als schlagerartig empfundenen Songs von Secret Service trafen offenbar nicht mehr den Nerv der Musikfans. Nach ersten Umbesetzungen 1987 geriet Secret Service mehr und mehr in Vergessenheit.
2006 erinnerte sich Komponist Tim Norell offenbar an die erfolgreiche Zeit mit Secret Service. Früher ausschließlich hinter den Kulissen der Band aktiv, übernahm er jetzt mehr Verantwortung, auch auf der Bühne. Gemeinsam mit dem letzten verbliebenen Originalmitglied, dem Keyboarder Ulf Wahlberg, gründete er Secret Service neu. Hinzu kamen jüngere Musiker, die vom Alter her zu den ehemaligen Fans der Band gehören könnten. Ein Anknüpfen an die großen Erfolge der 80er bleibt der Formation bisher aber versagt. Zwar werden mehrere Singles produziert, die finden international aber wenig Beachtung. Auf Tour ist man vor allem mit den Hits von damals unterwegs.
Im Dezember 2023 stirbt der Komponist und Keyboarder Tim Norell unerwartet im Alter von 68 Jahren. Zuvor war 2019 schon aus der Originalformation Bassist Tonny Lindberg verstorben. Secret Service wollen aber trotzdem weiter Musik machen und auch live spielen. Zuletzt war die Gruppe in Kirgisien, Kasachstan und Usbekistan unterwegs. Überhaupt haben die Schweden vor allem in Osteuropa und Asien noch heute eine große Fanbase. Für den einstigen Frontmann Ola Hakansson ist das alles Geschichte und wäre es sicher auch zu beschwerlich. In zwei Monaten, am 24. März 2025, feiert der gebürtige Stockholmer, wie zwei weitere Gründungsmitglieder der Band in diesem Jahr, seinen 80. Geburtstag. Heute arbeitet Ola Hakansson unter anderem als Programm-Manager für Radiosendungen und ist Besitzer eines Musikunternehmens.
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