The Power Station "Some Like It Hot"
Eigentlich wollte John Taylor von Duran Duran nur zum Spaß ein Lied mit seiner damaligen Freundin aufnehmen. Doch aus dieser kleinen Idee wurde ein richtig großes Bandprojekt mit berühmten Musikern.
Eigentlich wollte John Taylor von Duran Duran nur zum Spaß ein Lied mit seiner damaligen Freundin aufnehmen. Doch aus dieser kleinen Idee wurde ein richtig großes Bandprojekt mit berühmten Musikern.
Es war jetzt gar nicht so, dass es großen Streit bei Duran Duran gegeben hätte. Es war einfach abgesprochen, dass die Band 1984 nach der Tour zu ihrem "Seven and the Ragged Tiger"-Album eine Erholungspause einlegen wollte.
Bei den Aufnahmen des Duran Duran-Albums "Seven and the Ragged Tiger" waren die musikalischen Differenzen der Duran Duran-Mitglieder deutlicher auf als zuvor aufgefallen. Dass Nick Rhodes ein Fan von New Wave war, hatte der in der Band immer durchsetzen können. Nun wollte auch Simon Le Bon mit Arcadia melodische Experimente mit seiner Stimme wagen. John Taylor und Andy Taylor waren die Duran Duran-Platten zu weich geworden. Sie wollten rockiger arbeiten, zumal sie immer mehr Zeit in den USA verbrachten, wo der Synthie-Sound keine so große Rolle spielte. Sie hatten schon einen Plan, wie sie die Auszeit nutzen würden: Mit Rock. Die beiden hatten Lust auf laute Gitarren und knackigen Rocksound. Und weil das nicht so richtig zu Duran Duran passte, wollten sie ein kleines Nebenprojekt starten. Eigentlich ging es nur um ein einziges Lied: "Get it on". John Taylors damalige Freundin, Model und Sängerin Bebe Buell, sollte den Gesang beisteuern.
Doch dann war John Taylor auf einer Party von David Bowie eingeladen. Hier kam er mit dem Drummer Tony Tompson ins Gespräch. Tony Tompson war damals ein sehr gefragter Musiker, der schon für David Bowie, Mick Jagger und Madonna getrommelt hatte. Außerdem war er Mitglied bei Chic, die schon Hits wie "Good times" und "Le Freak" abgeliefert hatten.
John Taylor erzählte ihm von seinem musikalischen Plan und Tony Tompson hatte sofort Lust einzusteigen. Als sich dann John Taylor und Bebe Buell noch vor den ersten Aufnahmen trennten, war das erstaunlicherweise nicht das Ende des Projekts – es fing erst richtig an!
Denn jetzt überlegten sie sich John Taylor, Andy Taylor und Tony Tompson, nicht nur einen Song, sondern ein ganzes Album aufzunehmen. Ihr Projekt nannten sie: Big Brother. Und einen Frontmann oder eine Frontfrau am Mikro? Brauchten sie nicht. Sie hatten die Idee, bei jedem Song mit einem anderen Gastmusiker zu arbeiten. Auf ihrer Wunschliste standen unter anderem Mick Jagger und Billy Idol – und ein gewisser Robert Palmer. Der hatte Ende der 70er und Anfang der 80er schon ein paar kleinere Charterfolge gelandet, doch den ganz großen Durchbruch hatte er noch nicht geschafft.
Vor allem John Taylor und Andy Taylor von Duran Duran waren riesengroße Robert Palmer-Fans und sehr glücklich, als er für einen Song zusagte. Sie hatten für ihn das Lied "Communication" vorgesehen. Als Robert Palmer während der Aufnahme-Session erfuhr, dass auch "Get it on" auf der Songliste stand, wollte er sich auch an dem Song mal ausprobieren. Und weil die Chemie zwischen den Musikern im Studio so gut war, änderten sie spontan ihr Konzept. Anstatt mit vielen, verschiedenen Sängern zu arbeiten, sollte es nun doch nur eine Stimme geben – die von Robert Palmer.
Also … ich fasse zusammen: Zwei berühmte Musiker von Duran Duran, Tony Tompson, einer der besten Schlagzeuger der Welt, und Robert Palmer am Mikrofon. Fertig war die Supergroup! Den Begriff habe ich mir übrigens nicht ausgedacht, den gibt es wirklich … Eine Supergroup besteht aus Musikern, die vorher Solo oder als Teil einer anderen Band aktiv und vor allem schon erfolgreich waren - also, eine Band, die nur aus Stars besteht.
Schon bald benannte sich die neue Supergroup um - aus Big Brother wurde The Power Station. Vier geniale Musiker – aber natürlich auch vier große Egos. Und dass das früher oder später zum Problem werden würde, war vermutlich allen Beteiligten von Anfang an klar.
Das fing schon bei den Terminen an. Die ersten Aufnahmen fanden in London statt, einige Parts wurden in New York eingespielt und Robert Palmers Gesang wurde angeblich irgendwo in Texas aufgenommen. Richtiges Bandfeeling kam da nicht auf. Dennoch: Sie schafften es, ein vollständiges Album aufzunehmen, dass genauso hieß wie die Band. Der Sound von The Power Station war Mitte der 80er eher ungewöhnlich. Gitarren-lastiger Rock war damals nicht unbedingt angesagt. Als die Band Mitte der 80er in die Charts ging, rümpften grade in Deutschland viele Fans die Nase. The Power Station war sehr weit vom Duran Duran-Sound entfernt. Und dann auch noch der Name: The Power Station, also Kraftwerk. Das wurde teilweise als Angriff auf deutsches Kulturgut verstanden. Doch die Kritiker waren fast durchgehend begeistert von der Platte. Und die erste Singleauskopplung, "Get it on", landete in vielen Ländern in den Top 20. Ich gestehe, ich bin nicht der größte Rock-Fan, aber ich mochte den Song damals.
"Some Like It Hot" ist kein Kind aus New York, obwohl die band nach einem Aufnahmestudio dort benannt war. Die Single entstand vielmehr in Nassau auf den Bahamas. Dort lebte Robert Palmer in den 80ern und die beiden Duran Duran-Musiker besuchten den Sänger dort mit einer Demo-Version des Songs. Angeblich hatten Andy Taylor und John Taylor nur den Titel, und als sie den Song spielten, soll Robert Palmer die Zeile "And some sweat when the heat is on" spontan dazu gesungen haben. Diese spontane Kreativität täuscht darüber hinweg, dass die Musiker gemeinsam auf den Bahamas in einen langen Drogenrausch abrutschten. John Taylor sagte später, man hätte ihn ins Studio fesseln sollen, dann hätte er nicht so viel Zeit verschwendet.
Ihren ersten Auftritt haben The Power Station am 16. Februar 1985 bei Saturday Night Live. Danach planen sie eine Tournee im Sommer und bei Live Aid wollen sie auch dabei sein. Doch diese Auftritte werden sie schon nicht mehr in Original-Besetzung spielen. Denn plötzlich verkündet Robert Palmer: Ich bin raus. Er stecke mitten in der Arbeit für sein neues Album, erklärt John Taylor mit versteinerter Miene in einem TV-Interview. Die Fans reagierten enttäuscht. Und ganz ehrlich, ich wäre auch sauer gewesen. Ich meine, wenige Wochen vorm ersten Auftritt stellte der feine Robert Palmer also plötzlich fest, dass er ja eigentlich an seinem eigenen Album arbeitet? Ich habe schon plausiblere Ausreden gehört… Kritiker vermuteten, dass Robert Palmer die Popularität von The Power Station nutzen wollte, um seine Solokarriere zu pushen.
Nun ja, wenn das wirklich sein Plan war – und das kann ich weder beweisen noch widerlegen - ging er auf. Denn mit "Addicted to Love“ schaffte Robert Palmer ein Jahr später einen Nummer 1 Hit in den U.S.A. Und auch das dazugehörige Album "Riptide" wurde gefeiert und verkaufte sich bestens. Zugleich hagelte es wieder Kritik. Robert Palmer habe ganz klar den Sound von The Power Station kopiert. Palmer regiert dünnhäutig: "Sie haben mich kopiert, nicht andersherum.“
Jahr: 1985
Länge: 3:43
Album: The Power Station
Label: Capitol
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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