80s80s Peace
Krieg in Europa - Das war die große Angst in den 80ern. Nun wird die Ukraine angegriffen und diese Anti-Kriegslieder der 80s sind erschütternd aktuell.
Krieg in Europa - Das war die große Angst in den 80ern. Nun wird die Ukraine angegriffen und diese Anti-Kriegslieder der 80s sind erschütternd aktuell.
"Die Weißen Tauben Sind Müde" trifft die Situation in der Ukraine im Frühjahr 2022 recht genau. Denn Friedenstauben sind von den aggressiven Falken verdrängt. Vor 40 Jahren hatte Hans Hartz mit diesem Friedenslied einen großen Hit. Obwohl von rockigen Gitarren begleitet, und mit rauchiger Stimme gesungen, wurde der Hit von Hans Hartz in die Schlagerschublade gesteckt. Hans Hartz starb vor nunmehr 20 Jahren.
Er hat den großen NDW-Hit der Band Nena geschrieben. Uwe Fahrenkrog-Petersen hat die Anti-Kriegs-Aussage im Song bewusst gewählt und kennt die Aktualität der Aussage. Auf Social Media hat er den Text grade wieder gepostet (Bild).
Billy Joel ist in Deutschland ja eher für seine lebenslustigen Songs bekannt: "We Didn't Start The Fire", "Tell Her About It" und "Uptown Girl" sind Gute-Laune-Songs mit etwas Anspruch. Aber 1989 zeigte er sich den Fans von einer nachdenklichen Seite. Der Anti-Kriegssong "Leningrad" befasst sich (im Grunde kurz vor dem Ende des Kalten Krieges) mit den Ähnlichkeiten zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion. Der Titel bezieht sich auf die Belagerung von Leningrad im Zweiten Weltkrieg. Im Text unterhält sich Billy Joel mit seinem russischen Freund Victor Razinov. Beide stellen fest, dass sie Kriegskinder sind und in ihren Welten darunter litten.
Als die Karriere von Sandra schon am auslaufen war (ihr erstes Best-of-Album war schon 1987 erschienen), kam 1989 noch ihre Single "Hiroshima". Ihr Ehemann Michael Cretu coverte dafür den Song der britischen Band Wishful Thinking. Die Originalversion hatte in den 70ern fast 10 Jahre gebraucht, um ein Hit zu werden. Dann hatten die Puhdys 1983 eine deutschsprachige Version Veröffentlicht. Sandra konnte mit diesem klassischen Anti-Kriegslied, das an den Atombombenabwurf über der japanischen Stadt Hiroshima erinnert, einen Radiohit landen. Nun zeigt sich, dass die Warnung vor Atombomben auch heute noch seine dringende Berechtigung hat.
1985 drückte auch Sting seine Frustration über das atomare Hochrüstend in einem Lied aus. Sein "Russians" setzte sich empathisch mit der russischen Bevölkerung auseinander, denn auch die Russen würden "ihre Kinder lieben", und daher keinen Atomkrieg wollen. Der Sting-Song geriet nach dem Ende des Kalten Krieges etwas in Vergessenheit. Aber im Zuge der Ukraine-Krise ist "Russians" aktuell wie nie. Sting hat "Russians" daher nun auch wieder neu rausgebracht. Die Veröffentlichung kommentierte Sting auf Social Media:
"Ich habe dieses Lied in den vielen Jahren, seit es geschrieben wurde, nur selten gesungen - weil ich nie gedacht hätte, dass es wieder relevant werden würde. Nun ist das Lied einmal mehr ein Plädoyer für unsere gemeinsame Menschlichkeit, für die tapferen Ukrainer, die gegen diese brutale Tyrannei kämpfen. Aber auch für die vielen Russen, die trotz Androhung von Verhaftung und Inhaftierung gegen dieses Verbrechen protestieren - Wir alle lieben unsere Kinder. Stoppt den Krieg."
"19" wurde 1985 anlässlich des 10. Jahrestages des Endes des Vietnamkriegs veröffentlicht. Der Name des Hits von Paul Hardcastle bezieht sich auch das Durchschnittsalter der Soldaten im Vietnamkrieg. Der Zusammenhang mit diesem Krieg trat dann aber in den Hintergrund, weil der Bedarf nach einem modernen Anti-Kriegssong im Kalten Krieg so groß war.
Der Hit traf 1984 absolut den Nerv der Musikfans – der Kalte Krieg steuerte auf seinen Höhepunkt zu. Zwar sagte Sänger Holly Johnson in einem Interview dass die "zwei Stämme" grundsätzlich jede Art von Kämpfer sein könnten. Es mangelt aber nicht an Hinweisen, dass hier konkret die Aufrüstung zwischen den USA und der UdSSR gemeint war.
Vor ziemlich genau 40 Jahren veröffentlichte Nicole "Ein Bisschen Frieden". Der Falklandkrieg deutete sich an. England würde in den Krieg ziehen und zeitgleich den Eurovision Song Contest ausrichten. Das bewegte Produzenten Ralph Siegel diesen Schlager zu schreiben.
Die coolen New Wave-Fans rauften sich die Haare: So ein oller Schlager soll die Musik aus Deutschland repräsentieren? Dennoch behielt der Song seine Relevanz und wird auch 40 Jahre später auf Friedensdemonstrationen gesungen.
Die 80er waren auch die Zeit einer breiten gesellschaftlichen ökologischen Besinnung. Das Phänomen "Sauer Regen" hatte sich in den Alltag der Westdeutschen eingebrannt. Gleichzeitig war die atomare Bedrohung zur Selbstverständlichkeit geworden, Deutschland war beiderseitig Frontposition der Machtblöcke. Diese düsteren Aussichten wurden von Künstlern nunmehr gerne als Inhalt ihrer Werke gewählt. Dieser Song von Moskwa TV ist dafür ein gutes Beispiel.
Mitten in der Zeit des Kalten Krieges schrieb Udo Lindenberg den Song "Wozu sind Kriege da?". Den Song hat er gemeinsam mit dem damals zehnjährigen Pascal Kravetz gesungen. Udo Lindenberg hat so einfach mal die Kriegsgefahr-Thematik aus der Perspektive eines Kindes präsentiert. Eine der einprägsamsten Zeilen im Song lautet: "Keiner will sterben, das ist doch klar!"
Eddy Huntingtons Italo Disco-Hit "U.S.S.R." klang optimistisch nach Frieden. Im Song geht es um Wodka und russische Mädchen. Michail Gorbatschow sollte es möglich machen. Aber sein Wunsch nach Partys im Gorki Park ist derzeit in weite Ferne gerückt, wegen Wladimir Putin.
Bruce Springsteen hat mit "Born In The U.S.A." einen der ganz großen Hits der 80er abgeliefert. Tiefsinnig war der Song auch. Es geht um das Schicksal der Arbeiterklasse in seiner Heimat. Bruce Springsteen kritisiert, dass seine soziale Schicht die Kriege der Eliten kämpfen muss: "Sent me off to a foreign land - To go and kill the yellow man."
Was war da wohl die Absicht: eine der wichtigsten Punk-Bands aller Zeiten klingt ausgerechnet in ihrem Anti-Kriegslied harmonisch und weich. Joe Strummer singt die Zeile "Spanish bombs, yo te quiero infinito" wie einen Popsong. "Spanish Bombs" erschien auf dem The Clash-Doppelalbum "London Calling". Das war Mitte Dezember 1979, also noch zwei Wochen vor den 80ern. Hintergrund ist, dass The Clash auf dem Album einen wilden Stilmix hervorbrachten, klassische Punkmusik war nicht mehr so gefragt. The Clash feiern zwar den Freiheitskampf der Republikaner im spanischen Bürgerkrieg, schauen aber auch auf die zivilen Opfer der Bomben. Ein Verbrechen, das sich in der Ukraine wiederholt.
"Brothers In Arms" von den Dire Straits kennt jeder 80er-Fan. Aber den Zusammenhang mit dem Falklandkrieg 1982 kennen nicht mal alle Muttersprachler. Denn Mark Knopfler singt sehr verklausuliert über den Krieg. Er beschreibt insbesondere die Natur der Falklandinseln. Das entsprechende Album der Dire Straits ging in Deutschland übrigens auf die Spitzenposition der Charts, verkaufte weltweit über 30 Millionen Platten. Somit war "Brothers In Arms" einer der erfolgreichsten Anti-Kriegssong der 80er.
Ironischerweise wurde "Enola Gay" von OMD in den 80ern teilweise boykottiert, weil das "Gay" im Titel aus der Sicht der damaligen Radio-Manager eine Anspielung auf einen homosexuellen Lebensstil hätte sein können. Dabei bezieht sich das Lied von OMD auf den gleichnamigen Bomber und den Abwurf der ersten Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima: Enola Gay. You should have stayed at home yesterday (Enola Gay, du hättest gestern zuhause bleiben sollen). Dieses Missverständnis erzählt viel über damals weitverbreitete Homophobie und auch die politische Bildung der späten Nachkriegszeit bis in die frühen 80s.
Gleich zwei Themen griff Bob Marley mit "Buffalo Soldier" auf: Rassismus und Krieg. Dabei muss gesagt werden, dass ehemalige Sklaven, die sich gegen den Rassismus der USA im Bürgerkrieg auflehnten, zumindest für ein legitimes Ziel kämpften. Für die "Buffalo Soldier" war es ein Befreiungskrieg, kein Angriffskrieg. Bob Marley wollte den Song dennoch gerne pazifistisch verstanden wissen. Bob Marley hat den Song nicht mehr fertigstellen können. Er starb 1981 und hinterließ nur Demos. Die "Buffalo Soldier" (Büffelsoldaten) waren afroamerikanischen Einheiten, die die Unionsarmee der Nordstaaten zum Ende des Sezessionskrieges aufstellte. Ehrlicherweise muss man aber auch sagen, dass diese "Farbigenregimenter" nie volle Anerkennung fanden und meist Hilfsarbeiten übernehmen mussten.
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