Duran Duran "Rio"
Eigentlich wollen Duran Duran 1982 nur einen Strand-Urlaub machen. Doch dann drehen sie in der Karibik spontan ihr berühmtes Video zu "Rio". Wie eine entspannte Auszeit zum Abendteuer wurde...
Eigentlich wollen Duran Duran 1982 nur einen Strand-Urlaub machen. Doch dann drehen sie in der Karibik spontan ihr berühmtes Video zu "Rio". Wie eine entspannte Auszeit zum Abendteuer wurde...
Britische Musikfans dürften 1982 geradezu geblendet gewesen sein, als sie im Fernsehen die Jungs von Duran Duran in ihrem neuesten Musikvideo sehen. Denn England ist zu dieser Zeit eher grau: Das Land befindet sich in einer Art Depression – Arbeitslosigkeit, Streiks, Unruhen. Im Londoner Stadtteil Brixton kommt es sogar zu einer regelrechten Gewaltorgie.
Band-Frontmann Simon Le Bon und seine Jungs hingegen strahlen in der Karibik in bunten Designeranzügen auf einer eleganten Yacht, umgeben von schönen Frauen und kristallklarem Wasser. Was für ein Kontrast zum Alltag vieler britischer Teenager! Was für ein Sehnsuchtsort! “Wir wollten etwas Licht in das Leben der Menschen bringen”, sagt Keyboarder Nick Rhodes im Rückblick dazu.
Vier einfache Holzhütten an einem schneeweißen Strand. Die Wellen plätschern, der Himmel ist blau. Ein Paradies. Hier machen vier junge Musiker Urlaub, erholen sich vom Stress ihrer letzten Studiosessions. Das ist purer Luxus, denn in den 80ern kosten Flugreisen auf die Antillen ein Vermögen. Morgens kommen Simon Le Bon, Andy Taylor, Roger Taylor und John Taylor zeitgleich aus ihren Hütten, grüßen sich lässig und legen sich gemeinsam mit ihren attraktiven Begleiterinnen auf die Sonnenliegen. So zumindest erinnert sich Duran Duran-GitarristBassist John Taylor erinnert sich später an diese traumhafte Auszeit.
Einzig Soundtüftler und Perfektionist Nick Rhodes bleibt in London, um die Veröffentlichung des zweiten Duran Duran-Albums Rio aus der Nähe zu überwachen. Aber da gibt es nicht viel zu meckern. Ihr Album "Rio" wird sich bestens verkaufen, die erste Single „Hungry Like the Wolf“ ist schon auf dem Weg in die britischen Top-5.
Ihren Erfolg verdanken Duran Duran damals auch ihren Musikvideos. Die Clips sind neu und aufregend – zumindest für junge Musiker wie Duran Duran. Ältere Kollegen wie die Rockband Journey haben keine Lust auf die schnellen, bunten Bilder. Deren Sänger Steve Perry meint, dass ein Video die Art verändert, wie man einen Song hört: "... wenn Sie dieses Lied im Radio hören, sehen Sie das Video im Kopf." Und das mag er nicht. Für ihren Song „Don’t Stop Believin'“ gibt es deshalb kein Video – für Duran Duran ist das undenkbar!
Einem Bandmitglied ist der Strandkorb-Urlaub damals doch etwas zu langweilig. Simon Le Bon ist ein Abenteurer, wandert und erkundet die Umgebung – und hat schließlich die Idee: „Wir sollten ein Video drehen.“
Er drängt das Management zu einer Planänderung: Das Video zu „Rio“ soll nicht in London entstehen, sondern hier auf Antigua. Schließlich ist die Band doch eh schon fast komplett vor Ort. Gesagt – getan! Simon Le Bon lässt seinen Kumpel, den australischen Regisseur Russell Mulcahy, einfliegen. Gemeinsam erkunden sie die wunderschöne Insel, entwickeln immer neue Ideen für das Video. Und dann ...die zündende Idee: ein Boot!
In der Bucht von English Harbour liegt die „Eilean“. 1936 in Italien von der William Fife & Son-Werft gebaut, ist sie in den 80ern schon ein Klassiker – das damals eleganteste Schiff in der Karibik, mit Teakholz soweit das Auge reicht. Die „Eilean“ wird zur Kulisse für ihr Video zu „Rio“.
Simon Le Bon, Nick Rhodes, Andy Taylor, Roger Taylor und John Taylor tragen dabei bunte Designer-Anzüge. Sieht elegant aus, ist aber eigentlich ziemlich seltsam. Schließlich würden in der Karibik doch Badeshorts und Sonnenhut viel besser passen. Dass die Herren so gestylt sind, ist kein Kalkül, sondern das die Folge eines Missverständnisses. Denn Antony Price, der Designer der Anzüge, war davon ausgegangen, dass Duran Duran in einem Studio in England drehen würden. So war Antony Price das auch von seiner Arbeit mit Ikonen wie Roxy Music, Steve Strange und David Bowie gewohnt. Und so was es auch abgesprochen. Dass die Anzüge jetzt spontan in die Karibik verschifft wurden, konnte er nicht ahnen.
Doch nicht nur der Designer wird überrascht, sondern auch der Kapitän des Bootes, Andrew Cully. Denn John Taylor, Simon Le Bon und Regisseur Russell Mulcahy springen während der Dreharbeiten spontan ins blaue karibische Meer. Blöd nur, dass sie schon bald von Haien umzingelt sind. Der völlig entnervte Kapitän muss die Jungs wieder an Bord ziehen. Und auch einem Band-Mitglied gefällt der Dreh nicht besonders: Nick Rhodes wird während der Dreharbeiten seekrank: „Ich hasse Boote, es sei denn, sie sind festgebunden und es gibt Cocktails darauf“, sagt er später.
Trotz aller Widrigkeiten – der Clip wird fertig. Und er wird zum Dauerbrenner bei MTV – und ein bisschen auch ein Fluch für die Band. Denn einerseits sind sie spätestens ab jetzt die Posterboys Englands: bunt, poppig und erfolgreich. Andererseits werden sie als cocktailschlürfende Sunnyboys vom Boot fortan auch nicht mehr so richtig ernst genommen.
Das legendäre Schiff, die „Eilean“, sinkt übrigens einige Zeit später nach einem Zusammenstoß. Zwanzig Jahre später wird das Wrack von einem wohlhabenden Uhrenhersteller aufwendig restauriert. Dieses unfassbar teure Investment rechtfertigt der neue Eigner auch mit dem Duran Duran-Video. Kein Wunder also, dass Simon Le Bon es sich nicht nehmen lässt, 2010 auf dem wunderschönen Schiff an einer Regatta teilzunehmen.
Jahr: 1982
Länge: 4:40
Album: Rio
Label: EMI
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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