Flüstern und SCHREIEN – Zensurgeburt!
Dass dieser Film in der DDR gedreht und veröffentlich werden konnte, ist fast ein Wunder. So kam eine Subkultur ins Kino. War das schon die "kleine Wende"?
Dass dieser Film in der DDR gedreht und veröffentlich werden konnte, ist fast ein Wunder. So kam eine Subkultur ins Kino. War das schon die "kleine Wende"?
"Flüstern und SCHREIEN" ist ein Film über DDR-Rock und die musikalische Underground-Szene der 1980er-Jahre. Er fängt die Musik als Ausdruck des Lebensgefühls einer Generation ein.
Junge Menschen hatten sich in der DDR zunehmend von der offiziellen Staatsdoktrin abwendet. Es entstanden gegenkulturelle Bewegungen, manchmal vom Westen beeinflusst, teilweise aber vollkommen neu. Schon 1985 hatte Dokumentarfilmer und Regisseur Dieter Schumann mit den Dreharbeiten begonnen. Das Filmteam folgt den Bands Silly, Chicoreé, oder Sandow. Durch einen Zufall wurde dann auch die Amateur-Punkband Feeling B aus Berlin-Prenzlauer Berg Teil des Films und schafft über lange Strecken eine fast surreal undergroundige Stimmung. Übrigens gilt Feeling B als die Vorläuferband der zwischenzeitlich extrem erfolgreichen Gruppe Rammstein. Neben den Bands kommen auch Fans zu Wort. Auch hier ermöglicht der Film einen wirklich spannenden Blick auf die Subkultur der DDR, die richtiggehend frei und gelöst wirkt.
Die erste Fassung des Films lief vom Umfang her noch aus dem Ruder: über 4 Stunden lang war die Doku, als sie 1988 zunächst bei Testvorführungen vor Schulklassen gezeigt wurde. Vor genau 36 Jahren musste die DEFA-Leitung dann eine zensierte und gekürzte Fassung bei dem stellvertretenden Minister für Kultur und Leiter der Hauptverwaltung Film, Horst Pehnert, vorlegen. Beteiligte sprachen von einer "angespannten Atmosphäre", eine Zulassung der Films wurde weitgehend angezweifelt. War es im Sommer eine "kleine Wende" vorab? Jedenfalls wurde der Film für die Vorführung in der DDR freigegeben. Später sollte sich zeigen, dass Horst Pehnert damit ein wenig über die Linie hinweggetreten war.
Denn bei der Publikumspremiere am 27. Oktober 1988 kam es zu Unruhe und Übergriffen, als mehrere Polizei-Einsatzkommandos das Kino umstellten. Vertreter des Ministeriums für Staatssicherheit rissen sogar Filmplakate ab. So richtig zufrieden war die Spitze der DDR-Regierung mit dem Film also nicht. Ein Jahr vor dem Mauerfall wurde der Film auch deswegen zum Erfolg in den Kinos, wo er mit über 30 Kopien startete. Über 500.000 Zuschauer hatte "Flüstern und Schreien" in der DDR. Der Film wurde wenige Monate später, aber noch vor der Wende, auch bei der Berlinale in Westberlin gezeigt.
Hätte vor 36 Jahren die Gunst der Stunde nicht ermöglicht, dass der Film gezeigt werden konnte… die Aufnahmen würden eventuell noch heute in DEFA-Archiven verstauben. Aber so ermöglicht uns die Doku einen wirklich anderen Blick auf eine DDR. Die auch ein großes Maß an Freiheit ermöglichte, wenn man außerhalb des Systems agierte. Wobei das natürlich immer ein Tanz auf dem Vulkan ähnelte, wie es die Protagonisten im Film eindrucksvoll beschreiben.
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