Spandau Ballet - Gold
Spandau Ballet. Gold. Nicht alles, was glänzt, ist Gold.
Am 19.März 1983 veröffentlichen Duran Duran ihren Song „Is The Something I Should Know?“
Im Musikvideo inszeniert Regisseur Russell Mulcahy die Band wie die perfekten New Wave-Posterboys. Sie tanzen in blauen Hemden mit weißen Krawatten durch aufwendige, coole Studiokulissen - im Zentrum steht natürlich Sänger Simon Le Bon. Der Clip wirkt auch heute noch richtig cool und modern. Solltet ihr Euch unbedingt mal wieder anschauen.
In ihrer britischen Heimat wird der Duran Duran-Song ihre erste Nummer Eins. Ein großer Erfolg, der aber bei den New Wave-Kollegen von Spandau Ballet nicht so richtig gut ankommt. Denn Tony Hadley, John Keeble, Steve Norman sowie die Brüder Gary Kemp und Martin Kemp sind der Meinung, dass sie die großen Ikonen des New Wave sein sollten…
Drei Jahre früher… Im legendären Londoner Underground-Club The Blitz stehen Spandau Ballet auf der Bühne. Sie spielen ihren Song „To Cut a Long Story Short“. Ihr Auftritt ist der Beginn einer neuen Ära. Rusty Egan, DJ im The Blitz und später Mitbegründer der Band Visage, sagt über diesen Moment: “Das war die Geburtsstunde von New Wave”.
Spandau Ballet-Sänger Tony Hadley hat einen strengen Seitenscheitel und trägt einen Pullover über die Schultern! Klingt nicht spektakulär, war es damals aber. Und Bassist Martin Kemp bewegte sich bei seinem Solo mechanisch-modern. Das war neu. Dem britischen Guardian sagt Martin Kemp später: „Ich war kein Musiker, aber Teil einer rasiermesserscharf gekleideten Gang! Im gleichen Interview erklärt er: „Wir waren einfach das zeitgeistigste Statement im Bereich Musik und Mode.“
Alles, was die 70er hervorgebracht hatten, war ab jetzt offiziell alt.
1983 sind die Newcomer aus dem Blitz-Club der neue Mainstream. Ihr Sound ist jetzt poppiger – und er kommt an. Im April 1983 feiern Spandau Ballet mit "True" ihren größten Erfolg. Nummer Eins in England, Top-5 in den USA.
Dass die Jungs von Duran Duran ebenfalls immer erfolgreicher werden, scheint Spandau Ballet zu ärgern. Sie wollen die Speerspitze des New Wave bleiben. Und damit das klappt, fordert Gary Kemp: „Wir brauchten ein richtiges Video“.
„Richtig“ bedeutete vor allem aufwendig, bildgewaltig und exotisch. Denn die Konkurrenz von Duran Duran war bekannt dafür, ihre Clips zum Beispiel in Sri Lanka zu drehen oder – wie beim Video zu „Rio“ – mal eben mit einer Yacht durch das kristallklare Wasser der Karibik zu schippern.
Als Regisseur engagierten sie Brian Duffy. Der hatte zwar kaum Erfahrung in Sachen Videos, dafür aber immerhin die Fotos für drei Plattencover von David Bowie abgeliefert.
Das Spandau Ballet-Label Chrysalis zögert nicht, die Arab Hall, die „Arabische Halle“, des ehrwürdigen Leighton House Museum in London zu mieten. Ein Raum mit beindruckenden Wandfliesen aus Syrien und Persien, einem goldenen Kuppeldach und einem zentralen Springbrunnen. Wunderschön und sehr beeindruckend. Nur… im Video von Spandau Ballet kommt das gar nicht so gut rüber. Es sieht eigentlich eher so aus, als hätte man es im Studio gedreht.
Dann fordert Martin Kemp, dass sie wie Duran Duran zusätzlich im Ausland filmen müssten. Beim Dreh in Spanien sind dann aber nur noch Tony Hadley und Gery Kemp dabei. Denn die Band hat sich längst mit Regisseur Brian Duffy überworfen. Tony Hadley und Gery Kemp müssen endlose Stunden durch die Hitze laufen. Am Ende wird das als opulent geplante Video ein Flop. Kritiker sagen, die Band käme affektiert rüber.
Im Spätsommer 1983 klingelt das Telefon beim Spandau Ballet-Manager Steve Dagger. Das ist er, der ersehnte und wichtige Anruf! Am anderen Ende: Michael Hurll, BBC-Producer von Top of The Pops. „Gold“ ist nach seinem Erscheinen in die britische Top-40 eingestiegen. Also sollen Spandau Ballet nach White City in London kommen, ins Television Center der BBC. Der Auftritt in der Sendung ist wichtig, wenn man in Großbritannien auf die Eins will.
Aber Spandau Ballet sind damals in Norwegen unterwegs. Auf Promotour. Den Sendetermin schaffen sie nicht. Stattdessen schlagen sie vor, ihr Video zu zeigen. In der frühen Phase der Sendung hatte man bei Top Of The Pops nie Videos gezeigt. Doch als die Clips immer wichtiger wurden, war das durchaus möglich. Doch die Sendungsverantwortlichen fanden das Werk angeblich arrogant und selbstgefällig. „Gold“ wird nicht gespielt. Jedenfalls konnte sich „Gold“ ohne Top Of The Pops nicht gegen das recht profane „Give It Up“ von KC and the Sunshine Band durchsetzen. „Das hat uns den ersten Platz in den Charts gekostet“ klagt Sänger Tony Hadley später.
„Gold“ wird durchaus ein Hit, aber lang kein so großer wie zuvor „True“. Es ist der Anfang vom Ende. Spandau Ballet wechseln das Label, "Only When You Leave" wird noch mal eine Nummer Drei in Großbritannien, sie sind 1984 bei Band Aid dabei … 1986 haben sie auch in der BRD mit "Through the Barricades" noch mal einen kleinen Achtungserfolg. Aber nach ganzen oben schaffen sie es nie mehr.
Anders als der Band geht es ihrem Song „Gold“. Der wird über die Jahre immer beliebter und gilt heute als absoluter 80s-Klassiker. Das liegt vermutlich auch daran, dass Spandau Ballet 1988 zu den olympischen Sommerspielen nach Seoul geladen werden und dort „Gold“ spielen. Vor allem im Sport-Kontext wird das Lied oft als Siegersong gespielt.
Wie wichtig der Song damit auch für die Band wird, zeigen sie im Jahr 2000. Da setzen sie „Gold“ die Krone auf – denn es wird zum Titelgeber für ihre erfolgreichen best-of Spandau Ballet Platte.
Jahr: 1983
Länge: 3:43
Album: True
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Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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