Free Nelson Mandela!
Mitte der 80er gab es zum ersten Mal ein ganz großes, weltumspannendes Konzertereignis: Live Aid. Auf zwei Bühnen in London und Philadelphia sangen abwechselnd über 16 Stunden Stars für den guten Zweck. Das Event wurde weltweit per Satellit im Fernsehen und im Hörfunk übertragen. Fast 1,5 Milliarden Menschen sahen und hörten zu. Umgerechnet kamen damals gut 200 Millionen Euro zusammen. Aber es gab auch viel Kritik. Früh wurden Stimmen laut, die den teilnehmenden Künstlern unterstellten, es ginge ihnen eher um Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache – und nicht um Hilfe für Afrika. Live Aid war das erste Event dieser Art - und nicht das letzte.
Denn drei Jahre später sollte wieder London der Austragungsort für ein ähnliches Mega-Event werden: Das "Nelson Mandela 70th Birthday Tribute Concert". Es fand am 11. Juni 1988 im Wembley-Stadion statt. 72.000 Zuschauer vor Ort und Menschen in 60 Ländern sehen per TV zu. Nur nicht in Südafrika, wo Nelson Mandela zu der Zeit noch im Gefängnis sitzt.
Die Liste der Künstler, die an diesem Tag auf der Bühne stehen werden, ist beeindruckend: Die Simple Minds sind dabei, Meat Loaf, Salt ’n’ Pepa, Paul Young, die Eurythmics, Wet Wet Wet, Sting, Phil Collins, Whitney Houston, Peter Gabriel und viele, viele mehr.
Klar, die großen Acts stehen alle am Abend auf der Bühne, wenn die meisten Leute zuschauen. Am Nachmittag treten die nicht ganz so bekannten Künstler auf – darunter eine junge Frau namens Tracy Chapman. In einem Interview wird sie rückblickend sagen, dass sie wirklich keinen Schimmer hatte, warum sie eingeladen wurde. Denn damals kannte so gut wie niemand ihren Namen.
Tracy Chapman spielt am Nachmittag ein paar Song und ist sehr erleichtert, als alles vorüber ist. Nach der Nervosität der letzten Tage kann sie endlich entspannen. Und das Beste ist: Backstage kann sie ihre musikalischen Idole aus dem Fernsehen ganz persönlich erleben. Das Konzert geht derweil weiter. Am Abend spielen dann UB40. Nach ihrer Show soll es etwas Besonderes geben: Stevie Wonder soll als Überraschungsgast performen.
Stevie Wonder war einer der ersten Künstler, den die Veranstalter verpflichten wollten. Doch sie konnten einfach keinen Kontakt zum ihm herstellen. Mitarbeiter seines Teams teilten bei jeder neuen Nachfrage mit, dass das Thema "in Bearbeitung" sei. Erst wenige Tage vor dem Konzert meldet sich Stevie Wonder endlich zurück: Er will dabei sein. Die Veranstalter haben Glück im Unglück. Sie hatten ein Duett von Prince und Bono geplant, doch die beiden Sänger lehnten ab. Also war ein Slot für Stevie Wonder nach dem Auftritt von UB40 frei.
Am Tag des Konzerts ist alles vorbereitet. Stevie Wonder kommt mit Band, das Set ist aufgebaut, Stevie Wonder läuft schon Backstage schon die Rampe zur Bühne hoch - da stellt er zu seinem Entsetzen fest: Eine Festplatte für seinen Synthesizer fehlt. Und ohne diese Festplatte kann er nicht auftreten. Stevie Wonder ist regelrecht geschockt und verlässt unter Tränen die Bühne und das Stadion, ohne einen einzigen Ton gespielt oder gesungen zu haben. Jetzt müssen die Veranstalter schnell umplanen. Doch das Publikum jetzt warten zu lassen, bis das Set der nächsten Band aufgebaut ist – dauert viel zu lange!
Um die entstandene Pause zu überbrücken, holt man kurzerhand Tracy Chapman aus dem Backstage. Eine Frau, ein Mikro, eine Gitarre – perfekt, um die Umbaupause zu überbrücken. Alles muss ganz schnell gehen. Jetzt steht sie ganz alleine auf der Riesenbühne, die Zuschauer im ausverkauften Wembley-Stadion sind laut uns ausgelassen. 600 Millionen Menschen schauen weltweit zu.
"Ich hatte überhaupt keine Zeit mich vorzubereiten", sagt Tracy Chapman über diesen Moment: "Ich bin einfach rausgegangen und hab abgeliefert". Das johlende Stadium-Publikum wird schon nach wenigen Takten leiser und ist ganz gebannt von ihr und ihrem Song…
Am Ende wird es gleich mehrere glückliche Enden geben: Stevie Wonder wird doch noch spielen – mit den Instrumenten von Whitney Houstons Band. Der Druck auf das Regime in Südafrika wird auch durch das Konzert immer größer. 20 Monate später, im Februar 1990, wird Nelson Mandela aus dem Gefängnis entlassen.
Und Tracy Chapman? Sie wird in diesen wenigen Minuten weltberühmt. Kurz nach ihrem Auftritt geht ihr Album in vielen Ländern auf die 1 und verkauft sich bis heute unglaubliche 14 Millionen Mal.
Jahr: 1988
Länge: 4:51
Album: Tracy Chapman
Label: Elektra
Peters Pop Stories
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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