U2 "Sunday Bloody Sunday"
Am 30. Januar 1972 eröffnet die Polizei in der nordirischen Stadt Derry das Feuer auf Demonstranten. Der furchtbare Tag geht in die Geschichte: als "Bloody Sunday" ein.
Am 30. Januar 1972 eröffnet die Polizei in der nordirischen Stadt Derry das Feuer auf Demonstranten. Der furchtbare Tag geht in die Geschichte: als "Bloody Sunday" ein.
Am Nachmittag des 30.Januar 1972 machen sich in der nordirischen Stadt Derry katholische Demonstranten auf den Weg durch die Stadt. Es sind etwa 15.000 Menschen, die gegen Diskriminierung und für ihre Bürgerrechte auf die Straße gehen. Sie sind unbewaffnet, aber wütend, sehr wütend. Gegen 16 Uhr fliegen die ersten Steine, die britische Armee antwortet mit Gummi-Geschossen, Tränengas und Wasserwerfern. Dann, es ist jetzt 16 Uhr 10, passiert das unfassbare: Die Soldaten eröffnen das Feuer auf die Demonstranten. Es herrscht Panik, Barrikaden brennen, Panzer in der ganzen Innenstadt. Am Ende dieses Sonntags sind 13 Demonstranten tot, 13 weitere verletzt. Die Bilder von Blutlachen auf den Straßen von Derry gehen um die Welt. Und dieser blutige Sonntag bleibt unvergessen - es ist der "Bloody Sunday".
Ich bin ganz ehrlich: Ich habe bis heute nicht verstanden, warum Menschen, die tagtäglich miteinander ausgekommen sind, an so einen Punkt kommen – nur weil sie an verschiedene Sachen glauben. Klar, solche religiösen Konflikte gibt es bis heute – wobei Religion oft nur als Vorwand genutzt wird, wenn es eigentlich um ganz andere Dinge geht.
"I Can´t Believe The News Today" – ich kann diese Nachrichten einfach nicht glauben.
Ob das der damals 11jährige Paul David Hewson an jenem Sonntagabend bereits dachte, weiß ich natürlich nicht. Paul David Hewson lebt in Dublin, knapp 3 Autostunden von Derry entfernt. Und ich vermute, dass an diesem Abend wie im ganzen Land auch Zuhause bei Paul David Hewson der Fernseher lief.
Paul David Hewsons Vater war katholisch, seine Mutter anglikanisch. Der Nordirland-Konflikt war Teil seiner Familie - sein Vater fuhr einmal mit ihm an die nordirische Grenze und erklärt seinem Sohn: "Das da ist eigentlich unser Land. Aber die Engländer sagen: nein. Ich frage dich: Ist das einen Krieg wert?"
Den "Bloody Sunday" kennt in Irland bis heute jeder. Die Alten, die dabei waren, deren Kinder, auch die Enkel. Und auch bei Paul David Hewson hat einen dauerhaften Eindruck hinterlassen. Wobei ihn keiner seiner Kumpels mehr Paul nennt. Das Kind ist Musik-verrückt und bekommt von seinen Freunden regelmäßig verrückte Spitznamen verpasst. Einer davon ist "Bono Vox Of O Connell Street" – bisschen kompliziert, oder? Genau deswegen nennen sie ihn bald einfach nur noch Bono Vox.
Und dieser Bono Vox wird noch zu Schulzeiten einen Jungen namens David Ewans kennenlernen. Der hatte am Schwarzen Brett Mitstreiter für eine Band gesucht. David Ewans wächst auch in Dublin auf, nachdem er von seiner Mutter seine erste Gitarre geschenkt bekommen übt er pausenlos. Auch David Ewans ist damit ein Kind des Nordirland-Konflikts – ein bisschen Engländer, aber eigentlich Ire. Die Jungs nennen sich U2 und werden in den nächsten Jahren immer erfolgreicher.
Im August 1982, also gut zehn Jahre nach dem „Bloody Sunday“, sitzt David Ewans in seinem Studio und ist frustriert. Er hat sich gerade mit seiner Freundin gestritten und er zweifelt an seinen Fähigkeiten als Gitarrist und Songkomponist.
David Ewans ist inzwischen 22 Jahre alt. Auch er hat in den letzten Jahren einen Spitznamen bekommen. Er hat einen scharfen Verstand und kantige Gesichtszüge: David Ewans ist jetzt The Edge.
Der Nordirland-Konflikt ist noch immer aktuell. Zu Beginn der 80er tobt der Terror der Irisch-Republikanischen Armee und die Katholiken und Protestanten stehen sich nach wie vor gegenüber – Festnahmen, Verurteilungen, Konfrontationen - und keine Lösung in Sicht.
The Edge sitzt also im Studio und lässt seine Aggressionen raus. Zuerst kommt ihm eine Idee für einen Gitarren-Rif…dann kommen ein paar erste Textfragmente dazu. Die Grundstruktur des Songs stand. Alles rocht schon nach einem Song voll von Frust und Protest.
Als sich U2 wenig später an die Arbeit ihres nächsten Albums machen, bringt The Edge den ersten Entwurf mit. Der Song hat in diesem Moment weder einen Titel oder eine Refrain-Melodie. Doch Bono steuert den Text zu und Album-Produzent Steve Lillywhite entwickelt mit Schlagzeuger Larry Mullen den prägenden Drumsound – der ist deshalb so besonders, weil die militärisch anmutende Drumline zum Erkennungsmerkmal des Songs wird. Ein Element, dass die politische Message unterstreicht.
Mit dem Album "War" und der Single "Sunday Bloody Sunday" werden U2 nochmal einem viel größeren Publikum bekannt Viele betrachten das Album als den Grundstein auf dem Weg zu absoluten Weltstars.
"Sunday Bloody Sunday" ist bis heute das meistgespielte Lied auf U2-Konzerten. Der Song gilt bis heute als eines der besten Anti-Kriegslieder aller Zeiten.
Ein großartiger Erfolg für Bono und seine Jungs – und trotzdem auch sehr, sehr traurig. Denn auch 50 Jahre nach dem furchtbaren Bloody Sunday in Derry gibt es in Nordirland immer noch Spannungen. In den späten 90ern galt die Waffengewalt mit einem offiziellen Abkommen zwar als beendet – aber gerade im Zuge des Brexits wird die Grenze zwischen Nordirland und Irland wieder zu einem großen und drängenden Thema. Kein Wunder also, dass Bono und The Edge den 50. Jahrestag des "Bloody Sunday" im Januar 2022 zum Anlass nahmen, um eine aktualisierte Akustikversion des Songs ins Netz zu stellen.
Das zeigt: "Sunday Bloody Sunday" ist Jahrzehnte nach seiner Entstehung immer noch ein brandaktuelles Lied - leider. Diese Story gibt es auch als Podcast zu hören, mit viel mehr Details.
Jahr: 1983
Länge: 4:33
Album: War
Label: Mercury
"Sunday Bloody Sunday" von U2 läuft auf 80s80s ROCK. Jetzt hier einschalten.
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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