Happy Birthday, Marc Almond
Ein Leben im tiefsten Underground und höchsten Pop-Olymp: Der Soft Cell-Sänger wird 65. Wir schauen auf sein bewegtes Leben.
Ein Leben im tiefsten Underground und höchsten Pop-Olymp: Der Soft Cell-Sänger wird 65. Wir schauen auf sein bewegtes Leben.
Was für eine Reise: von den bisweilen anrüchigen ersten Experimenten mit seiner Band Soft Cell bis zum Ritterschlag durch die britische Königin. Marc Almond kann an seinem 65. Geburtstag nun wirklich von sich sagen: "been there done that". Schauen wir doch mal genauer hin.
Marc Almond war schon ab den späten 70ern ein prägnanter Vertreter der New Romantic-Szene in London. In frühen Interviews spricht er gerne von "Tränen und Glitter" als seine ästhetischen Richtlinien. Die New Romantics waren die ersten Vertreter des New Wave - und Boy George, Marilyn, Steve Strange und Marc Almond waren die frühen Helden dieser Bewegung. Marc Almond hatte in den 80ern vier musikalische Karrieren: Marc and the Mambas, Psychic TV, Soft Cell und eine Solokarriere:
Eine aufregende Mischung: die prägnante Stimme von Marc Almond und die musikalischen Experimente von Matt Johnson. Allerdings war Marc and the Mambas wohl für beide Musiker nur ein Zwischenschritt. Für Marc Almond war Soft Cell vielversprechender und Matt Johnson gründete The The, wo er sich dann voll ausleben konnte. Die Komponistin Anni Hogan mischte den Pop der beiden Musiker mit klassischen Elementen.
Hier konnte Marc Almond seine schrägen Vorlieben ausleben. Er war zwar kein richtiges Bandmitglied, aber Genesis P-Orridge, Peter Christopherson und Alex Fergusson baten ihn, an ihrem Debut-Album "Force The Hand of Chance" mitzuarbeiten. Die Aufnahmesessions wurden von okkulten Ritualen begleitet, es ist bestätigt, dass Menschenknochen dabei als Drumsticks verwendet wurden.
Diese Band war für Marc Almond und seinen Partner David Ball der Weg in den Mainstream. Soft Cell veröffentlichte hochgradig umstrittene Stücke wie (den lange verbotenen) "Sex Dwarf", aber auch Riesenhits wie das Gloria Jones-Cover "Tainted Love". 1984 trennten sich Marc Almond und David Ball. Aber Soft Cell haben in den letzten Jahren immer mal wieder Platten veröffentlicht.
Weg vom Fetisch, hin zu anstandslosen Pop. Auch wenn sich Marc Almond sich als Solokünstler ein paar politische Anklagen nicht verkneifen kann ("Tears Run Rings"), ab den ersten Soloalbum "Vermin in Ermine" im Jahr 1984 fiel er nicht mehr durchs Skandale auf. Selbst seine Homosexualität wird nicht mehr thematisiert. Er liefert eher erstklassiges Handwerk ab, zum Beispiel sein Duett mit Gene Pitney: "Something's Gotten Hold of My Heart".
„Purple Zone“ heißt der gemeinsame Song von Soft Cell und den Pet Shop Boys und er ist eigentlich aus einem Konzert heraus entstanden.
Nun wird Marc Almond 65. Weder sieht man ihm die wilden Jahre an, noch scheint er an Rente zu denken, denn er ist ständig auf Tour. Ein bisschen Glück hatte er immer. 2004 überlebte er knapp einen schweren Motorradunfall und brauchte einige Jahre, um auf die Bühne zurückzufinden. Viele seiner Wegbegleiter aus dem legendären Londoner The Blitz Club haben den Absprung aus der Szene nicht geschafft und wurden von den Drogen dahingerafft. Aber Marc Almond scheint unverwüstlich. Als Marc Almond vor wenigen Wochen aus einem ICE der Deutschen Bahn geworfen wurde, weil er keine Reservierung hatte, blieb er auf Social Media überraschend gesittet. Seine einzige Sorge damals: Wie komme ich aus Hamm in Westfalen weg?
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