Europe "The Final Countdown"
Eine Hardrock-Band veröffentlichte einen Song, der von Synthie-Sounds geprägt und von David Bowie inspiriert wurde. Dass diese Nummer ein Hit werden würde, hat in der Band fast niemand geglaubt.
Eine Hardrock-Band veröffentlichte einen Song, der von Synthie-Sounds geprägt und von David Bowie inspiriert wurde. Dass diese Nummer ein Hit werden würde, hat in der Band fast niemand geglaubt.
Die Geschichte eines der legendärsten Rocksongs der 80er beginnt an einer schwedischen Uni. Dort studierte der spätere Europe-Sänger Joey Tempest. Er wusste von diesem Typen, Mic Michaeli, der ein Keyboard besaß. Und er wollte es wahnsinnig gerne mal ausprobieren. Dann fasste er sich ein Herz. Im Interview erinnert sich Joey Tempest: "Eines Tages ging ich zu ihm und fragte, ob ich sein Keyboard ausleihen könnte. Mic muss mich für einen völligen Spinner gehalten haben, aber er sagte ja."
Schon als Kind hatte der in Stockholm geborene Joey Tempest vor dem Radio gesessen und seine Lieblingslieder mit einem Kassettenrekorder aufgenommen. Danach hörte er sie immer wieder und wieder, um sie nachzuspielen. So brachte er sich selbst das Klavierspielen bei. Und seine Schwester half ihm, auch die Gitarre zu beherrschen.
Im Keller seines Elternhauses in Upplands Väsby hatte Joey Tempest sich ein kleines Studio eingerichtet. Als er dort endlich das heißbegehrte, ausgeliehene Keyboard ausprobieren durfte, spielte er ausgiebig damit herum. Und plötzlich war es da … dieses Riff, das eines Tages weltberühmt werden würde… "Ich wusste, es hatte etwas", sagt Joey Tempest über den Moment, "aber ich konnte keinen Song drumherum schreiben."
Das war vermutlich 1981 oder 1982, so ganz genau erinnert sich Joey Tempest nicht mehr.
Joey Tempest spielte zu Uni-Zeiten in einer Band namens Force. Im Unterschied zu vielen anderen schwedischen Rockformationen sangen sie nicht nur in ihrer Muttersprache, sondern auch auf Englisch. Joey Tempest war nicht nur die Stimme und der Frontmann, sondern auch für das Songwriting verantwortlich.
Für die Teilnahme an einem Talentwettbewerb benannten sie sich in Europe um – und gewannen! Die Belohnung: Ein Plattenvertrag! Ein Jahr später erschien ihr Debütalbum, mit dem sie zumindest in ihrem Heimatland einige Bekanntheit erlangten.
Europe feierten damals gerne im Berns Club in Stockholm. Dort gab es samstags um Mitternacht ein besonderes Highlight, mit dem viele Discos Mitte der 80er Jahre Besucher lockten: Eine Lasershow! Im selben Gebäude wie der Club befand sich der Proberaum von Europe und das Büro ihres Managers. Dieser bat einen der Club-DJs zum Spaß, das einminütige Keyboard-Instrumental, das Joey Tempest inzwischen aus dem Riff gebastelt hatte, während der Lasershow zu spielen. Als Joey Tempest merkte, dass die Leute das Stück mochten, arbeitete er daran weiter.
Zusammen mit dem Bassisten von Europe, John Levén, wurde daraus ein richtiger Song. Für den Text ließ er sich von David Bowies „Space Oddity“ inspirieren – der ersten Single, die er als Teenager kaufte …
Dann wechselten sie 1985 zu einer amerikanischen Plattenfirma. Sie waren jetzt bei Epic Records, einem richtig großen Player. Abba, Michael Jackson, AC/DC und Duran Duran hatten hier unterschrieben. Und klar, das war eine Riesenchance, die sie unbedingt nutzen wollten.
Lange Zeit fand Joey Tempest, dass Europe für seinen Song mit den markanten Keyboards nicht reif war, schließlich machten sie gitarrenlastigen Hardrock. Doch jetzt wollten sie einen Song für die Fans, der vor allem als Opener für ihre Liveshows gut funktionieren sollte. Joey holte „The Final Countdown“ aus der Schublade.
Maur in der Schweiz. Viel Grün, wunderschöne Wiesen, direkt an einem See gelegen.
Ein echtes Idyll. Oder – wenn man Rockmusiker ist - „ein Kuhdorf“. Das sagt zumindest Joey Tempest über den Ort in der Nähe von Zürich. Ihre Plattenfirma hatte schnell bemerkt, dass die Jungs gerne bei ein paar Bieren feierten. Und um zuverhindern, dass sie durch zu viele Bars und Clubs abgelenkt werden könnten, hatte man hier ein Studio gebucht. Da konnte Europe nichts von der Arbeit abhalten. Doch bei den Aufnahmen ging es dann trotzdem hoch her. Denn die Meinungen darüber, wie “The Final Countdown” nun klingen sollte, gingen sehr weit auseinander. Es gab viele Diskussionen und die Emotionen kochten hoch. Zwischenzeitlich hieß der Song deswegen „The Final Breakdown“, der finale Zusammenbruch. Als ihr neuer Produzent dann die finale Mischung vorspielte, waren Teile der Band regelrecht geschockt.
Europe-Gitarrist John Norum gesteht: „Als ich das Synthesizer-Intro von ‚The Final Countdown‘ zum ersten Mal hörte, war meine Reaktion: Nein, das ist bescheuert. Wir können das nicht benutzen.“ Seine Reaktion ist umso verständlicher, als dass die Rohversion deutlich mehr Gitarren zu bieten hatte. Jetzt spielte er als Lead-Gitarrist nur noch eine Nebenrolle. Außerdem war der Song epische sechseinhalb Minuten lang.
Und selbst Joey Tempest selbst muss zugeben: „Wir waren eine Gitarrenband... es war etwas sehr Ungewöhnliches für uns“.
Doch damit nicht genug. Als das Album fertig wurde, schlug Joey Tempest plötzlich vor, das Lied auch als Single zu veröffentlichen. Der Rest der Band war dagegen – die Plattenfirma... nicht.
Am 14. Februar 1986 erschien dann tatsächlich „The Final Countdown“ – und auf das, was dann passierte, war keiner vorbereitet: Nummer Eins in der Bundesrepublik, in Österreich, der Schweiz, in England, Schweden … in 25 Ländern schafften Europe es an die Chartspitze. Sie wurden von einem auf den anderen Tag zu Superstars. Allerdings nicht von allen geliebt. Vor allem Hardrock-Fans fanden das Lied zu poppig und zu glatt.
Im Gespräch mit dem Spiegel wurde Joey Tempest gefragt, wie er es findet, wenn Kritiker sagen, „The Final Countdown“ nerve wie „Last Christmas“. Seine Antwort: „Akzeptiere ich. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen für einen Song - manche lieben ihn, andere hassen ihn. Er lässt die Leute jedenfalls nicht kalt.“
Jahr: 1986
Länge: 4:55
Label: Epic Records
Album: The Final Countdown
Zu fast jedem großen Hit der 80s gibt es eine Geschichte. Und wenn jemand diese Stories kennt, dann Peter Illmann. Im Podcast erzählt er die spannendsten, unglaublichsten und schönsten Geschichten zu den 80s-Hits, die ihr liebt. Jede Woche gibt´s eine neue Folge - viel Spaß!
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