Men Without Hats "Safety Dance"

Schon in seiner Schulzeit liebt Ivan Doroschuk es, Musik zu machen – auch wenn es nicht unbedingt die ist, die seine Eltern bevorzugen. Denn die hatten ihm und seinen Geschwistern eine klassische Musikausbildung verpasst.  

Ivan Doroschuk kommt aus gutem Hause. Geboren in den USA, ziehen seine Eltern mit ihm nach Kanada, als er noch ein Kind ist. Sein Vater ist promoviert und lehrt an der Universität von Montreal. Nach der Schule studiert Ivan Doroschuk ein Jahr Jura in Frankreich. Doch als er 1977 nach Kanada zurückkehrt, ist ihm klar: Er muss eine Punkband gründen. 

Zusammen mit einigen Mitstreitern gründet Men Without Hats, Männer ohne Hüte. Die Erklärung des Bandnamens ist ganz einfach: Sie finden sich zu cool, um im eiskalten kanadischen Winter Kopfbedeckungen zu tragen – eine Idee, die, wenn ihr jemals während der kalten Jahreszeit in Kanada wart, eigentlich ziemlich bescheuert ist... 

Natürlich gehen die Men Without Hats damals auch aus, in Clubs und Diskotheken, wo leider kein Punk gespielt wird. Aber immerhin läuft ab und zu Musik, die härter und schneller ist als der übliche Discobeat. 

Sobald DJs Songs wie "Rock Lobster" von den B-52's spielen, geht's los! Ivan Doroschuk beschreibt das so: "Offensichtlich stürmt jeder, der diese Art von Musik mag, auf die Tanzfläche und fängt an, auf und ab zu springen..." Kurzum: Pogo in der Disco! 

Das macht einerseits jede Menge Spaß. Gab andererseits aber auch jede Menge Ärger. Denn während einige auf der Tanzfläche lieber den klassischen Disco-Zwei-Schritt tanzen, geraten sie mit den schubsenden und springenden Pogo-Fans aneinander. Das stößt auf wenig Gegenliebe. 

Das Ende vom Lied: Regelmäßig rückt die Security an, schnappt sich die Störenfriede, Tür auf, Ivan Doroschuk und seine Freunde raus, Tür zu – und der Abend ist gelaufen. "Ich wurde aus vielen Clubs geworfen, wegen dieser Sache", erinnert sich Ivan Doroschuk. Er ist sauer. Aber wozu ist man schon in einer Band und macht Musik, wenn nicht, um seinen Frust in einen Song zu packen. Ivan Doroschuk setzt sich hin und schreibt: "We can dance if we want to …" – Wir können tanzen, wenn wir wollen… 

Den fertigen Song nennen die Men Without Hats „Safety Dance“, eine echte, rebellische Punknummer… Ihr habt richtig gelesen: Ein Punk-Song. Denn schließlich waren Men Without Hats zu dieser Zeit eine Punkband. Doch das ändert sich bald. 

Zu Beginn der 80er Jahre findet Ivan Doroschuk die neuen Synthie-Sounds immer spannender. Schon bald beschließt er, die Musikrichtung zu wechseln. Er ist beeindruckt von Künstlern wie Gary Numan, Ultravox oder Orchestral Manoeuvres in the Dark.  

Einige Mitglieder von Men Without Hats verlassen deshalb die Band. Andere, darunter Ivan Doroschuks Bruder, kommen dazu. 

Sie starten als New Wave-Band neu durch und ergattern 1980 einen Plattenvertrag. Ihr erstes Werk, eine EP namens „Folk of the 80’s“, klingt noch ziemlich experimentell. Zwei Jahre später folgt das erste vollwertige Album „Rhythm of Youth“.  

Während der Arbeit an diesem Album holt Ivan Doroschuk einen Song aus den Punk-Tagen hervor: “The Safety Dance”. Mag sein, dass sie inzwischen die Musikrichtung gewechselt haben, doch die Botschaft des Songs gilt immer noch: Tanze, wie du willst. Lass dich in deiner Freiheit nicht einschränken. 

Der Track wird als zweite Men Without Hats-Single veröffentlicht und braucht einige Wochen, bis er endlich durchstartet. Er erreicht die Top-10 in der Bundesrepublik, Australien, Österreich, den Vereinigten Staaten und anderen Ländern. Ein ehemaliger Punk-Song, der in der Pop-Version die Musikwelt erobert – das dürfte in der Geschichte der Popmusik durchaus einmalig sein! 

Übrigens: Falls ihr Men Without Hats als klassisches One-Hit-Wonder abgespeichert habt, kann ich euch das nicht verübeln. Bei uns schaffen sie es danach nie wieder in die Charts – anders als in anderen Ländern, besonders in ihrer Heimat Kanada. Dort sind die Männer ohne Hüte nach diversen Pausen immer noch aktiv – zuletzt mit ihrem 2022er Album „Again, Part 2“. 

Jahr: 1982
Länge: 2:24
Label: Sire
Album: Rhythm Of Youth