Extravaganz & Glamour. Die New Romantic-Bewegung der 80s feiert ihr großes Comeback. Inspiriert von Ikonen wie David Bowie & Boy George, greifen Designer weltweit diesen opulenten Stil neu auf.
Das ist das offizielle Festivalradio des Wave Gotik Treffens in Leipzig. Rund um das Festival gibt es hier die Musik der Szene und alle Infos, die Ihr braucht.
Die frühen 1980er-Jahre waren geprägt von kontrastreichen Subkulturen: Während Punks mit zerrissenen Kleidern und Nieten gegen das Establishment rebellierten, zelebrierten die New Romantics Extravaganz, Glamour und theatralische Selbstdarstellung. Bereits in den 1970ern bereitete David Bowie mit seinen androgynen Looks und dramatischem MakeUp den Weg für diese Ästhetik. Er selbst sagte dazu: "Ich habe nie für die Mode gelebt, sondern die Mode für mich."
Ein zentraler Ort für die Entstehung der New Romantic-Bewegung war der Blitz Club in London. Zwischen 1979 und 1981 trafen sich hier die sogenannten "Blitz Kids" um Steve Strange und Rusty Egan in einem Kellerlokal im Covent Garden. Doch dafür muss man verstehen, dass der dortige Markt Ende der 70er vollkommen verrottet war.
Steve Strange war bekannt für seine strikte Türpolitik, während Boy George an der Garderobe arbeitete und Rusty Egan als DJ mit seinem innovativen Soundtrack begeisterte.
In diesem Umfeld entstanden zahlreiche einflussreiche Bands: Steve Strange gründete Visage, Boy George formierte den Culture Club, Marilyn startete hier seine Gesangskarriere. Im Blitz erneuerte Midge Ure die Band Ultravox und Spandau Ballet debütierten hier mit "To Cut A Long Story Short".
Interessanterweise wurde Mick Jagger von Steve Strange der Zutritt verwehrt, da sein Outfit nicht dem strikten Dresscode entsprach. Im Gegensatz dazu nutzte David Bowie den Club, um Darsteller für sein "Ashes To Ashes"-Video zu casten.
Bands wie Spandau Ballet, Duran Duran, Adam Ant und Boy George prägten den New Romantic-Stil maßgeblich. Inspiriert von viktorianischer Mode, Piraten-Looks und barocken Elementen trugen sie Rüschenhemden, Satinjacken, aufwendige Frisuren und markantes Make-up. Boy George, Frontmann des Culture Club, wurde mit seinem androgynen Stil zur Ikone der Bewegung. Er reflektierte später: "Wenn man in die 80er zurückblickt, hatte man eine ganze Reihe von Künstlern die davon inspiriert waren, von Madonna und Cyndi Lauper bis hin zu Prince."
Diese expressive Mode polarisierte jedoch: Viele Anhänger wurden auf Schulhöfen verspottet oder auf der Straße angegriffen. Besonders in Großbritannien kam es zu gewaltsamen Übergriffen durch Neonazis und andere Gruppen, die die auffälligen Looks der New Romantics als Provokation empfanden.
Aktuell lassen sich mehrere renommierte Designer vom New Romantic-Stil inspirieren und interpretieren ihn zeitgemäß neu:
Die deutsche Designerin, seit 2023 Kreativdirektorin bei Chloé, bringt frischen Wind in das Modehaus. Ihre Entwürfe zeichnen sich durch fließende Stufenkleider, zarte Spitze und verspielte Rüschen aus – eine moderne Interpretation des Boho-Chic. Der Begriff "Boho" leitet sich von "Bohème" ab und steht für einen unkonventionellen, künstlerischen Lebensstil, der Freiheit und Individualität betont.
In seiner aktuellen Haute-Couture-Kollektion für Valentino greift Alessandro Michele opulente Muster und Verzierungen auf, darunter Polka-Dot-Jacken mit Schleifendetails, die stark an die Eleganz der 80er-Jahre erinnern. Seine Designs kombinieren historische Elemente mit modernem Flair und spiegeln den Geist der New Romantics wider.
Der Designer lässt sich von Vintage-Funden inspirieren und integriert romantische sowie nostalgische Elemente in seine Kollektionen. Distressed-Strickwaren und Abendkleider, verziert mit antiken Broschen, verleihen seinen Entwürfen eine moderne, romantische Note, die an die Ästhetik der New Romantics erinnert. Jonathan Simkhai erklärte: "Ich liebe es, mit Texturen zu spielen und klassische Formen in eine moderne Welt zu überführen."
Das niederländische Designer-Duo präsentiert in ihrer Frühjahr 2025 Couture-Kollektion dramatische Silhouetten mit Rüschen und Schleifen. Diese Elemente sind eine direkte Hommage an den exzentrischen Glamour der 80er-Jahre und zeigen, wie historische Inspirationen in zeitgenössisches Design integriert werden können. Viktor Horsting bemerkte dazu: "Die Vergangenheit ist eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration – und Mode ist eine Kunstform, die stets neu erfunden wird."
Ein modernes Event, das die Verbindung zwischen viktorianischer Ästhetik und zeitgenössischer Subkultur lebendig hält, ist das Viktorianische Picknick beim jährlichen Wave-Gotik-Treffen (WGT) in Leipzig. Jährlich versammeln sich im Clara-Zetkin-Park aufwendig kostümierte Mitglieder der dunklen Szene und zelebrieren ein stilvolles Picknick im Geist vergangener Zeiten. Dabei orientieren sich viele Teilnehmer an der Blütezeit des höfischen Picknicks. Queen Victoria (1819–1901) war eine begeisterte Anhängerin dieser Tradition und genoss Snacks in der Natur, besonders in den Parks rund um ihr Balmoral Castle. Diese Sitte wurde später von den europäischen Königshäusern übernommen. Viele Adlige errichteten eigens Teehäuser in ihren Parks, um ihren Ausflügen ein konkretes Ziel zu geben. In Leipzig lautet der inoffizielle Dresscode daher: 1880er-Stil – eine perfekte Ergänzung zur Ästhetik der New Romantics, die sich oft von viktorianischer Mode inspirieren ließ.
Während der klassische New Romantic-Stil oft als überladen galt, setzen die aktuellen Designer auf eine ausgewogene Mischung aus Nostalgie und zeitgemäßer Ästhetik.
Die Farbpalette reicht von sanften Pastelltönen bis hin zu dramatischem Schwarz, während luxuriöse Materialien wie Samt, Satin und Spitze den ikonischen Look unterstreichen.
Durch reduzierte Schnitte und tragbare Elemente wird der Stil alltagstauglich und weniger kostümiert.
Für Liebhaber der 80er-Jahre-Mode gibt es gute Nachrichten: Der New Romantic-Stil feiert ein beeindruckendes Comeback. Ob im Alltag oder auf dem Laufsteg – die Kombination aus Nostalgie, Extravaganz und moderner Interpretation macht diesen Trend zum perfekten Revival für alle Fans dieses glamourösen Jahrzehnts.
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