Ein richtig starkes Jahr!
Was passierte musikalisch vor 40 Jahren? Wir blicken auf die Mitte der 80s: Was wurde zum Flop, was war Top?
Was passierte musikalisch vor 40 Jahren? Wir blicken auf die Mitte der 80s: Was wurde zum Flop, was war Top?
Vor einem Jahr haben wir das "Greatest Year in Pop" gefeiert, denn 1984 war für die Popmusik ein wirklich ganz besonderes Jahr. Wenn Ihr erfahren wollt, was 1984 so besonders macht, könnt Ihr das hier erfahren.
Nun feiert das Jahr 1985 den 40. Geburtstag. Wenn wir genau hinschauen, könnten wir sagen, dass 1985 das "2nd Greatest Year in Pop" war. Denn vor nun 40 Jahren passierte in der Popmusik unfassbar viel. Das Jahr 1985 war ein bedeutendes Jahr in der Popmusik. Es gab zahlreiche herausragende Ereignisse, Veröffentlichungen und Entwicklungen, die die Musikwelt nachhaltig prägten.
Jeder, der die 80er erlebt hat, wird für das Jahr 1985 sicherlich Live Aid als einen der ganz großen Höhepunkte nennen. Ja, Live Aid feiert 2025 tatsächlich auch seinen 40. Geburtstag. Eine Frage, die gerne gestellt wird: wo habt Ihr das Megakonzert gesehen? Erinnert Ihr Euch noch?
Am 13. Juli 1985 organsierten Bob Geldof und Midge Ure ein globales Benefizkonzert, um Spenden für die Hungersnot in Äthiopien zu sammeln. Es wird als eines der größten und bekanntesten Live-Musik-Events aller Zeiten angesehen. Übrigens reagiert Midge Ure seit ein paar Jahren entspannt auf die Frage nach Bob Geldof:
"Es ist okay, dass er Sir Bob Geldof geworden ist, und ich nicht. Ich fühle mich dabei wie ein Lehrer, der sich über den Erfolg seiner Schüler freut." Neid über die fehlende Anerkennung seiner Leistung würde wohl anders klingen.
Queen lieferten übrigens einen ikonischen Auftritt, der als einer der besten Live-Performances in der Geschichte gilt. Weitere Infos zum legendären Live Aid gibt es hier.
Was für ein Jahr! Whitney Houston veröffentlichte ihr Debütalbum "Whitney Houston". Damit wurde sie zu einem der größten Popstars der 80s. Songs wie "Saving All My Love for You" erreichten Spitzenplätze in den Charts.
Ihre Kollegin Madonna stand zum Jahreswechsel noch immer an der Chartspitze. "Like a Virgin" hatte sie zwar 1984 veröffentlicht, aber der Erfolg zog sich bis weit in das Jahr 1985. Den Song nahm sie dann auch mit auf ihre erste richtig große Welttour. "Material Girl" und "Into the Groove" brachten Madonna dann sehr bald wieder in die Charts.
In England brachte ein nachdenkliches Duo eine bemerkenswerte Platte in die Läden: "Songs from the Big Chair" von Tears for Fears. Den Dire Straits brachte das rockige Album "Brothers in Arms" kommerziell einen Riesenerfolg. Auch wenn sich Synth-Pop und New Wave weiterhin gut verkauften: Bands wie a-Ha und die Eurythmics befanden sich auf einer Erfolgswelle.
Während es die Rocker in den frühen 80ern sehr schwer hatten mit den neuen musikalischen Möglichkeiten Schritt zu halten, waren sie Mitte der 80er weit gekommen. Keyboards wurden zur Grundausstattung der neuen Rockbands. Und in den Studios wurde jetzt ganz anders gearbeitet. Die gute alte Rockmusik war mit der Zeit gegangen, klang 1985 nicht mehr angestaubt und kam mit Wucht zurück in die Charts.
Selbst klassische Superbands wie Asia hatten Erfolg. Ihr "Heat Of The Moment" ging weltweit in die Charts. Noch ein klares Zeichen, dass Rock komplett angesagt war, ist die New Wave-Band Duran Duran. John Taylor und Andy Taylor von Duran Duran starteten glatt ein Nebenprojekt im Genre Rock: The Power Station mit "Some Like it Hot". Andere Rocker waren noch experimentierfreundlicher.
Die Dire Straits ließen bei "Money for Nothing" Sting von The Police mitsingen und griffen im Text das neue Musikfernsehen auf. Der Schauspieler Rick Springfield wählte mit "Celebrate Youth" gleich eine ganz neue Karriere und Killing Joke machten einfach das ganze Jahrzehnt zum Thema, bei "Eighties". Einer der ikonischsten Rocksongs des Jahres 1985 lieferte aber Bryan Adams ab: "Summer of 69".
Auch wenn Mitglieder von Duran Duran mit dem Nebenprojekt The Power Station richtige Rockmusik ablieferten, war die Ursprungsband auch 1985 noch auf der Überhohlspur. Mit dem James Bond Soundtrack "A View To A Kill" gingen sie weltweit in die Charts. Allerdings sah es hinter den Kulissen von Duran Duran da schon nicht mehr so rosig aus.
Etwas enttäuscht waren auch die Fans von Depeche Mode. Ihr "Shake the Disease" war kein richtiges Chartmaterial. Und selbst die Australier von Real Life brachten ihre letzte erfolgreiche Single raus: "Face to Face". New Wave war einfach nicht mehr "new", und einige Bands versuchten das Label loszuwerden.
Die Pet Shop Boys wollten sich mit "West End Girls" in Richtung Dance positionieren. Obwohl dieser Sound noch wenige Jahre zuvor gerne New Wave genannt worden wäre. Die Skandinavier von a-Ha waren nicht erpicht darauf, als New Wave-Band verstanden zu werden, auch wenn "The Sun Always Shines on TV" und "Take on Me" durchaus so klangen.
Einen richtigen Partykracher landet man wohl eher aus Glück. Bei Eddie Murphy war es mit "Party all the Time" ganz klar Kalkül. Ebenso bei der Miami Sound Machine, die auf der Miami Vice-Welle gut mitreiten konnten. "Conga" und "Bad Boy" wurden große Hits.
Ein bisschen Glück hatte Phil Collins, sein "Sussudio" wurde zum Tanzflächenfüller. So auch "Part Time Lover" von Stevie Wonder. Und natürlich der ultimative Partyevergreen: "Walking On Sunshine" von Katrina an the Waves.
Das HighNRG-Genre war in den frühen 80ern noch der sichere Griff des DJs in die Plattenkiste.
Mitte der 80er kamen interessantere Platten auf die Teller. Nur in der Nische war HighNRG noch gefragt. Diese Nachfrage bediente zum Beispiel Divine mit "Shoot Your Shot".
Der relativ erfolgreiche HighNRG-Sampler "High Energy" vom JCI-Label nahm in der Not sogar Bananarama, Jermaine Jackson und Tina Turner auf die Platte.
Spannender waren da die ersten Gehversuche in Richtung Techno. Aus Frankfurt kam Curare mit "Visions and Dreams", eine der ersten Veröffentlichungen von Michael Münzing & Luca Anzilotti, die später das erfolgreichen Projekt Snap! starteten. Die Labelkollegen von Moskwa TV zeigten wie Techno sich anhören könnte. Und legten gleich noch einen nachdenklich-dystopischen Text obendrauf: "Generator 7/8". Paul Hardcastle zeigte in "19", was mit Samplern im Jahr 1985 möglich war. Das war nicht viel, der Song nennt sich "19", weil das ein möglichst kurzes Sample war. Yello begeisterten die DJs mit "Vicious Games" und Harold Faltermeyer hatte mit "Axel F" einen gigantischen Hit.
Dark Wave, als Spielart des New Wave, steckte 1985 in den Kinderschuhen. Es waren oft Bands mit einer Punk-Vergangenheit, die jetzt düstere Platten rausbrachten. So natürlich die Einstürzende Neubauten mit "Das Schaben". Aber auch die Band, die Robert Smith zugunsten von The Cure verließ: Siouxsie and the Banshees. Er hatte sich im Vorjahr endgültig für The Cure entschieden. Markanterweise kurz vor der Veröffentlichung einer der größten Siouxsie and the Banshees-Hits: "Cities In Dust". Die Dark Wave-Fans in Deutschland hatten dann auch einen Grund zu feiern. Die Sisters of Mercy veröffentlichten "Marian". Andrew Eldritch hatte dem Song ein paar deutsche Textzeilen gegeben. Die Punkrocker von Killing Joke bewiesen, dass sie durchaus mit dem Zeitgeist gehen konnten. Ihr "Love Like Blood" wurde 1985 zur Hymne des Genres.
Die Italo Disco-Fans werden auf ewig streiten, welches Jahr der 80er Spitze war. 1985 hatte zumindest viel zu bieten. Max Him klang mit "Lady Fantasy" sogar ein bisschen rockig-wild. Martinelli mit "Cinderella" eher verträumt. Während die Hamburger Moti Special um Michael Cretu zeigten, dass auch im Norden heiße Songs geschrieben wurden: "Cold Days Hot Nights". Aus Deutschland kamen auch Saphir mit "Shot In The Night". Aber immerhin hatten die einen Schlagzeuger mit italienischem Namen: Pierro Copertino. Zwei weitere Veröffentlichungen aus dem Grenzbereich des Italo Disco waren 1985 erfolgreich. Alba mit "Only Music Survives", einer fast epischen Komposition, und der etwas klamaukige Baltimora mit "Tarzan Boy".
1985 hat uns seine unfassbare Breite an Popmusik gebracht. Es war das Jahr von Falco, der mit "Rock me Amadeus" und "Jeanny (Party I)" einfach ganz oben stand. Inklusive Skandal und großer Aufregung. Ganz ohne Skandal kam natürlich der Saubermann Bruce Springsteen aus, er klang in "My Hometown" dann auch zurückhaltend und nachdenklich. Ein ähnlich sauberes Image hatte Paul Young, der unsere Herzen mit "Every Time You Go Away" erwärmte.
Und wenn wir schon bei Balladen sind, müssen auch Godley & Crème erwähnt werden, die einfach aufgrund eines technisch vollkommen überragenden Videos einen Hit landeten: "Cry". Aufgepasst, das Video erzeugt heute nur noch Fremdscham. Anders ist das bei Glenn Frey, dessen Video zu "Smuggler's Blues" ist gut gealtert. So wie Jan Hammers "Miami Vice Theme" stammt der Song auch aus der erfolgreichen TV-Serie.
Dem Kino entsprang der Simple Minds-Hit "Don't You (Forget About Me)", obwohl sich die Band um Jim Kerr hatte lange bitten lassen. Sie hatten nur eigene Songs aufnehmen wollen, stimmten dann aber zu "Don't You (Forget About Me)" zu singen. Kommerziell war das die richtigste Entscheidung der Simple Minds.
Ein weiterer Soundtrack-Hit aus dem Jahr war Madonnas "Into The Groove", aus dem Film "Susan… verzweifelt gesucht". In dem Film zeigte Madonna aber, dass das Schauspiel eine Herausforderung für sie war.
Tina Turner versuchte auch, Film und Musik zu kombinieren und trat in "Mad Max" auf. Den Song steuerte sie auch bei: "We Don't Need Another Hero". Es war wohl eine der mutigsten Entscheidungen von Tina Turner, und sie bekam die volle Anerkennung der Fans dafür.
Einen eigenen kleinen Film zum Song drehte Elton John für "Nikita". Dafür ließ er einfach die DDR-Grenze nachbauen, um sich dann in eine Ost-Grenzerin zu verlieben.
Zuletzt bleibt es noch, traurige One-Hit Wunder zu erwähnen: Double hätten es nach "Captain Of Her Heart" absolut verdient weiterte Hits zu landen... So auch Feargal Sharkey, der nach "A Good Heart" sehr bald seine Karriere beendete.
Aber der wohl wichtigste Hit aus dem Jahr 1985 hatte in den letzten Jahren ein unfassbares Comeback, das den Erfolg 1985 in den Schatten stellt: Kate Bushs "Running Up That Hill" stammt aus dem Jahr 1985 und wurde durch die Netflix-Serie "Stranger Things" nochmals deutlich erfolgreicher. Der Song hat so eine ganze neue Generation an die 80er-Musik herangeführt. So ist Kate Bush rückwirkend zur Popqueen des Jahres 1985 geworden.